TOP EU: EU zwingt Telekomkonzerne zur Öffnung von Glasfasernetz - Entwurf

15.09.2010
Von Carolyn Henson DOW JONES NEWSWIRES

Von Carolyn Henson DOW JONES NEWSWIRES

BRÜSSEL (Dow Jones)--Die Europäische Kommission zwingt die Deutsche Telekom AG, die Telefonica SA und andere bedeutende Telekomkonzerne in Europa zur Öffnung ihrer superschnellen Breitbandnetze. Kommenden Montag will die EU-Behörde einem von Dow Jones Newswires eingesehen Entwurf zufolge ein ganzes Bündel an Maßnahmen vorlegen, mit denen die Großkonzerne kleineren Wettbewerbern Zugang zu ihren Glasfasernetzen zu fairen Preisen gewähren sollen.

Hintergrund für die Leitlinien im Glasfasermarkt der EU sind die Erwartungen der Kommission hinsichtlich Innovationen und Wettbewerb. Beides solle sich mit den Plänen für den Breitbandmarkt beschleunigen. Für die großen Telekomkonzerne wären die Vorgaben allerdings eine Niederlage. Sie hatten gehofft, die gesamte Kontrolle über ihre Netze erhalten zu können.

Die vor rund 50 Jahren verbauten Kupferkabel sind in die Jahre gekommen und Großkonzerne investieren große Summen, um die alten Drähte durch Glasfaserkabel zu ersetzen. Viele der einstigen Telefonmonopolisten lehnen die Öffnung ihrer schnellen Netze für Konkurrenten zumindest solange ab, bis sie ihre Investitionen in den Netzausbau wieder eingenommen haben.

Die Pläne gingen nicht weit genug, kommentierte Ilsa Godlovitch den Entwurf der Kommission. Godlovitch ist Direktorin für regulatorische Angelegenheiten bei der European Competitive Telecommunications Association (ecta). Die ecta vertritt die Interessen von neu gegründeten Telekomunternehmen. Die Direktorin geht nicht davon aus, dass die Preisgestaltung bereits klar genug ist und es eher kompliziert werden könnte, die Leitlinien umzusetzen.

Die spanische Telefonica SA wollte sich zu den Plänen auf Anfrage nicht äußern. In der Vergangenheit hatte sich das Unternehmen gegen die Öffnung von Glasfaserleitungen ausgesprochen. Dadurch würden Investitionen in neue Netze gebremst, hatte der Konzern aus Madrid begründet. Auch die britische Virgin Media hatte die Öffnung ihrer Netze abgelehnt.

Für die Branche sei die Aufrüstung der Infrastruktur wichtig, um lukrative Dienste wie Internetfernsehen und Videokonferenzen in hochauflösender Qualität anbieten zu können. Die "Financial Times Deutschland" (FTD) hatte am Dienstag von den Plänen der Kommission ebenfalls auf Grundlage des Entwurfs berichtet. Der Investitionsbedarf sei gewaltig: Europaweit wird er auf 180 Mrd bis 270 Mrd EUR geschätzt. 40 Mrd bis 50 Mrd EUR werde der Glasfaserausbau in Deutschland kosten.

- Von Carolyn Henson, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 72 51 10, unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/kla/brb

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