TOP EU: Frankreichs Regierung greift Eurostar-Auftrag für Siemens an

07.10.2010
PARIS Dow Jones)--Die Entscheidung des französisch-britischen Eurotunnel-Betreibers Eurostar, seine neuen Hochgeschwindigkeitszüge bei Siemens zu ordern, stößt in Frankreich auf politischen Widerstand. Mit der Vergabe verstoße Eurostar gegen die Sicherheitsvorschriften für Züge, die im Tunnel unter dem Ärmelkanal eingesetzt werden, sagten Vertreter der französischen Regierung am Donnerstag. Moniert wird das Antriebskonzept von Siemens. Die Züge sind mit unterflurig verteilten Motoren und nicht wie bei Alstom mit einem Motor im Triebkopf ausgestattet.

PARIS Dow Jones)--Die Entscheidung des französisch-britischen Eurotunnel-Betreibers Eurostar, seine neuen Hochgeschwindigkeitszüge bei Siemens zu ordern, stößt in Frankreich auf politischen Widerstand. Mit der Vergabe verstoße Eurostar gegen die Sicherheitsvorschriften für Züge, die im Tunnel unter dem Ärmelkanal eingesetzt werden, sagten Vertreter der französischen Regierung am Donnerstag. Moniert wird das Antriebskonzept von Siemens. Die Züge sind mit unterflurig verteilten Motoren und nicht wie bei Alstom mit einem Motor im Triebkopf ausgestattet.

Umweltminister Jean-Louis Borloo und sein Kollege aus dem Verkehrsministerium, Dominique Bussereau, werteten es als Affront, dass Eurostar bei der Auftragsvergabe die Sicherheitsvorschriften außer Acht gelassen habe. Die Investition in die Zugflotte beläuft sich auf umgerechnet 800 Mio EUR. Die beiden Minister wollen nicht akzeptieren, dass Züge, die in dem 54 Kilometer langem Tunnel fahren, Sicherheitsvorschriften nicht einhalten. Im Eurotunnel habe es bereits drei Feuer gegeben, seit er im Jahr 1994 den Betrieb aufgenommen habe, sagten sie.

Der französische Siemens-Wettbewerber Alstom hatte ebenfalls ein Angebot eingereicht, war jedoch überraschend nicht zum Zuge gekommen. In einer Alstom-Mitteilung heißt es, dass "die gegenwärtigen Sicherheitsvorschriften für Züge, die durch den Eurotunnel fahren, den höchsten Standards entsprechen und folglich die Nutzung der Züge, die Eurostar gekauft hat, nicht erlauben." Die Definition und Weiterentwicklung dieser Regeln gehörten weder in den Verantwortungsbereich des Zugbetreibers noch in den der Hersteller oder des Tunnelbetreibers.

Eurostar wies die politischen Bedenken aus Frankreich zurück. "Wir sehen keine Probleme mit den Zügen", sagte ein Sprecher. Der Zugbetreiber gehört zu 55% dem staatlich französischen Societe National des Chemins de Fer (SNCF) und zu 40% der London & Continental Railways%. Die restlichen 5% liegen in den Händen des belgischen Bahnbetreibers Societe National des Chemins de Fer Belges (SNCB).

Siemens äußerte sich zurückhaltend: "Wir sind als Industrievertreter nicht in die Entscheidungen der Behörden eingebunden und können uns daher zum Entscheidungsprozess nicht näher äußern", sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Der Münchener DAX-Konzern war am Vormittag als bevorzugter Bieter für die Erneuerung der Eurostar-Zugflotte ausgewählt worden. Nach Aussage einer mit dem Vorgang vertrauten Person dürften Siemens mit dem Auftrag mehr als 600 Mio EUR zufließen. Dafür baut der Konzern zehn Hochgeschwindigkeitszüge, die in der Lage sind, Geschwindigkeiten von bis zu 320 km/h zu erreichen.

Webseiten: www.siemens.com www.eurostar.com www.alstom.com -Von Sarah Sloat, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 103, unternehmen.de@dowjones.com Matthias Karpstein in München, Kaveri Niththyananthan in London und David Pearson in Paris haben zu dem Bericht beigetragen.) DJG/DJN/ebb/rio

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