Spamfilter gegen Nackte

20.09.2006
Mit der 2006er-Version seiner E-Mail-Sicherheitssoftware "Mail Marshal SMTP 2006" will sich der Hersteller Marshal in Deutschland etablieren. Helfen soll ein innovatives Feature.

Von Alexander Roth

Die Idee klingt neuartig: Der Sicherheitsspezialist Marshal hat für seine Sicherheitssoftware "Mail Marshal SMTP 2006", die den E-Mail-Verkehr von Unternehmen am Gateway überprüft, einen Filter entwickelt, der Bilddateien auf das Beinhalten nackter Haut begutachtet.

Was zunächst bizarr erscheinen mag, macht bei genauerem Betrachten durchaus Sinn: Firmen haften für die Inhalte, die auf ihren Servern liegen, und nicht jedes Unternehmen verbietet Bilderanhänge in E-Mails. So wollen Marktforscher herausgefunden haben, dass acht von zehn der 500 größten weltweiten Unternehmen bereits Mitarbeiter entlassen haben, die in der Firma Internet und E-Mail missbraucht haben. Marshal nennt als Beispiel Kunden, die Auszubildende unter 18 Jahren beschäftigen - dort, wo der rein auf Text fokussierte Content-Filter versagte, habe der "Image-Analyzer" eingehende E-Mails mit jugendgefährdenden Inhalten erkannt.

Bikinis nach Belieben zulassen

Der Image-Analyzer selbst ist allerdings nur ein optionales Zusatz-Tool für Mail Marshal SMTP 2006. Doch er ist das, was die Software neuartig macht: Spezielle Filter untersuchen Bilder (möglich sind laut Marshal über 150 Formate, unabhängig von ihrer Dateiendung) nach Farben und Formen, die typisch für (interagierende) menschliche Körper sind. Dabei verwendet die Software Markiertechniken, ähnlich den automatischen Ausschneide-Tools moderner Fotobearbeitungssoftware. Auf Basis der Informationen seiner Datenbank entscheidet dann der Filter, ob in dem Bild ein oder mehrere menschliche Körper dargestellt sind.

Der Administrator selbst kann dabei den jeweils zugelassenen Grad der Suchfaktoren (Körperform, Interaktion, prozentualer Anteil von Hautfarbe,) festlegen und somit bestimmen, ob "Bikinis" beispielweise noch zugelassen sind. Schade: Der Image-Analyzer eignet sich nicht, um Laufwerke oder Verzeichnisse nach pornographischem Inhalt zu untersuchen, obwohl sich die Technik dafür anbietet.

Ausfiltern nach Herkunftsland

Die Basissoftware Mail Marshal SMTP 2006 selbst wartet ebenfalls mit neuartigen Features auf: Laut Hersteller ist der Administrator mit der neuen Version in der Lage, spezielle Anti-Spam-Einstellungen auf Basis des Herkunftslandes zu bestimmen, beispielsweise um E-Mails bereits im Vorfeld aus den Ländern zu unterdrücken, aus denen keine Geschäfts-Mail zu erwarten ist.

Geht es nach Marshal, gehören auch Denial-of-Service- oder "Directory Harvesting"-Attacken sowie Phishing-Versuche mit der Software der Vergangenheit an. Das wiederum soll ein spezieller Filter ermöglichen, der auch in den E-Mails enthaltene Links auf ihren Gefährlichkeitsgrad überprüft. Damit sich Kunden vor Viren oder Spyware schützen können, sind allerdings optionale Zusatzpakete von Drittanbietern nötig.

Ein kleines Highlight: Auch per TLS-Protokoll (Transport Layer Security) verschlüsselte E-Mails können auf Wunsch auf ihre Seriosität überprüft werden.

Administriert und "reported" wird per Web Interface, wobei Marshal das Back-End nur auf Englisch bereithält. Der Quarantäne-Einblick (ebenfalls per Web Interface) sowie vom Administrator eingerichtete Informations-E-Mails für die Mitarbeiter erscheinen aber in Deutsch.

Mail Marshal ist nach Angaben des Herstellers kompatibel zu allen bekannten SMTP-basierten Kommunikationsplattformen wie Lotus Notes oder Microsoft Exchange. Die Software lässt sich sowohl auf Einzelservern als auch in räumlichen verteilten Installationen mit einer hohen Anzahl an Servern einsetzen. Marshal bietet verschiedene Formen von Support und Services an - je nachdem, ob der Kunde etwa den Image-Analyzer oder einen Anti-Spyware-Schutz in Anspruch nehmen möchte. Die einfachste Variante ohne Zusatzmodul kostet ab dem zweiten Jahr für Netzwerke mit 25 Nutzern etwa 150 Euro.

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