TOP DE: ThyssenKrupp-Aktie steigt nach positiven Aussagen von CEO

06.10.2010
Von Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES

Von Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Aktien des Industriekonzerns ThyssenKrupp haussieren am Mittwoch nach positiven Aussagen des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Ekkehard Schulz in einem Zeitungsbericht. Bis Mittag ziehen die Papiere des DAX-Konzerns mit einem Anstieg von 2,4% auf 25,08 EUR den Leitindex nach oben, der zur gleichen Zeit nur um 0,9% zulegt.

"Beim Vorsteuerertrag geht es Richtung 1 Mrd EUR oder sogar ein Stück besser", sagte Schulz dem "Handelsblatt" mit Blick auf das Ergebnis des Ende September beendeten Geschäftsjahres 2009/10. Ein Konzernsprecher bestätigte, dass sich die Aussage auf das um Einmaleffekte bereinigte Vorsteuerergebnis bezieht, also die Kennziffer, auf die sich das in Essen und Duisburg ansässigen Unternehmen bei seinen letzten Prognosen fokussierte.

Damit könnte die ThyssenKrupp AG am oberen Ende oder sogar über ihrer eigenen Zielspanne liegen, die sie erst bei Bekanntgabe der Neunmonatszahlen angehoben hatte. Demnach wird ein bereinigtes Vorsteuerergebnis im mittleren bis höheren dreistelligen Mio-EUR-Bereich erwartet. Dies erschien Mitte August schon einigen Analysten als vorsichtig, da nach drei Quartalen bereits ein Ergebnis von 923 Mio EUR aufgelaufen war.

Auch für Carsten Riek, Analyst bei Morgan Stanley, ist die Zielmarke von 1 Mrd EUR deshalb keine Überraschung. Er rechnet mit einem Vorsteuergewinn von 992 Mio EUR, weist aber zur Erklärung der Kursreaktion darauf hin, dass mit Schulz' Aussage die durchschnittliche Markterwartung um rund 10% übertroffen worden sei.

Zudem hat die ThyssenKrupp-Aktie nach Rieks Ansicht Nachholpotenzial. Zuletzt habe es einige positive Neuigkeiten gegeben, wie etwa den erfolgreichen Verkauf der griechischen Werft HSY oder die Ankündigung von Preissteigerungen im Stahlgeschäft. Letztere würden allerdings erst im gerade angelaufenen ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres volle Wirkung entfalten, was bei den gestiegenen Rohstoffkosten auch das relativ niedrige Ergebnis des vierten Quartals erkläre, erläuterte Riek.

Die Ergebnissteigerung ist nach Aussage von CEO Schulz im Wesentlichen eine Folge von Einsparungen. Das Geschäft selbst sei dagegen nur langsam in Schwung gekommen. Der Umsatz im gerade beendeten Geschäftsjahr liege bei rund 42 Mrd EUR nach 40,6 Mrd EUR im Vorjahreszeitraum, konkretisierte Schulz die Angabe des Konzerns, einen Anstieg der Erlöse zu erwarten.

"Vom Markt ist 2009/2010 nicht viel gekommen", fügte der Manager hinzu. Das aber ändere sich in diesem Jahr, denn die Hochöfen liefen derzeit unter Volllast. Vor allem die steigende Nachfrage aus der Fahrzeug- und Maschinenbauindustrie sorge für volle Auftragsbücher. Entsprechend sollen sowohl Umsatz wie Gewinn in den kommenden zwölf Monaten deutlich zulegen. Die Belastungen aus den neuen Werken in den USA und Brasilien bezifferte Schulz dabei auf über 500 Mio EUR.

Der Schritt nach Übersee hatte ThyssenKrupp mit rund 10 Mrd EUR viel mehr Geld gekostet als ursprünglich geplant. Neben diesem hausgemachten Problem war der Konzern mit einem heftigen Nachfrageeinbruch in der Wirtschaftskrise konfrontiert. Das Geschäft ging im Geschäftsjahr 2008/09 um ein Viertel zurück, am Ende stand ein Nettoverlust von 1,9 Mrd EUR.

Schulz schlug einen strikten Sparkurs ein, Geschäftsbereiche wurden abgestoßen, die Konzernstruktur gestrafft. Im Januar, nach der nächsten Hauptversammlung, wird der Manager sein Amt an den von Siemens kommenden Heinrich Hiesinger übergeben - mit nunmehr wieder schwarzen Zahlen.

Von Hiesinger wird erwartet, dass er die Technologiesparte des Konzerns stärkt und sich um das schwankungsanfällige Edelstahlgeschäft kümmert. Letzteres will ThyssenKrupp nach erfolgloser Partnersuche vorerst allein weiter betreiben. Schulz kündigte in der Zeitung an, in dem Bereich einen dreistelligen Millionenbetrag investieren zu wollen.

Ein weiteres, wichtiges Ziel des Konzerns bleibt die Zurückerlangung des Investment-Grade-Status' bei allen großen Ratingagenturen. Diesen hatte Standard & Poor's nach dem Verlustjahr 2008/09 entzogen. Laut Schulz lagen die Nettofinanzschulden von ThyssenKrupp Ende September bei 4 Mrd EUR, womit sie sich binnen eines Jahres in etwa verdoppelt haben.

Webseiten: www.handelsblatt.com www.thyssenkrupp.com -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/jhe

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