UPDATE: Conergy braucht nach hohen Verlusten frisches Geld

06.02.2008
(Wiederholung vom Vorabend)

(Wiederholung vom Vorabend)

Von Andreas Heitker

DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Conergy AG ist 2007 tief in die roten Zahlen gerutscht und benötigt eine Zwischenfinanzierung im dreistelligen Mio-EUR-Bereich für ihre weiteren Sanierungsmaßnahmen. Dies gab das finanziell angeschlagene TecDAX-Unternehmen am Dienstagabend ad hoc bekannt.

Mit der Commerzbank und Dresdner Kleinwort vereinbarte Conergy bereits eine Finanzspritze von 240 Mio EUR. Diese steht nach Angaben des Unternehmens aber noch unter dem Vorbehalt, dass bis Mitte Februar ein positives Wirtschaftsprüfer-Gutachten zu dem vom Vorstand geplanten Sanierungskonzept vorliegt. Nach derzeitigen Erkenntnissen werde die beauftragte Prüfgesellschaft auch zu einem positiven Ergebnis ihrer Untersuchung kommen, zeigte sich der Hamburger Solarkonzern jedoch optimistisch.

Im vergangenen Herbst war Conergy in einen Liquiditätsengpass geraten und hatte zusätzliche Kreditlinien von den Banken erhalten. Seither hat das Unternehmen seinen Vorstandsvorsitzenden ausgetauscht und die Prognosen für 2007 mehrfach nach unten revidiert. Die jetzt vereinbarte Zwischenfinanzierung benötigt Conergy nach eigenen Angaben für den laufenden Liquiditätsbedarf, für Investitionen, den frühzeitigen Materialeinkauf für die neue Solarfabrik in Frankfurt/Oder und auch für Vorfinanzierungen von Projekten der Tochter Epuron.

Zurückbezahlen will Conergy das Geld mit Hilfe einer Kapitalerhöhung über rund 250 Mio EUR. Dritte Parteien hätten bereits 50% dieser Summe durch Festbezugs- oder Übernahmeerklärungen abgesichert. Die Alt- und Großaktionäre hätten weitere Beiträge zur Refinanzierung von Conergy zugesagt. Der neue Großaktionär Otto Happel werde sich mit 25% an der Kapitalerhöhung beteiligen. Mehrere große Investoren hätten ebenfalls Interesse bekundet.

Die mehrfach nach unten gesetzten Planziele hat Conergy im abgelaufenen Jahr verfehlt und verbuchte Verluste in dreistelliger Mio-EUR-Höhe. Vor Zinsen und Steuern summierte sich der Fehlbetrag bereits auf 210 Mio EUR, während im Vorjahr noch ein positives EBIT von 19 Mio angefallen war. Ende Oktober hatte Conergy den EBIT-Ausblick zunächst auf 40 Mio EUR gesenkt, aber im Dezember bereits einen Verlust von 150 Mio bis 200 Mio EUR angekündigt.

Wie der Solar-Konzern weiter mitteilte summierte sich der Verlust nach Steuern auf 194 Mio EUR nach einem positiven Nettogewinn von 8 Mio im Vorjahr. Die aufgegebenen Geschäfte hätten zu diesem Verlust mit 37 Mio EUR beigetragen, hieß es. Der Umsatz stieg zwar auf 712 (Vorjahr: 682) Mio EUR. Erst im Dezember hatte das Unternehmen allerdings erklärt, dass das bereits reduzierte Umsatzziel von mehr als 1 Mrd EUR nicht erreicht werde.

Ohne die vorgenommenen bilanziellen Änderungen und mit der alten Konzern-Struktur hätte Conergy einen Umsatz von 845 (752) Mio EUR erzielt. Hintergrund für die Abweichung ist die geänderte Bilanzierung für fortzuführende Großprojekte. Dies hat zu einer Umsatzverschiebung in spätere Berichtszeiträume geführt.

In dem soeben gestarteten Geschäftsjahr 2008 erwartet der TecDAX-Konzern weitere deutliche Verluste auf operativer Ebene. "2008 wird noch vom Turnaround geprägt sein", kündigte Conergy an. Für das fortgeführte Geschäft erwarte man nun einen Umsatzzuwachs "auf deutlich über 1 Mrd EUR". Das EBITDA werde vor Sondereffekten wohl ausgeglichen sein. Die jetzige Refinanzierung werde aber wohl weitere hohe einmalige Beratungs- und Finanzierungskosten nach sich ziehen.

Conergy rechnet wegen der Sonder- und Einmaleffekte für 2008 mit einem negativen EBIT in einem hohen zweistelligen Mio-EUR-Bereich. Auch werde sich das Finanzergebnis wegen steigender Zinszahlungen deutlich verschlechtern und so das Vorsteuerergebnis zusätzlich belasten, erklärte Conergy. Für 2007 verbucht Conergy einen EBITDA-Verlust von 174 Mio EUR - nach 24 Mio EUR EBITDA-Gewinn im Jahr zuvor. Vor Steuer entsteht ein Fehlbetrag von von 229 Mio EUR nach einem Plus von 13 Mio im Vorjahr.

Die Ende 2007 eingeleitete strategische Neuausrichtung sieht der Hamburger Konzern aber plangemäß verlaufen. Dazu gehört vor allem die Konzentration auf das Solargeschäft. Die Trennung von nicht-strategischen Aktivitäten wie die Produktion von Wärmepumpen, Biogasaktivitäten und Solarthermie-Kollektoren wird den Angaben zufolge voraussichtlich Mitte des Jahres abgeschlossen sein.

Für 2009 kündigte Conergy für das fortgeführte Geschäft bereits weiter deutlich steigende Umsätze und ein im gut zweistelligen Mio-EUR-Bereich liegendes positives EBIT an. Ab dem zweiten Halbjahr 2009 strebe das Unternehmen gute branchenübliche Renditen mit einer Vollauslastung der Solarfabrik in Frankfurt/Oder an.

Webseite: http://www.conergy.de/ -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires; +49 (0)211 - 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/rio

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