Rakuten.de schließt Neuaufstellung

Super Sale macht noch keinen E-Commerce-Superstar

21.02.2013

Auf dem deutschen Markt bleibt noch viel zu tun

Tradoria-Mitgründerin Beate Rank ist seit der Umfirmierung Anfang 2012 Deutschlandchefin von Rakuten
Tradoria-Mitgründerin Beate Rank ist seit der Umfirmierung Anfang 2012 Deutschlandchefin von Rakuten

Die Jahresbilanz von Rakuten belegt aber ebenso deutlich, wie weit das Unternehmen noch davon entfernt ist, international eine auch nur annähernd vergleichbare Rolle einzunehmen: So betrug das gesamte von Rakuten 2012 außerhalb Japans im Marktplatzgeschäft erzielte Handelsvolumen magere 365 Millionen Euro – ein Wert, der umso enttäuschender ist, wenn man bedenkt, dass hierzu neben Rakuten.de auch Akquisitionen wie der US-Marktplatz Buy.com, das französische Priceminister.com oder das in Großbritannien beheimatete Play.com beitragen. Im Jahresendvergleich ist der Gesamtumsatz der im Ausland beheimateten Rakuten-Töchter sogar um fast 20 Prozent eingebrochen. Eine Entwicklung, die dem Umstand geschuldet ist, dass Buy.com und Play.com ihre Handelstätigkeit im vergangenen Jahr eingestellt haben, um sich künftig vollumfänglich dem von Rakuten vertreten Marktplatz-Modell zu widmen.

„Da auch Tradoria rein auf das Marktplatzgeschäft gesetzt hat, sind wir von dieser Umstellung nicht betroffen und zählen zu den am schnellsten wachsenden Rakuten-Landesgesellschaften“, erklärt Deutschlandchefin Rank. Rakuten.de könne die auf den japanischen Erfahrungen basierenden Erkenntnisse mit am schnellsten umsetzen und pflege daher ein gutes Verhältnis zum Mutterkonzern: „Ich bekomme aus Japan das Ausmaß an Aufmerksamkeit, Support und Anerkennung, das ich mir wünsche“, so Rank.

Dennoch steht die von Rakuten-CEO Hiroshi Mikitani Anfang 2012 geäußerte Kampfansage, man wolle auch in Deutschland mit Amazon gleichziehen, in einem krassen Missverhältnis zu den Marketingmitteln, die bisher zur Erfüllung dieses Ziels bereitgestellt wurden. Selbst der nun als Meilenstein gefeierte Super Sale wurde außer durch die Schaltung von Onlinebannern nirgends beworben. „Es steht nicht zur Diskussion, Millionensummen ins Marketing zu stecken. In Japan will man erst Fortschritte bei der Umsetzung der Rakuten-Strategie sehen“, erklärt Rank. Immerhin sei man nun an einem Punkt angelangt, an dem die Neujustierung abgeschlossen sei und das E-Commerce-Modell des japanischen Konzerns seine Wirkung entfalten könne. „Auf diese Weise wollen wir nun Stück für Stück vorwärtskommen“, so Rank. „Davon, teuer Traffic einzukaufen, halten wir nichts.“

Neue Händler und mobile Services

Für einen weiteren Schub soll bei den Kunden nun die Einbindung weiterer attraktiver Hersteller- und Händlermarken sorgen. Angekündigt wurde dieser Schritt zwar schon bei der Rakuten-Hausmesse Anfang 2012, doch sei man zunächst mit der Schaffung der nötigen Voraussetzungen beschäftigt gewesen. „Unsere Key Account Manager haben in den letzten Monaten mit sämtlichen der Top 100 E-Commerce-Unternehmen in Deutschland gesprochen“, berichtet Rank. Als erstes Ergebnis werden nun bald Markenanbieter wie Design3000, Trigema, Kofferprofi und der Elektronikversender GetGoods mit eigenen Shops auf Rakuten.de vertreten sein. „Wir treffen hier auf eine extrem positive Resonanz“, erklärt Rank. „Die Marken und Händler werden Rakuten.de je nachdem als Abverkaufskanal, als zusätzlichen Vertriebsweg oder als Präsentationsplattform nutzen.“ Die Erwartungshaltung sei in jeden Fall hoch.

Ebenfalls ausbauen will Rakuten.de im laufenden Jahr sein Mobile-Engagement. So sollen der Rakuten-Marktplatz wie auch die einzelnen Storefronts für Smartphone und Tablet mobile-optimiert werden. Auf eine dezidierte Shopping-App verzichtet das E-Commerce-Unternehmen dagegen und will das Thema mobile Applikationen eher für Marketing- und Kundenbindungszwecke nutzen. „Auch das Thema On-/Offline-Verknüpfung finden wir sehr attraktiv“, erklärt Rakuten.de-Chefin Rank. Rund ein Viertel der auf der Online-Plattform vertretenen Händler betreibe auch ein Ladengeschäft, was spannende Integrationsmöglichkeiten eröffne. „Denkbar wäre, dass Rakuten-Kunden online gekaufte Waren stationär abholen. Aber auch, dass sich Kunden Waren aus dem Ladengeschäft über ihr Rakuten-Konto nach Hause schicken lassen“, so Rank. In Japan biete Rakuten bereits vergleichbare Services an und die Integration des im vergangenen Jahr übernommenen französischen Logistikdienstleisters ADS sei in diesem Kontext ebenfalls prinzipiell denkbar. Wie in vielen anderen Bereichen besitzt Rakuten auch hier viel Potenzial – von entscheidender Bedeutung wird aber sein, mit welchem Engagement der japanische Konzern diese Möglichkeiten umsetzt. (mh)

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