Stellenabbau bei Heidelberg nicht rasch möglich - IG Metall

02.04.2008

Von Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

HEIDELBERG (Dow Jones)-Ein umfassender Stellenabbau bei der Heidelberger Druckmaschinen AG ist nach Einschätzung der IG Metall zumindest in Deutschland kurzfristig nicht möglich. "Sollte das Management hier größere Pläne haben, ginge das nicht auf einen Schlag, sondern wäre ein Prozess über mehrere Jahre", sagte der Bevollmächtigte der IG Metall, Mirko Geiger, Dow Jones Newswires am Mittwoch.

Der Gewerkschafter, der zugleich auch im Aufsichtsrat des MDAX-Konzerns sitzt, verwies dabei auf die vereinbarte Beschäftigungssicherung für die rund 12.000 Beschäftigten des Druckmaschinenherstellers in Deutschland. "Die Stammbelegschaft wird von möglichen Restrukturierungen unberührt bleiben", so Geiger.

Am Dienstag hatte der Konzern zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen seine Ergebniserwartungen für das abgelaufene Geschäftsjahr gesenkt. Der weltgrößte Druckmaschinenhersteller sieht angesichts der konjunkturellen Daten auch den weiteren Geschäftsverlauf kritisch. Sollte sich diese Tendenz nach der Ende Mai beginnenden Branchenmesse drupa bestätigen, schließt Heidelberger Druck eine Restrukturierung nicht aus, bei der auch Stellen abgebaut würden.

Über eine Restrukturierung sei aber noch nicht entschieden, hatte ein Unternehmenssprecher am Dienstag gesagt. Dafür müsse zunächst der Verlauf der drupa abgewartet werden. Die Leitmesse der Druckindustrie findet alle vier Jahre statt und läuft vom 29. Mai bis 11. Juni 2008.

Gewerkschafts-Bevollmächtigter Geiger verwies angesichts der Aussagen darauf, dass das Unternehmen kurzfristig lediglich bei Leih- und Zeitarbeitern sowie befristeten Verträgen tätig werden könnte. Bei letzteren liefen erste Kontrakte im Juli und August aus. Der Effekt daraus wäre allerdings vergleichsweise gering.

Am größten Heidelberg-Standort Wiesloch/Heidelberg komme man bei beiden Gruppen auf maximal rund 500 Beschäftigte kommen. Insgesamt arbeiten über 9.000 Mitarbeiter an dem Standort.

Erschwerend kommt nach Einschätzung Geigers hinzu, dass man diese Mitarbeitergruppen mindestens noch bis Herbst an Bord behalten müsse, um das erwartete höhere Auftragsvolumen überhaupt abarbeiten zu können. Ein weiteres Instrument für das Heidelberg-Management wäre die natürliche Fluktuation, die Geiger auf etwa 3% bis 4% pro Jahr schätzt. Sie wird aber größtenteils benötigt, um die geplanten Produktivitätszuwächse von jährlich 5% zu erreichen.

Auf Arbeitnehmerseite gehe man ohnehin davon aus, dass ohne Sondereffekte eine EBIT-Rendite von 10% in der Branche von Heidelberger Druck nicht zu erreichen ist, sagte Geiger mit Verweis auf die harsche Reaktion am Finanzmarkt. Das Management hatte diesen Zielwert als "die Maxime, die wir uns vorgeben" bezeichnet.

Anleger hatten geschockt auf die erneute Gewinnwarnung reagiert und die Aktie am Dienstag in der Spitze um bis zu 12% in die Tiefe geschickt. Analysten sprachen von einer großen Enttäuschung. Viele der Experten stuften Kaufempfehlungen und Kurziele für die Heidelberg-Aktie herunter.

Am Mittwochnachmittag notierte das Papier in einem knapp behaupteten Gesamtmarkt mit 2% im Minus bei 15,11 EUR.

Webseite: http://www.heidelberg.com/ -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/rio

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