Polemik gegen Betriebssystem

Tester zerpflückt Windows 8

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Frankenstein aus der Microsoft-Küche: Tester Woody Leonhard lässt kaum ein gutes Haar an Windows 8 - es enttäusche Desktop- wie Tablet-User gleichermaßen.

Frankenstein aus der Microsoft-Küche: Tester Woody Leonhard lässt kaum ein gutes Haar an Windows 8 - es enttäusche Desktop- wie Tablet-User gleichermaßen.
von Werner Kurzlechner

Windows 8 behält das gewohnte Desktop, wird aber auch touchy. Tester Leonhard: Wer zwischen Desktop und Touchscreen wechselt, kommt nicht ohne Valium aus.
Windows 8 behält das gewohnte Desktop, wird aber auch touchy. Tester Leonhard: Wer zwischen Desktop und Touchscreen wechselt, kommt nicht ohne Valium aus.
Foto: Guido Vrola - Fotolia.com

Woody Leonhards Urteil ist unmissverständlich und hart. Windows 8 sei tatsächlich so schlecht wie sein Ruf, schreibt der Buchautor und Microsoft-Experte in einem Betrag für unsere Schwesterpublikation InfoWorld. Als eigenartiger Zwitter enttäusche das neue Betriebssystem sowohl die klassischen Desktop-User als auch die Tablet-Aficionados. „Windows Frankenstein“ und „Dr. Jekyll & Mr. Hyde-Betriebssystem“ seien durchaus berechtigte Etiketten, so Leonhard weiter. Sein abschließendes Fazit: „Es wird in absehbarer Zukunft einen signifikanten Bedarf an Laptops und Desktops mit Windows 7 geben.“

Klingt bis hierhin nach Totalvernichtung. Ganz so arg ist es nicht, denn der emsig testende Leonhard nimmt im Vergleich zur Beta-Version durchaus auch einige Fortschritte und Verbesserungen in der aktuellen Version wahr. Das ändert aber wenig daran, dass er Windows 8 in vielen Passagen regelrecht zerpflückt.

Dabei gibt es zum Einstieg sogar ein Lob für eine „fulminante Engineering-Leistung“, die Microsoft durch das Verbinden bewährter Arbeitstools mit dem modernen, Touchscreen-Interface namens Metro (Leonhard benutzt den derzeit zurückgezogenen Namen) gelungen sei: „Vom Nutzerstandpunkt betrachtet ist Windows 8 aber ein Fehlschlag – ein unbeholfener Mischmasch, der den User gleichzeitig in zwei Richtungen drängt.“ Wer das klassische Windows-Desktop gewohnt sei, werde das Metro-Interface nicht mögen, andere verabscheuten die angestaubten Desktop-Anwendungen unter der aufpolierten Oberfläche.

Leonhard vergibt einen Pluspunkt dafür, dass ein Teil des positiven Windows-7-Erbes beibehalten worden sei: Steuerbarkeit, Sicherheit und breite Kompatibilität mit bestehenden Hardware- und Softwarelösungen. Hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit sei Windows 8 aber missraten. Die „begrenzten, oftmals sogar verstümmelten“ Metro-Apps seien da keine Hilfe.

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