TOP DE: ThyssenKrupp bleibt nach starkem 2. Quartal vorsichtig

12.05.2010
Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach heftigen Einbrüchen im vergangenen Krisenjahr hat die Geschäftserholung beim Industriekonzern ThyssenKrupp im zweiten Quartal 2009/10 angehalten: Der DAX-Konzern hat im Zeitraum Januar bis März wieder deutliche Gewinne geschrieben und seine Jahresprognose damit quasi erfüllt. Trotzdem bleibt das Traditionsunternehmen am Mittwoch mit Verweis auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten und die deutlich gestiegenen Rohstoffkosten bei seinem vorsichtigen Ausblick für das im September endende Geschäftsjahr.

Die Einnahmen der ThyssenKrupp AG stiegen im zweiten Quartal dank der Konjunkturerholung leicht um 3% auf 10,1 Mrd EUR. Die Ertragslage wurde zusätzlich durch das milliardenschwere Sparpaket gestützt: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich auf 700 (142) Mio EUR. Vor Steuern verdiente der DAX-Konzern wieder, der Gewinn lag bei 191 Mio EUR nach einem Verlust von fast einer halben Milliarde Euro im Vorjahr.

Bereinigt um die teure Restrukturierung und Veräußerungsergebnisse lag das Vorsteuerplus bei 206 (minus 291) Mio EUR. Auch unter dem Strich erreichte ThyssenKrupp wieder schwarze Zahlen und verbuchte einen Gewinn von 206 (minus 329) Mio EUR.

Die Auftragsbücher füllen sich dank der anhaltenden Erholung auf den internationalen Stahlmärkten wieder: Im zweiten Quartal stiegen die Neubestellungen um mehr als ein Drittel auf 10,4 Mrd EUR. Die Nachfragebelebung spürte das Unternehmen nach eigenem Bekunden in nahezu allen Geschäftsbereichen.

Mit den vorgelegten Zahlen schnitt ThyssenKrupp durchweg besser ab als erwartet. Dementsprechend positiv wurde die Zwischenbilanz am Markt aufgenommen: Die ThyssenKrupp-Aktie gewinnt am späten Vormittag 1,2% und notiert bei 24,08 EUR. Die Aktien der anderen deutschen Stahlkonzerne, Salzgitter und Klöckner, notieren nach Bekanntgabe ihrer Quartalszahlen dagegen deutlich im Minus.

Vorstandsvorsitzender Ekkehard Schulz erklärte: "Die Nachhaltigkeit der derzeitigen wirtschaftlichen Erholung beurteilen wir vorsichtig optimistisch." Das Kostensparprogramm verlaufe nach Plan und werde die Ertragskraft des Konzerns nachhaltig stärken.

Um der Krise entgegenzusteuern, hatte sich der in Essen und Duisburg ansässige Konzern im vergangenen Jahr einen grundlegenden Umbau verordnet. Bis zum Geschäftsjahr 2010/11 sollen die Kosten unter anderem durch umfassende Stellenstreichungen und den Verkauf von Unternehmensteilen um 1,5 Mrd bis 2 Mrd EUR sinken.

Angesichts der verbleibenden Unsicherheiten bestätigte der DAX-Konzern seine vorsichtige Prognose. Nach Aussage von Schulz sind insbesondere die Auswirkungen der jüngsten massiven Preissteigerungen für Rohstoffe noch nicht zuverlässig abschätzbar, werden aber die Stahlindustrie und deren Kunden erheblich belasten.

Die Stahlsparte von ThyssenKrupp muss künftig teilweise nicht nur doppelt so viel für Eisenerz bezahlen, sondern sich zusätzlich auf die vierteljährliche Neuverhandlung der Lieferverträge einstellen. Noch ist nicht klar, inwiefern diese Nachteile an die Kunden weitergegeben werden können.

Nach wie vor geht ThyssenKrupp für das Geschäftsjahr 2009/10 daher von einer Stabilisierung des Umsatzes sowie einer signifikanten Ergebnisverbesserung aus. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen soll im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen, der bereinigte Vorsteuergewinn in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe.

Im vergangenen Geschäftsjahr war der Umsatz aufgrund der Wirtschaftskrise und der schwachen Nachfrage um fast ein Viertel auf 40,6 Mrd EUR geschrumpft, und vor Steuern wurde ein Verlust von 2,4 Mrd EUR verbucht. Unter dem Strich stand seinerzeit ein Minus von 1,87 Mrd EUR zu Buche.

Die Ertragslage wird in diesem Jahr durch die Kosten für den Anlauf der Produktion in den neuen Werken in Brasilien und den USA belastet. Das bereinigte Vorsteuerergebnis dürfte nach aktuellen Unternehmensschätzungen im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich gemindert werden.

Mit Blick auf die Halbjahreszahlen scheint die Gesamtjahresprognose konservativ: Denn in den ersten beiden Quartalen 2009/10 summiert sich das bereinigte EBIT bereits auf 770 Mio EUR und das bereinigte Vorsteuerergebnis auf 443 Mio EUR. Einige Analysten rechnen daher im weiteren Jahresverlauf mit einer Prognoseanhebung, hatten diese zum Ende des ersten Halbjahres aber noch nicht erwartet. Das Halbjahresergebnis sei eine gute Grundlage, um die Ziele für das Geschäftsjahr zu erreichen oder sogar zu übertreffen, meint Hermann Reith von der BHF Bank.

Für 2010/2011 erwartet ThyssenKrupp nach Aussage des scheidenden Vorstandschefs Schulz eine Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds sowie weitere positive Effekte aus dem Kostensenkungsprogramm. Dies werde sich entsprechend auf Umsatz und Ergebnis auswirken.

Webseite: www.thyssenkrupp.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 114, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/roa Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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