Nach Integration in EP

Sparhandy ist wieder auf Wachstumskurs



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Nach der Übernahme durch Electronic Partner (EP) 2015 wurde es zunächst etwas stiller um Sparhandy. Doch nachdem im vergangenen Jahr die Hürde von 400 Millionen Euro geknackt wurde, ist der Mobilfunk-Onlinehändler zurück auf Wachstumskurs.

Wilke Stroman ist zufrieden - in den letzten Jahren ist alles so gelaufen, wie es sich der Sparhandy-Gründer vorgestellt hat: 2013 stieg Electronic Partner (EP) mit einer Minderheitsbeteiligung bei dem Mobilfunk-Onlinehändler ein, der über mehrere Jahre hinweg mit zweistelligen Wachstumsraten auf sich aufmerksam gemacht hatte. Zwei Jahre später übernahm die Verbundgruppe die Mehrheit an Sparhandy und bündelte in der neu gegründeten Dachgesellschaft SH Telekommunikation (SH) das hauseigene Mobilfunkgeschäft. Stroman hatte es damit geschafft, seine Gründerstory zu versilbern und gleichzeitig mit weitgehenden unternehmerischen Freiheiten an der Spitze seines Unternehmens bleiben zu können.

Ist zufrieden als Unternehmer unter dem Dach von EP: Sparhandy-Chef Wilke Stroman
Ist zufrieden als Unternehmer unter dem Dach von EP: Sparhandy-Chef Wilke Stroman
Foto: Sparhandy.de

Einzig für den Wachstumskurs des Onlinehändlers erwies sich die Integration in die traditionsreiche Verbundgruppe zwischenzeitlich als Belastung. Für 2014 hatte Sparhandy noch eine 45-prozentige Umsatzsteigerung auf 317 Millionen Euro gemeldet, im Jahr darauf wurde keine Umsatzmeldung mehr veröffentlicht. Erst jetzt informiert das Unternehmen wieder über die Geschäftsentwicklung: Im Geschäftsjahr 2016 habe SH erstmals die Schallmauer von 400 Millionen Euro durchbrechen können. Im Gespräch erklärt Firmenchef Wilke Stroman, dass Sparhandy 2015 nur das weniger lukrative Hardware-Geschäft von EP übernommen habe, dafür mit Integrationsaufgaben beschäftigt gewesen sei. Die Folge: Ein nur gering verbesserter Umsatz. Erst 2016 habe man mit den Verträgen den spannenderen Teil des Mobilfunkgeschäfts von EP übernommen und sich in der neuen Rolle eingefunden. Seitdem spürt Sparhandy wieder kräftige Wachstumsimpulse: "Unser Ziel für 2017 sind 500 Millionen Euro Umsatz", erklärt Stroman selbstbewusst.

Auch in der Zusammenarbeit mit EP sieht der Unternehmensgründer dabei noch Potenziale. Bisher habe die Übernahme durch die Verbundgruppe das recht ausgeglichene Verhältnis zwischen eigenem Umsatz uns Großhandelsgeschäft nicht stark verändert. Doch hat EP soeben neue Ziele für die zugehörige Elektromarktkette Medimax formuliert - ein Feld, in dem Sparhandy deutlich größere Chancen sieht als im klassischen EP-Fachhandel.

Seit zwei Jahren gibt es den Shopping-Sender Sparhandy.tv
Seit zwei Jahren gibt es den Shopping-Sender Sparhandy.tv

Schwerpunkt auf Online - und TV

Aber auch ohne die Hilfe der Verbundgruppe sieht Sparhandy gute Wachstumsmöglichkeiten. So habe man den eigenen Onlineshop im letzten Jahr deutlich attraktiver gemacht - ironischerweise hatte der Mobilfunk-Spezialist Sparhandy bis dato keine mobile-optimierte Seite. Durch die Übernahme des Marke Getmobile habe sich das Unternehmen zudem zusätzlichen Traffic sichern können. Daneben treibt Sparhandy die Sortimentserweiterung voran. Im Einstieg in die DSL-Vermarktung sieht Wilke Stroman gute Chancen für sein Unternehmen. Ähnlich wie die EP Schwesterbeteiligung Notebooksbilliger.de sieht auch Sparhandy viel Potenzial in der stetigen Verbesserung des laufenden Geschäfts. Dazu zählen für den Mobilfunk-Spezialisten Beratungs-Content, eigenproduzierte Youtube-Videos und immer bessere Kundenprozesse bei Vertragsverlängerungen für Bestandskunden. "Was es bei uns nicht geben wird, sind dagegen Preisoffensiven mit dem reinen Ziel, Marktanteile von A nach B zu verschieben", stellt Stroman klar.

Eine Besonderheit von Sparhandy ist der 2015 gestartete eigene Shopping-TV-Sender. Neben Astra ist Sparhandy.tv inzwischen auch über Unity Media empfangbar und beschert dem Mobilfunk-Onlinehändler zwar keine rapiden Zuwächse, aber doch ein stetes Zusatzgeschäft. "Wir sehen das vor allem als Marketing-Format", berichtet Wilke Stroman. Auf dem Kanal werde ausschließlich Huawei-Hardwaregeräte in Verbindung mit attraktiven Tarifen angeboten. "Es gibt keine klassischen Peaks, doch gehen über Sparhandy.tv rund um die Uhr Bestellungen ein. Demgegenüber haben wir überschaubare fixe Kosten und können die produzierten Inhalte auch für unseren Youtube-Kanal nutzen." Zudem könne man bei dem Shopping-TV auch viel ausprobieren und habe auch bereits Testläufe mit Live-Sendungen gefahren.

Rückzug aus dem stationären Geschäft

Während das Shopping-TV weiterhin zu den Wachstumsfeldern von Sparhandy gehört, hat sich der Online-Mobilfunkhändler aus dem stationären Geschäft wieder zurückgezogen. Zwar gibt es noch den 2013 eröffneten Flagship Store in einer Kölner Einkaufsstraße, doch werde dieser inzwischen von der Kette W.E.S. Kommunikation (ibuy) betrieben, bei der Sparhandy 2015 mit 30 Prozent eingestiegen ist. "Der Laden war für uns ein Experiment", stellt Sparhandy-Chef Stroman klar. "Darauf muss man sich fokussieren. Doch schon ein halbes Jahr nach der Ladeneröffnung ist EP bei uns eingestiegen. Und so einen Store einfach nebenbei zu machen, das funktioniert wirtschaftlich nicht." Inzwischen laufe das Geschäft in Köln unter dem Laben "Sparhandy Store by ibuy" - und ermöglicht Stroman das, was er am besten kann: Den Ausbau von Sparhandy als dynamischen Online- und Großhändler. (mh)

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