TOP DE: Telekom zentralisiert Service und Vertrieb für Großkunden

29.09.2010
Von Matthias Karpstein und Hans Seidenstücker DOW JONES NEWSWIRES

Von Matthias Karpstein und Hans Seidenstücker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom zentralisiert ihren Service und Vertrieb für Geschäftskunden sowie ihre Informationstechnologie (IT) in Deutschland. Durch eine Anpassung der unzeitgemäßen, kleinteiligen Flächenstruktur solle das Unternehmen im stark umkämpften Markt wettbewerbsfähiger werden, teilte der Bonner DAX-Konzern am Mittwoch mit. Die Deutsche Telekom will zwar jedem ihrer Mitarbeiter einen Arbeitsplatz garantieren, doch zahlreiche Beschäftigte müssen ihren Arbeitsort bis Ende 2012 wechseln und künftig längere Anfahrtswege in Kauf nehmen.

Der Ex-Monopolist erhofft sich von der umfassenden Zusammenlegung der Standorte ein enormes Einsparpotenzial. "Wir sparen damit einen Betrag ein, der in einer guten dreistelligen Millionenhöhe liegt, die ich jetzt nicht näher spezifizieren möchte", sagte Thomas Berlemann, Geschäftsführer Vertrieb und Service der Telekom Deutschland, am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.

Insgesamt sollen nach den Plänen der Telekom rund 5.140 von 9.650 Mitarbeitern bald an neuer Stätte tätig werden. In Service und Vertrieb für Geschäftskunden sind es 3.640 von 6.850 Mitarbeiter, in der Informationstechnologie (IT) trifft es 1.500 von 2.800 Mitarbeitern. "Wir gehen davon aus, dass die ersten Umzüge im dritten Quartal des nächsten Jahres stattfinden", sagte Berlemann.

Personalgeschäftsführer Dietmar Welslau betonte, dass es sich bei der Zusammenlegung der Standorte nicht um eine Rationalisierungsmaßnahme handele. Jedem betroffenen Mitarbeiter solle betriebsintern eine neue Stelle beschafft werden. Allerdings müssen wohl viele Telekom-Arbeiter künftig längere Anfahrtswege akzeptieren. Für den einfachen Anfahrtsweg sehe der Tarifvertrag hier bis zu 120 Minuten vor, erklärte Welslau.

Für etwa zwei Drittel der betroffenen Mitarbeiter ergebe sich eine Anfahrtszeit von mindestens einer Stunde, etwa ein Drittel brauche nach der Umstrukturierung für den Weg zur Arbeitsstelle bis zu einer Stunde, erläuterte Berlemann. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) kritisierte die Telekom-Pläne. Ein Unternehmen, das öffentlich für vernetztes Leben und Arbeiten einstehe, zwinge die eigenen Beschäftigten auf die Straße, monierten die Arbeitnehmervertreter. Die Zentralisierung der Standorte rüttele "an den Existenzgrundlagen vieler Beschäftigter".

Dabei ist die heute von der Telekom präsentierte Umstrukturierung nur ein Auftakt größerer Pläne. Mit Verdi wollte sich die Telekom eigentlich auf eine "große Lösung" einigen, sagten Welslau und Berlemann. In einem Letter of Intent (LOI) sei eine Rahmenvereinbarung festgeschrieben gewesen, auf deren Grundlage künftige Standortveränderungen ablaufen sollten. In letzter Sekunde habe sich diesem Plan die Gewerkschaft aber verweigert.

"Die große Lösung ist aus meiner Sicht an den demokratischen Abstimmungsprozessen in der Verdi gescheitert", sagte Welslau und fügte hinzu: "Wir hatten ein schlussverhandeltes Papier auf dem Tisch, am Ende kam es nicht zum Abschluss".

Berlemann zufolge wird es zu ähnlichen Umstrukurierungen auch in anderen Geschäftsbereichen der Telekom kommen müssen. "Weil wir nicht nur in der IT und im Service, sondern insgesamt bei der Telekom Deutschland diese veralteten Flächenstrukturen haben, werden solche Veränderungen perspektivisch in den kommenden Jahren auch in anderen Funktionsbereichen kommen", sagte er.

Die derzeitigen Pläne sehen vor, bis Ende 2012 den Vertrieb und Service für Geschäftskunden bundesweit in neun Zentren sowie 28 Vertriebsbüros zu bündeln. Bislang gibt es hier 141 Arbeitsstätten. Gleichzeitig werden die IT-Teams in fünf Zentren zusammengeführt. Derzeit gibt es noch 98 IT-Standorte. 45 Mio EUR hat die Telekom für die Modernisierung eingeplant. Zudem sollen die IT-Mitarbeiter in einer 10 Mio EUR teuren Weiterbildungsmaßnahme auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht werden.

Webseite: www.telekom.com -Von Matthias Karpstein und Hans Seidenstücker, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/has

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