TrutzBox von Comidio im Test

Trutzburg gegen Daten-Tracking

Frank Ziemann war 20 Jahre lang selbstständiger IT-Sicherheitsberater und Übersetzer englischsprachiger Fachartikel. Er ist Gründer des Hoax-Info-Service (http://hoax-info.de) an der TU Berlin, den er seit 1997 betreibt.

Proxy oder transparent?

Für den Betrieb der TrutzBox stehen zwei Verfahren zur Wahl. Im Proxy-Modus wird die TrutzBox einfach zusätzlich an den DSL-Router angeschlossen. Im Browser wird die TrutzBox als Proxy eingetragen und auf diese Weise läuft der Web-Verkehr über die TrutzBox, während alle anderen Anwendungen direkt über den DSL-Router ins Internet können. Im transparenten Modus hingegen werden die Rechner per LAN-Kabel oder WLAN mit der TrutzBox verbunden. Somit muss jeglicher Datenverkehr durch die TrutzBox und kann gefiltert werden. So können Sie zum Beispiel die Plaudertaschen unter den Smart-TVs in ihre Schranken weisen.

Die Software der TrutzBox, einschließlich Betriebssystem, ist praktisch komplett offen und kann durch versierte Anwender nach Belieben verändert werden – bis zur völligen Unbrauchbarkeit des Systems. Solange das System noch läuft, kann es auf den Auslieferungszustand zurück gesetzt werden. Eigene Erweiterungen sind also möglich.

Erste Schritte

Dank der reichlich mit Screenshots bebilderten Anleitung im Online-Handbuch sind Inbetriebnahme und Einrichtung recht einfach zu bewerkstelligen. Je nach verwendetem Browser muss ein Root-Zertifikat für die TrutzBox in Firefox oder in den Windows Zertifikatsspeicher (Internet Explorer, Edge, Chrome) importiert und sein Verwendungszweck mit zwei Klicks eingestellt werden.

Schließlich wird die Ersteinrichtung mit dem Anlegen eines Administratorkontos, der TrutzBox-Registrierung beim Hersteller und der Einrichtung des WLAN-Zugangs abgeschlossen. Der WLAN-Assistent lässt sich nicht überspringen, auch wenn Sie den WLAN-Adapter noch gar nicht angeschlossen haben. Diesen benötigen Sie für den Proxy-Modus nicht. Die TrutzBox verbindet sich nun mit ihrem Hersteller und lädt bei Bedarf Updates herunter.

Surfen über die TrutzBox

Wer Firefox nutzt und seinen Browser mit allerlei Add-ons wie Noscript und Ad-Blockern abgedichtet hat, kann künftig weitgehend auf diese Erweiterungen verzichten. Stattdessen gilt es vor allem in der ersten Zeit der TrutzBox-Nutzung, die Filtereinstellungen der TrutzBox so anzupassen, dass die besuchten Websites benutzbar sind. Meist funktioniert das ohne Eingriffe. Bei Websites, die viel externen Code laden, müssen Sie jedoch gelegentlich Hand anlegen. Werbung werden Sie im Normalfall kaum noch zu sehen bekommen, sogar die Adblock-Blocker (wie bei der Bild-Zeitung) laufen ins Leere.

TrutzBox-Slider regelt die Filterung
TrutzBox-Slider regelt die Filterung

Die TrutzBox blendet dazu in der rechten oberen Ecke des Browser-Fensters ein halb verstecktes Symbol ein, das bei Annäherung mit der Maus voll sichtbar wird. Ein Klick auf das Symbol öffnet die Konfigurationsseite für die gerade aufgerufene Web-Seite. Hier können Sie den so genannten Slider, einen Schieberegler, schrittweise nach rechts ziehen, um der Website mehr zu erlauben. So kann es etwa notwendig sein, den Regler bis zur Stufe 6 (bevorzugte Sprache) oder 7 (Browser-Kennung) zu ziehen. Die Daten-Tracker werden erst mit Stufe 8 zugelassen. Stufe 9 ist künftigen Erweiterungen vorbehalten, Stufe 10 schaltet die TrutzBox komplett auf Durchzug (für die jeweilige Web-Seite).

TrutzBox verfälscht Browser-Kennung für Youtube
TrutzBox verfälscht Browser-Kennung für Youtube

Auf der Konfigurationsseite können Sie ausführlich studieren, welche Dateien eine Web-Seite von woher laden will und welche durch die TrutzBox blockiert werden. Am rechten Rand werden zudem für den in der Liste ausgewählten Eintrag Details zu den abgefragten und den tatsächlich übermittelten Daten angezeigt. So übermittelt die TrutzBox zum Teil verfälschte Daten, um das Tracking und Fingerprinting des Benutzers durch Werbenetzwerke zu erschweren.

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