Update: Affäre um BenQ Mobile spitzt sich zu

02.10.2006

Bei Siemens zeigt man sich überrascht und äußert Betroffenheit. Zudem lässt das Management "die Rechtsposition gegenüber BenQ" prüfen. Es sei möglich, dass BenQ gegen den mit dem deutschen Konzern geschlossenen Vertrag verstoßen hat, so eine Siemens-Sprecherin. Man habe BenQ unter anderem deshalb als Abnehmer für die Handy-Sparte gewählt, weil das Unternehmen bereit war, die deutschen Standorte fortzuführen. Noch im August hatten die Taiwanesen verlauten lassen, man sei auf einem guten Weg.

Unterdessen versucht der Insolvenzverwalter Martin Prager zu retten, was zu retten ist. Die Produktion in den deutschen Werken kann zunächst bis Ende des Jahres weiterlaufen. Er plant ferner, die Firma als Ganzes zu veräußern. Dies dürfte aber nicht leicht sein, denn schon vor einem Jahr hatte Siemens große Mühe, überhaupt einen Abnehmer seiner Mobilfunksparte zu finden.

Wie es mit den rund 3000 betroffenen Mitarbeiter von BenQ Siemens weitergeht, ist fraglich. Berichten zufolge will Siemens einen Hilfsfond in Höhe von 30 Millionen Euro einrichten. Ferner hat sich der Vorstand dazu durchgerungen, auf die bereits beschlossene Erhöhung der Gehälter um 30 Prozent zu verzichten. Die dadurch eingesparten fünf Millionen Euro sollen ebenfalls den Angestellten des Handy-Herstellers zugute kommen.

Damit reagiert das Siemens-Management um den Firmenchef Klaus Kleinfeld auf herbe Kritik von Aktionärsschützern. Sie beziehen sich dabei auf die Pleite von BenQ Mobile und die drohenden Entlassungen vor dem Hintergrund der Erhöhung der Vorstandsbezüge (siehe auch "Klaus ist fein raus" - nach BenQ-Pleite wächst die Wut auf Siemens).

Auch deutsche Spitzenpolitiker hatten sich zu Wort gemeldet. "Ich bin von den unternehmerischen Leistungen bei Siemens enttäuscht", zitiert die "Bild am Sonntag" den Bundeswirtschaftsminister Michael Glos.

BenQ hatte es abgelehnt, deutsche Mitarbeiter zu übernehmen. Siemens wäre prinzipiell bereit dazu, allerdings dürfte es kaum freie Stellen geben, da der Konzern Personal abbaut. (fn)

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