Mit Fachmärkten und Onlineshop

TechnoMärkte wollen Nr. 1 in der Expert-Gruppe werden



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit 16 Fachmärkten im Süden Deutschlands ist Expert TechnoMarkt derzeit der drittgrößte Gesellschafter innerhalb der Expert-Gruppe. Doch das bayerische Unternehmen hat die Pole Position im Visier - und setzt dabei nicht zuletzt auf Umsatzpotenziale im Online-Handel.
Die TechnoMarkt-Geschäftsführung (v.l.): Peter Melzl, Paul Randolf, Ralph Furtner und Sigi Müller
Die TechnoMarkt-Geschäftsführung (v.l.): Peter Melzl, Paul Randolf, Ralph Furtner und Sigi Müller

Redet man über Expert, hat man zumeist die gesamte Verbundgruppe im Sinn und vergisst dabei leicht, welche großen unternehmerischen Erfolgsgeschichten sich innerhalb der Expert-Gruppe abspielen. So betreibt die Bening GmbH im Norden Deutschlands 21 Expert-Fachmärkte und erzielte damit 2012 einen Umsatz von 169 Millionen Euro. Dicht dahinter liegt Expert Klein mit 25 in der Mitte der Republik angesiedelten Märkten und einem Umsatzniveau von 155 Millionen Euro in 2012. Konkrete Umsatzzahlen veröffentlicht Expert TechnoMarkt nicht, doch das im Münchner Umland aufgestellte Unternehmen ist laut Co-Geschäftsführer Paul Randolf "klar die Nummer 3 in der Expert-Gruppe" und bewegt sich damit umsatzseitig ebenfalls im dreistelligen Euro-Millionenbereich.

Geht es nach dem Willen des Unternehmens, ist das Erreichte erst der Anfang: "Die Geschäftsführung hat die Vision, die Expert TechnoMärkte zur Nummer 1 in der Fachhandelskooperation Expert Deutschland zu machen", heißt es selbstbewusst auf der Firmen-Webseite. Dafür setzt Expert TechnoMarkt auf einen zügigen Expansionskurs und hat zuletzt vier ehemalige ProMarkt-Filialen rund um Augsburg übernommen. Paul Randolf ist sicher, mit der Übernahme der von Rewe abgestoßenen Elektromärkte eine richtige Entscheidung getroffen zu haben: zum einen seien die Standorte auch als ProMarkt vergleichsweise gut gelaufen und zum anderen könne Expert Technomarkt die Synergien zu seinen bestehenden Märkten nutzen. "Außerdem hat ProMarkt nie ein gutes Sortiment gehabt und haben Marken wie Miele und Liebherr gefehlt, die wir nun im Zuge der Sortimentsumstellung anbieten können", so der Firmenchef.

TechnoMärkte profitieren von der Retail-Marke Expert

Randolf hat Expert TechnoMarkt zusammen mit seinen Co-Geschäftsführern Peter Melzl, Ralph Furtner und Sigi Müller 1995 mit zwei Standorten in Kaufbeuren und Freising gegründet. Das Ziel war es, rund um München ein Netz von Fachmärkten zu eröffnen. Inzwischen betreibt Expert TechnoMarkt nicht nur eigene Märkte auf der grünen Wiese, sondern ist z.B. auch mit einer Filiale im Münchner Einkaufszentrum Mira vertreten. Weitere Neueröffnungen in Erding und Freising sind bereits für 2015 geplant. Am Firmenhauptsitz in Alling betreibt das Unternehmen zudem eine 1.200 qm große Fachwerkstatt mit mehr als 70 Angestellten. Insgesamt liegt die Personalstärke in den 16 Expert TechnoMärkten bei über 700 Mitarbeitern.

Mit dem ehemaligen ProMarkt in Augsburg eröffnete Expert TechnoMarkt vor kurzem seine 16. Filiale
Mit dem ehemaligen ProMarkt in Augsburg eröffnete Expert TechnoMarkt vor kurzem seine 16. Filiale

Das Unternehmen hat damit eine Größe, die durchaus auf einer Augenhöhe mit kleineren Elektronikketten wie Innova oder Alphatecc liegt - die Zugehörigkeit zur Expert-Gruppe ist für Geschäftsführer Paul Randolf trotzdem unverzichtbar: "Selbst mit einem Umsatz von 200 Millionen Euro wären wir zu klein, um alleine am Markt zu bestehen. Expert ist nach der Übernahme vieler ProMärkte klar die Nummer 2 im Retail mit einem Umsatz von rund 4 Milliarden Euro - das ist ein Riesen-Unterschied, auch wenn es um die Akzeptanz und die Bekanntheit bei den Kunden geht." Die anderen Verbundgruppen sind aus Sicht von Randolf dagegen deutlich nachgeordnet. Denn Expert habe von Anfang an stark auf das Fachmarkt-Segment gesetzt und werde heute dementsprechend vor allem von großen Gesellschaftern geprägt.

Multichannel-Ausrichtung als Zukunftsfrage

Bei aller Liebe zu Expert gibt es allerdings einen Aspekt, in dem sich die Zentrale der Verbundgruppe und die TechnoMärkte deutlich voneinander entscheiden: Die Einstellung zum E-Commerce. "Multichannel wird die Zukunft sein", erklärt Paul Randolf ganz klar. Seit Mitte der 2000er Jahre ist die Fachmarkt-Gruppe im Online-Handel aktiv und bietet über seinen Onlineshop mittlerweile ein Sortiment von fast 90.000 Artikels an. Regelmäßig landet Expert TechnoMarkt damit auch bei Preisvergleichern auf den vordersten Rängen. Angst davor, die eigenen stationären Märkte zu kannibalisieren, hat das Unternehmen nicht: "Das Händlersterben und die Konzentration im stationären Handel hat dazu geführt, dass wir offline genügend Kunden haben."

Andere Gesellschafter in der Expert-Gruppe sehen das offensichtlich anders. Die Verbundgruppe fährt einen ausgesprochen vorsichtigen Online-Kurs und bietet auch zwei Jahre nach dem Einstieg in den E-Commerce lediglich rund 100 wöchentlich wechselnde Aktionsangebote an. "Die Mehrheit der Experten unterstützt diesen Weg der Zentrale", so die Einschätzung von Paul Randolf. Dennoch sieht der TechnoMarkt-Geschäftsführer in der unterschiedlichen Online-Ausrichtung kein Konfliktpotenzial: "Wir verreißen keine Preise. Wir sind lediglich ein Multichannel-Unternehmen und bieten in unserem Onlineshop 1:1 unsere Marktpreise an." Dass Expert-Vorstand Stefan Müller kürzlich gegenüber ChannelPartner ankündigte, auch mit Expert-Mitgliedern wie den TechnoMärkten bald beim Thema Online-Handel zusammenzufinden, wertet Randolf nicht als Kampfansage. "Ich gehe eher davon aus, dass Expert künftig in Sachen E-Commerce aufrüstet."

Den weiteren Ausbau des Online-Angebots plant auch Expert Technomarkt. Bereits jetzt bietet das Unternehmen die Buchung von Services wie z.B. die Lieferung und Installation von TV- und Haushaltsgeräten, aber auch Garantieverlängerungen online an. "Wir überlegen, künftig noch mehr Services in den Onlineshop zu bringen", sagt Randolf. Ziel sei es, Online und Offline immer stärker zu verschmelzen. "Die Kunden betrachten das heute als eine Einheit und dieses kanalübergreifende Einkaufsverhalten wird sich auch in Zukunft nicht mehr ändern."

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