UPDATE: Bahn/Grube fordert bessere Qualität von Zug-Lieferanten

03.07.2009
(NEU: Aussagen der Bahn-Gewerkschaften Transnet und GBDA)

(NEU: Aussagen der Bahn-Gewerkschaften Transnet und GBDA)

Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES

BERLIN (Dow Jones)--Die Deutsche Bahn AG fordert von ihren Zuglieferanten bessere Qualität. Es sei nicht hinnehmbar, dass neue ICE-Züge bei der Übergabe noch viele Fehler hätten, sagte Bahn-Vorstandsvorsitzender Rüdiger Grube während einer Veranstaltung am Donnerstagabend in Berlin. Für ihn seien Qualität und Sicherheit derzeit die wichtigsten Themen im Konzern.

Mit Siemens, Bombardier und Alstom habe die Bahn bereits über die Qualität von Personenzügen bei künftigen Aufträgen gesprochen. "Es kann nicht sein, dass wir Produkte geliefert bekommen, die technisch nicht okay sind", kritisierte Grube. Auch für zurückliegende Schäden aufgrund von Qualitätsmängeln müsse eine Lösung gefunden werden, mahnte der Spitzenmanager der Bahn an, der sein Amt vor zwei Monaten übernommen hatte.

Eine Siemens-Sprecherin bestätigte Gespräche mit der Bahn über künftige Aufträge und im Speziellen zum Achsenbruch am Kölner Hauptbahnhof. Solange die Ursache dieses Unfalls nicht klar sei, werde sich Siemens als Führer des Herstellerkonsortiums nicht äußern, sagte sie.

Vor einem Jahr war in Köln bei geringer Geschwindigkeit ein Hochgeschwindigkeitszug der Bahn nach einem Bruch der Radsatzwelle entgleist. Der Unfall ohne Personenschaden weckte Erinnerungen an das schwerste Eisenbahnunglück in Deutschland, bei dem 1998 nach dem Bruch eines Radreifens im niedersächsischen Eschede 101 Menschen starben.

Grube will für Qualitäts- und Sicherheitsfragen einen Vorstand für Technik, Systemverbund und Dienstleistungen installieren. Über einen Personalvorschlag werde der Aufsichtsrat am 9. September entscheiden. Die Bahn wolle hier sehr schnell handeln, versprach Grube.

Sparpotenziale sieht Grube in der Vereinfachung von Unternehmensstrukturen. So habe die Bahn "viele kleine Tochtergesellschaften". Hier könne man durch eine Vereinfachung Geld sparen. Das laufende Konzernsparprogramm "React 09" dürfe nicht auf Personalmaßnahmen allein reduziert werden, sagte der Manager. Seine Kontakte zu den verschiedenen Bahn-Gewerkschaften seien von Offenheit geprägt.

Die Gewerkschaften Transnet und GDBA haben indes am Freitag die Forderung der Bahn nach Einschnitten in tarifliche Belange wegen der Wirtschaftskrise zurückgewiesen. "Für Verhandlungen, bestehende Tarifverträge nach unten zu verändern, stehen wir nicht zur Verfügung", sagten die Gewerkschaftsvorsitzenden Alexander Kirchner und Klaus-Dieter Hommel.

Die Arbeitgeber hätten geplant, die für 1. Januar 2010 vereinbarte Entgelterhöhung von 2% zu verschieben und Regelungen zur Mitarbeiterbeteiligung zu verändern. "Die Beschäftigten haben in den zurückliegenden Jahren erhebliche Vorleistungen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit erbracht", sagten Kirchner und Hommel. Dies müsse auch in der aktuellen schwierigen Situation bedacht werden. "Diese Zugeständnisse haben wir nicht infrage gestellt, als der Konzern zuletzt hohe Gewinne erwirtschaftet hat", sagten die Vorsitzenden.

Die Bahn will ihre Ausgaben in den nächsten fünf Jahren um 2 Mrd EUR senken. Die Verschuldung soll dabei auf 10 Mrd EUR zurückgeführt werden. Derzeit liegt sie bei 15,8 Mrd EUR. Bis zum Ende der Krise will die Konzernführung ihre Investitionen überdies ohne Fremdmittel umsetzen.

Einen Börsengang strebt auch der neue Vorstandsvorsitzende an. Vorgänger Hartmut Mehdorn war mit der hartnäckig verfolgten Privatisierung des Logistikkonzerns im letzten Herbst an der Finanzkrise gescheitert. Grube sagte, solange die Finanzkrise nicht überwunden sei, sei ein IPO kein Thema. Grundsätzlich müsse die Bahn aber an den Kapitalmarkt gebracht werden, da sie weiter investieren müsse.

Zu seinen weiteren Vorhaben bei der Bahn will sich Grube am 20. August zur Vorlage des Halbjahresberichtes äußern. Mit seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn will Grube nach Beendigung dessen Urlaubs im September wieder Kontakt aufnehmen.

Webseite: http://www.db.de -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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