Übernahmespekulationen um Versatel

27.11.2007
Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires

Von Stefan Paul Mechnig Dow Jones Newswires

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der überraschende Einstieg der Berenberg Bank bei Versatel hat zu einer Welle von Übernahmespekulationen um das Telekommunikationsunternehmen geführt. Zahlreiche Analysten und Aktienhändler äußerten am Dienstag die Vermutung, dass das Kreditinstitut im Auftrag eines strategischen Investors knapp 11% an Versatel erworben hat. Die Kölner Gesellschaft gilt schon seit einiger Zeit als Kaufkandidat. Finanzkreisen zufolge hat Konkurrent United Internet Anteile unter der Meldeschwelle erworben. Das lasse vermuten, dass diese Firma auch der Auftraggeber von Berenberg sei, sagte eine informierte Person.

Auch das Bankhaus Sal. Oppenheim bezeichnete United Internet als einen möglichen Übernahmeinteressenten. Daneben wurden noch Telecom Italia, Telefonica, Arcor und freenet genannt. In allen Fällen könnte ein Zusammengehen zu Synergien von mindestens 50 Mio EUR im Jahr führen, meinten die Analysten. Auch die WestLB hält eine mögliche Übernahme von Versatel für plausibel. Aus Sicht von JP Morgan ist es vor allem das Glasfasernetz in Großstädten, mit dem Versatel auf einen Marktanteil von 20% komme, das die Gesellschaft zu einem strategisch interessanten Kaufkandidat macht.

Ein solches Interesse würde sich vor allem im Falle von Telefonica, Telecom Italia oder Arcor erklären, da diese Unternehmen ebenfalls eigene Netze haben und im harten DSL-Wettbewerb zusätzliche Infrastruktur und Kunden gut gebrauchen können. Versatel hatte im dritten Quartal fast 50.000 DSL-Nutzer gewonnen und kommt jetzt auf rund 550.000 Teilnehmer. United Internet und freenet agieren jedoch als DSL-Wiederverkäufer ohne Netz. Bislang war United Internet am DSL-Geschäft von freenet interessiert. Ein Hinwendung zu Versatel wäre eine strategische Wende.

Händler meinten, aufgrund der Eigentümerverhältnisse mit Apax als Großaktionär dürfte sich eine Akquisition des Unternehmens als nicht allzu schwierig erweisen. Der Finanzinvestor hält rund 42% der Anteile, weitere 15% liegen bei der niederländischen Fondsgesellschaft Cyrte. Die 10,73%, die Berenberg jetzt hält, sind nach Auskunft der Hamburger Privatbank nicht als strategisches Investment zu sehen, sondern werden im Handelsbestand gehalten.

Aus Sicht von Analysten deutet außerdem die Tatsache, dass die Bank die Aktien des Telefonunternehmens erst vorige Woche herabgestuft hatte, darauf hin, dass sie im Auftrag Dritter agiert. Andernfalls wäre der Verdacht begründet, dass Berenberg mit negativen Kommentaren seiner Analysten den Kurs nach unten manipuliert habe, um sich günstig mit Titeln eindecken zu können, meinte Sal. Oppenheim. Der Aktienkurs hatte auf die Nachricht vom Einstieg der Berenberg Bank stark angezogen.

Die Titel notierten am Dienstag bei mehr als 17 EUR. Die Aufwärtsbewegung hatte bereits vorige Woche nach den positiv aufgenommenen Quartalszahlen eingesetzt, nachdem der Kurs zuvor seit dem Börsengang im Frühjahr nach unten gegangen war und seinen Tiefpunkt bei 10 EUR hatte.

Webseite: http://www.versatel.de http://www.unitedinternet.de http://www.berenberg.de -Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213, TMT.de@dowjones.com DJG/stm/smh

Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite