TOP DE: Infineon erhöht zum dritten Mal Jahresprognose

28.07.2010
Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Nachdem sich beim Halbleiterhersteller Infineon der Aufschwung im dritten Quartal 2009/10 (30. September) fortgesetzt hat, hat das Unternehmen zum dritten Mal seine Jahresprognose erhöht. Der DAX-Konzern geht nun von einem Umsatzzuwachs gegenüber 2009 im mittleren bis hohen 40-Prozent-Bereich aus, wie die Infineon Technologies AG am Mittwoch mitteilte. Damit käme Infineon auf einen Jahresumsatz von mehr als 4,2 Mrd EUR. Bislang war ein Umsatzplus im hohen 30-Prozent-Bereich in Aussicht gestellt worden.

Die abermalige Prognoseanhebung ist aber nicht allein dem guten Geschäftsverlauf geschuldet, sondern auch zu großen Teilen dem starken US-Dollar. Der stärkere Dollar hat laut Infineon im dritten Quartal etwa 5 Prozentpunkte zum Umsatzplus von 17% gegenüber dem Vorquartal beigetragen. Daraufhin erhöhte der Konzern am Mittwoch seine Umsatzprognose um etwa 5 bis 10 Prozentpunkte.

Jede Veränderung um einen Cent beim Wechselkurs des Dollar zum Euro verändert auch das Segmentergebnis pro Quartal um 1,3 Mio bis 1,5 Mio EUR, wie Finanzvorstand Marco Schröter Ende Juni in einer Präsentation erläuterte.

Infineon setzt in der neuen Prognose nun einen anderen Wechselkurs an als noch bei den Zweitquartalszahlen. Es wird mit einem Kurs des Dollar zum Euro von 1,30 gerechnet, zuvor hatte Infineon einen Kurs von 1,40 zugrunde gelegt. Zehn Cent Unterschied im Wechselkurs bedeuten für Infineon 52 Mio bis 60 Mio mehr Segmentergebnis in einem Jahr.

Ein Infineon-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass sich dieser Effekt aber durch zunehmende Beschaffung im Dollar-Raum abschwäche. Derzeit stärke der Dollar das Segmentergebnis eher um 1,3 Mio EUR als um 1,5 Mio EUR pro Quartal. Im abgelaufenen Quartal trug der stärkere US-Dollar zwar etwa 5 Prozentpunkte zum Umsatzanstieg bei, "steigende US-Dollar-basierte Kosten und Aufwendungen aus Maßnahmen zur Wechselkurssicherung" verhinderten dies aber beim Segmentergebnis, hieß es von Infineon.

Infineon konnte im abgelaufenen Quartal deutlich mehr Aufträge in seine Bücher nehmen als abgearbeitet wurden. Die Quote von Auftragseingang zu Umsatz (Book-to-Bill) lag im dritten Quartal bei 1,25, wie Vorstandssprecher Peter Bauer in einer Analystenkonferenz sagte.

Mit der Anhebung der Jahresprognose blickt Infineon auch entsprechend optimistisch auf das Schlussquartal. Die Segmentergebnis-Marge soll um weitere 1 bis 2 Prozentpunkte gesteigert werden und somit zwischen 14,5% und 15,5% liegen. Eine Segmentergebis-Marge von 15% hatte Bauer seinem Unternehmen bereits als mittelfristiges Ziel gesetzt. Der Umsatz soll im Schlussquartal nochmals um einen hohen einstelligen Prozentsatz zum Vorquartal gesteigert werden.

Im dritten Quartal stieg der Umsatz des DAX-Konzerns um 17% auf 1,209 Mrd von 1,035 Mrd EUR im Vorquartal. Getragen wurde der Anstieg von einem Zuwachs in allen vier Segmenten. Infineon selbst hatte mit einem Umsatzplus im hohen einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorquartal gerechnet. Im Vorjahresquartal lag der Umsatz ohne das im Juli vergangenen Jahres verkaufte Wireline-Geschäft bei 761 Mio EUR.

Auch Ergebnis und Profitabilität konnte der Konzern aus Neubiberg bei München in der Periode von April bis Juni steigern. Der Nettogewinn wuchs auf 126 Mio von 79 Mio EUR im Vorquartal. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten mit 104 Mio EUR Nettogewinn und Erlösen von 1,125 Mrd EUR gerechnet. Die operative Segmentergebnis-Marge erreichte 13,5% nach 10,6% im zweiten Quartal. Infineon hatte sich 12,6% bis 14,6% als Ziel gesetzt.

Auch das Ziel für die Segmentergebnis-Marge erhöhte Infineon am Mittwoch. Die operative Marge soll im laufenden Geschäftsjahr nun im niedrigen 10-Prozent-Bereich liegen; bislang hatte man sie bei mehr als 10% gesehen.

Die Neubiberger waren davon ausgegangen, dass vor allem ihr Geschäft mit Handychips (WLS) und das Industriegeschäft (IMM) die Erlöse im dritten Quartal steigen lassen, wohingegen mit Kunden aus der Autoindustrie (ATV) und Chips für Reisepässe und Bankkarten (CCS) lediglich ein Umsatz auf Vorquartalsniveau erzielt werden könne.

Bei den Handychips konnte Infineon nun in der Tat mit 346 Mio EUR 30% mehr Umsatz als im Vorquartal einfahren, das Segmentergebnis stieg dabei auf 24 (Vorquartal: 9) Mio EUR. Damit war die Handychip-Sparte nach dem Industriegeschäft zweitstärkster Erlösbringer im abgelaufenen Quartal. Derzeit kann Infineon die Nachfrage der Kunden nach SIM-Karten wegen Kapazitätsgrenzen bereits nicht mehr bedienen, sagte Bauer. In früheren Quartalen wurde meist mit Kunden aus der Autobranche und mit Industriechips der meiste Umsatz gemacht.

Von den Handychips wird auch für das Schlussquartal der größte Beitrag zum Umsatzplus erwartet. Allerdings sondiert Infineon derzeit auch die Möglichkeit eines Verkaufs der Sparte. Für Interessenten wurde bereits ein Datenraum eingerichtet, als möglicher Käufer wird der US-Konzern Intel gehandelt. "Wir sind weiterhin zufrieden mit Wireless und äußern uns wie bisher nicht zu Gerüchten", sagte Peter Bauer auf eine Analysten-Frage nach der künftigen Strategie für die Sparte.

Das Industriegeschäft legte bei den Erlösen im dritten Quartal um 18% auf 373 Mio EUR zu, das Segmentergebnis kam um 39% auf 82 Mio EUR voran. Mit der Automobilbranche machte Infineon 5% mehr Umsatz und fuhr 333 Mio EUR ein. Das Segmentergebnis stieg hier leicht um 2% auf 52 Mio EUR. Im Automobilbereich musste Infineon bereits "große Anstrengungen" unternehmen, um die Kunden ausreichend beliefern zu können.

Chip Card & Security, das umsatzschwächste der vier Segmente, legte bei den Erlösen um 11% auf 110 Mio EUR zu und verdoppelte das Segmentergebnis im Quartalsvergleich auf 6 Mio EUR.

Nachdem die Produktion der Neubiberger nun über mehrere Quartale hinweg voll ausgelastet war, sollen die Investitionen für das laufende Geschäftsjahr aufgestockt werden. Mehr als 400 Mio EUR statt der bislang veranschlagten gut 300 Mio EUR sollen in Produktionsanlagen und immaterielle Vermögenswerte fließen. Im vergangenen Jahr hatte sich der Halbleiterhersteller noch auf 154 Mio EUR beschränkt. Infineon verfügte zum Ende des Quartals über eine Netto-Cash-Position von 1,1 Mrd EUR, gut 100 Mio EUR mehr als im Vorquartal.

Webseite: www.infineon.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/brb

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