Streit bei A&O eskaliert

06.06.2007
Gibt es einen gültigen Tarifvertrag für die A&O 4tec GmbH oder nicht? Die Gewerkschaft sagt nein, der Geschäftsführer ja.

Die Turbulenzen beim Field-Service-Anbieter A&O nehmen kein Ende. Seit Wochen sorgen die Pläne des Geschäftsführers Michael Müller für Unruhe, die aus der Übernahme der Siemens-Tochter Sinitec hervorgegangene Itec GmbH in die 4tec GmbH einzugliedern. Mitarbeiter und Gewerkschafter kritisieren, dass dieser Betriebsübergang auf Kosten der Belegschaft geht. Zwar räumte das Management ein, dass der eine oder andere Mitarbeiter sich künftig mit einem geringeren Gehalt zufriedengeben müsse. Eine pauschale Gehaltskürzung sei jedoch nicht geplant, hatte es geheißen.

In einschlägigen Internet-Foren beschweren sich Mitarbeiter indes über Gehaltskürzungen von bis zu 40 Prozent und kündigen Widerstand an. Viele der rund 560 betroffenen Angestellten wollen dem Übergang von der Itec GmbH in die 4tec GmbH nicht zustimmen. A&O-Chef Müller beruft sich im Rahmen seiner Umstrukturierung auf einen aus seiner Sicht gültigen Anerkennungstarifvertrag für die 4tec GmbH. Dieser sei zwischen dem Dienstleister und der IG Metall ausgehandelt und ordnungsgemäß am 30. April dieses Jahres vom zweiten IG-Metall-Vorsitzenden Berthold Huber sowie dem Tarifsekretär der Gewerkschaft Gerd Nierenköther unterzeichnet worden.

"Der Vertrag ist nicht zustande gekommen", widerspricht Nierenköther. Zwar habe die Gewerkschaft mit dem A&O-Management über einen Tarifvertrag verhandelt. Man habe sich jedoch über den Punkt der Besitzstandswahrung, der für die Itec-Mitarbeiter den Status aus alten Sinitec-Zeiten festschreiben sollte, nicht einigen können. Müller hätte dagegen versucht, den Status quo aus dem Sanierungstarifvertrag für Itec festzuschreiben, der Abstriche für die Mitarbeiter bedeuten würde, berichtet der IG-Metall-Sekretär. In dem umstrittenen Dokument sei lediglich der aktuelle Verhandlungsstand formuliert und festgehalten worden. "Es ist kein verbindlicher Tarifvertrag."

"Es ist für mich unvorstellbar, was hier abläuft", ereifert sich Müller und pocht auf das Vertragswerk, das angeblich in seinem Tresor liegt. Seinen Angaben zufolge bestätige ein forensisches Gutachten des Zollkriminalamts Köln die Echtheit des Schriftstücks. Diese Meinung ist jedoch umstritten. Mittlerweile kursieren Spekulationen, wonach es verschiedene Versionen des Dokuments geben soll beziehungsweise einzelne Seiten sogar manipuliert worden seien.

Diese Frage zu klären wird Aufgabe der Gerichte sein. Am 22. Juni treffen sich beide Seiten zu einem Gütetermin. Nierenköther hofft, die Angelegenheit ohne Prozess aus der Welt schaffen zu können. Die Voraussetzungen dafür stehen jedoch schlecht. In der Belegschaft brodelt es. Viele Mitarbeiter fühlen sich von Siemens sowie A&O verraten und verkauft. Offen ziehen sie Parallelen zur BenQ-Mobile-Pleite. Auch auf Seiten der Geschäftsführung liegen die Nerven blank. Anfang Juni erteilte das Management dem Münchner Betriebsratsvorsitzenden Walter Stengl Hausverbot und stellte ihn frei. Die Gewerkschaften bezeichneten diesen Schritt als plumpen Einschüchterungsversuch und kündigten ein juristisches Nachspiel an. Die Fronten sind verhärtet. (ba)

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