TOP DE: Pfleiderer bleibt in Verlustzone

19.08.2010
Von Jürgen Hesse und Markus Klausen DOW JONES NEWSWIRES

Von Jürgen Hesse und Markus Klausen DOW JONES NEWSWIRES

NEUMARKT (Dow Jones)--Der Holzverarbeitungskonzern Pfleiderer hat seinen Umsatz im zweiten Quartal zwar verbessert, ist aber tiefer in die Verlustzone gerutscht. Volumenzuwächse, Preissteigerungen und Wechselkurseffekte hätten den Umsatz um 7,3% auf 381 Mio EUR steigen lassen, teilte das im SDAX gelistete Unternehmen am Donnerstag mit. Höhere Materialkosten ließen die Bruttomarge dennoch auf 21,9% (23,7%) fallen. Im Vergleich zu der ebenfalls schwachen Entwicklung im ersten Quartal erholte sich die Marge allerdings wieder um einen Prozentpunkt

Vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbuchte der in Neumarkt ansässige Konzern wie im Vorjahreszeitraum einen Verlust von 0,4 Mio EUR. Die Ansprüche der Kapitalgeber einer 2007 begebenen Hybridanleihe ließen das Nettoergebnis der Pfleiderer-Aktionäre jedoch auf minus 7,2 (minus 2,9) Mio EUR einbrechen. Ausgezahlt werden die Ansprüche aus der Hybridanleihe weiterhin nicht. Pfleiderer bucht diese als Verbindlichkeiten in der Bilanz, um die Liquidität zu schonen.

Belastend wirkten in den vergangenen Monaten die anhaltend hohen Rohmaterialpreise. Im ersten Halbjahr seien daher auch die höheren Umsätze teilweise durch gestiegene Rohstoffkosten kompensiert worden. Da weiter mit anhaltend hohen Preisen zu rechnen sei, müsse das Unternehmen an der Kostenschraube drehen, sagte Vorstandsvorsitzender Hans H. Overdiek während einer Telefonkonferenz.

Auf der anderen Seite sei aber der "massive Preisverfall" bei den Verkäufen gestoppt worden. Pfleiderer habe bereits erste Preiserhöhungen durchsetzen können, erklärte der Manager. Insgesamt bieten sich laut Overdiek "große Chancen" auf Ertragssteigerungen für Pfleiderer.

Eine nachhaltige Verbesserung der Ergebnissituation erwartet Pfleiderer erst 2011. Im Juli und August verlaufe das Geschäft saisonal bedingt noch etwas schwächer, im September soll aber die typische Herbstbelebung wieder einsetzen. Das Unternehmen geht davon aus, dass das zweite Halbjahr insgesamt stärker als das erste sein wird.

Für das Gesamtjahr bleibt Pfleiderer bei der Einschätzung, dass 2010 mit einem Umsatz knapp unterhalb von 1,5 (Vj: 1,4) Mrd EUR abgeschlossen werden kann. Unter dem Strich sieht Pfleiderer jedoch weiterhin einen Verlust. Für 2011 rechnet das Unternehmen damit, beim Nettoergebnis über einer schwarzen Null zu liegen, sagte Overdiek.

"Wir sehen in allen unseren Märkten Erholungstendenzen, lediglich das nordamerikanische Laminatgeschäft entzieht sich diesem Trend. Mit der Verstetigung der positiven Entwicklung sollte die Talsohle durchschritten sein", sagte Overdiek. Vorrangiges Ziel sei nun, die Bruttomarge zu verbessern und die Schulden wie angekündigt deutlich um 350 Mio EUR in den nächsten Jahren zu reduzieren. Zur Kompensation der hohen Rohstoffkosten müssten die Kostenstrukturen verbessert und die Produktionseffizienz erhöht werden. "Hier liegen noch ein paar Baustellen vor uns", sagte der CEO.

Pfleiderer will in den nächsten Jahren unter anderem durch die Abgabe von Vermögenswerten seinen Schuldenstand verringern. Das Volumen der geplanten Verkäufe liege zwischen 50 Mio und 100 Mio EUR, sagte Overdiek. Weitere Details nannte der Manager nicht. Er hoffe aber, Ende dieses Jahres "positives" berichten zu können.

Im ersten Halbjahr 2010 hatte Pfleiderer die Nettoverschuldung im Vergleich zum Jahreswechsel noch um 109,2 Mio auf 963,4 Mio EUR erhöht. Pfleiderer begründete dies mit Währungseffekten und Investitionen, nannte gleichzeitig allerdings einen Rückgang der Sachinvestitionen um 26% auf 45,7 Mio EUR. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital stieg im Halbjahr von 135,2% auf 140,2%.

Analysten bewerteten das Zahlenwerk unterschiedlich: Die Halbjahreszahlen seien besser als erwartet ausgefallen, heißt es von den Analysten beim Bankhaus Lampe. Die dauerhaft höheren Rohstoffkosten erhöhen aber den Druck, die Kostenstrukturen weiter zu verbessern.

Webseite: www.pfleiderer.com -Von Jürgen Hesse und Markus Klausen, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29 72 51 10, unternehmen.de@dowjones.com (Markus Klausen in Frankfurt hat an der Meldung mitgewirkt.) DJG/jhe/kla/has

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