UPDATE: Areva wirft Siemens Vertragsbruch vor

04.03.2009

(NEU: Stellungnahme Siemens, Details, Hintergrund)

Von Nico Schmidt

DOW JONES NEWSWIRES

PARIS (Dow Jones)--Die angekündigte Atomtechnik-Joint-Venture von Siemens mit der russischen Atomholding Rosatom hat den bisherigen Kernkraft-Partner des Münchener Technologiekonzerns auf den Plan gerufen: Die französische Areva SA warf Siemens am Mittwoch Vertragsbruch vor. Der DAX-Konzern habe durch das angekündigte Gemeinschaftsunternehmen bestehende Vereinbarungen gebrochen und nun mit Konsequenzen zu rechnen, teilte Areva mit Blick auf eine angeblich bestehende Konkurrenzausschlussklausel zwischen Siemens und den Franzosen mit.

Die Absicht von Siemens, mit der russischen Rosatom ein Atomtechnik-Joint-Venture zu gründen, verstoße gegen Abmachungen, sagte eine Areva-Sprecherin am Morgen zu Dow Jones Newswires. "Siemens hat Verpflichtungen zu respektieren, und wir werden Maßnahmen gegen den Vertragsbruch ergreifen".

Siemens hatte am Dienstag ein Memorandum of Understanding mit der staatlichen russischen Atomholding Rosatom zur Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens in der Atomtechnologie unterzeichnet. Bis Mai sollen die Verträge unterschriftsreif sein. Beide Seiten streben eine weltweite Marktführerschaft in der Atomtechnik an.

Erst Ende Januar hatte Siemens angekündigt, sich aus dem dem Kerntechnik-Joint-Venture mit der französischen Areva SA, aus der Areva NP SAS zurückzuziehen. Diese Entscheidung begründete der Technologiekonzern seinerzeit mit fehlenden unternehmerischen Einflussmöglichkeiten als Minderheitsgesellschafter. Siemens hält gut ein Drittel an Areva. Die Partnerschaft soll nun bis spätestens zum 30. Januar 2012 enden.

Bereits seinerzeit hieß es, Siemens werde "künftig alle Optionen prüfen", um sich weiter im Kernkraftwerksgeschäft zu engagieren. "Wir wollen handeln und gestalten - und dies gilt auch für den Markt der Kernenergie", sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Löscher damals. "Angesichts des Klimawandels und des weltweit weiter steigenden Energiebedarfs ist die Kernkraft für uns als Teil eines ausgewogenen Energiemixes essentiell."

Nach übereinstimmenden Informationen der Tageszeitungen "Le Figaro" sowie und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) vom Mittwoch verbietet der Vertrag mit Areva dem DAX-Konzern, den Franzosen in den Folgejahren im Kernkraftwerksgeschäft Konkurrenz zu machen. Nach "SZ"-Informationen gilt diese Konkurrenzausschlussklausel für acht Jahre. Eine rasche Lösung für den Konflikt sei nicht in Sicht, heißt es in dem Bericht weiter. Unter Berufung auf Verhandlungskreise schreibt die Zeitung, dass frühestens im Sommer mit einer Einigung zwischen den Kontrahenten zu rechnen sei. Ein mögliches Szenario sei, dass Siemens Preiszugeständnisse beim Verkauf seiner Areva-NP-Anteile mache.

Ein Siemens-Sprecher sagte am Mittwoch auf Anfrage von Dow Jones Newswires: "Selbstverständlich kommen wir unseren vertraglichen Verpflichtungen aus dem Joint Venture mit Areva nach. Im Zusammenhang mit unserer Kündigung des Joint Ventures sind wir bekanntermaßen in Gesprächen zwischen den Partnern. Diese Gespräche dauern an." Weitergehende Kommentare wollte er nicht abgegeben.

Anfang Februar hatte eine etwaige künftige Kernenergie-Kooperation von Siemens und der Rosatom erste Konturen angenommen. Bei einem Treffen zwischen dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin und dem Siemens-Vorstandsvorsitzenden Löscher war der Münchener Konzern zu Gesprächen mit Rosatom eingeladen worden, bei denen die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit ausgelotet werden sollten.

Der am Vortag unterzeichneten Absichtserklärung zufolge soll Rosatom eine Mehrheit von 50% plus eine Aktie an dem Joint Venture halten. Das Gemeinschaftsunternehmen soll die Entwicklung der russischen Druckwasserrekator-Technologie (WWER) vorantreiben. Darüber hinaus sollen der Bau neuer sowie die Modernisierung bereits bestehender Kernkraftwerke und deren Vermarktung im Vordergrund stehen.

Löscher sagte am Dienstagabend, "die klare Marschrichtung, das klare Ziel ist, hier einen zukünftigen Weltmarktführer zu etablieren". Rosatom-Generaldirektor Sergey Kirienko sagte, "angesichts der Renaissance der Kernenergie in der Welt wollen wir einen Spieler ins Spiel bringen, der im Kernenergiemarkt eine wichtige Rolle spielen kann.

Webseiten: http://www.areva.com http://www.siemens.com http://www.sueddeutsche.de http://www.lefigaro.fr -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 111; unternehmen.de@dowjones.com DJG/ncs/jhe Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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