UPDATE: Conti katapultiert sich mit VDO in Zuliefer-Weltspitze

25.07.2007
(NEU: Details, Hintergrund, Aussagen von PK, Analyst, Aktienkurs)

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Von Michael Brendel

Dow Jones Newswires

HANNOVER (Dow Jones)--Die Continental AG hat das Bieterwettrennen um den drittgrößten deutschen Automobilzulieferer Siemens VDO gewonnen. Für insgesamt 11,4 Mrd EUR erwirbt das hannoversche Unternehmen die Automobil-Zuliefersparte des Münchener Konzerns und steigt mit dem größten Zukauf der Unternehmensgeschichte zum weltweit fünftgrößten Automobilzulieferer mit einem Umsatz von rund 25 Mrd EUR und rund 140.000 Mitarbeitern auf. Das Nachsehen hatte der US-amerikanische Mitbieter TRW zusammen mit seinem Großaktionär, der Investmentgruppe Blackstone, obwohl das Gebot, wie von Dow Jones Newswires berichtet, bei rund 12 Mrd EUR gelegen hatte.

"Wir sind froh, wir sind glücklich", zeigte sich der Conti-Vorstandsvorsitzende Manfred Wennemer am Mittwoch bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz erleichtert. Mit dem Kauf sei aber der einfachste Schritt getan worden. "Die große Aufgabe ist nun die Integration", sagte er und räumte ein, dass es "im Zuge des Gesamtprojektes auch zu Restrukturierungsprozessen kommen wird". Dabei würden zunächst die unter Siemens-Regie von VDO erarbeiteten Pläne "zügig" umgesetzt. Die Folgen dieses Prozesses sollen seinen Angaben zufolge sozial verträglich gestaltet werden. Ein Stellenabbau sei ebenso wenig geplant wie der Verkauf von Teilen des Unternehmens.

Nach dem Kauf von Teves vor fast zehn Jahren und weiteren Zukäufen (Temic, Phoenix, Motorola) sei nun ein vorläufiger Höhepunkt erreicht, sagte der für die Sparte Automotive Systems zuständige Vorstand Karl-Thomas Neumann. Conti könne nun "alles anbieten, was man braucht um Motoren zu steuern und Emissionen zu reduzieren", sagte Wennemer. Zudem werde mit dem Erwerb der Marktposition auf allen relevanten Märkten ausgebaut. "Die Entscheidung ist erst in allerletzter Sekunden gefallen", sagte Neumann zu Dow Jones Newswires.

Auch der neue Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher bezeichnete das Transaktionsvolumen als "hervorragendes Ergebnis". Ein Teil des Erlöses solle indirekt an die Investoren weitergerecht werden. Wie Löscher am Mittwoch während einer Telefonkonferenz sagte, erfolge die Weitergabe des Erlöses über den Rückkauf einer Wandelanleihe. Der ursprünglich geplante Börsengang, der auch bis zuletzt offiziell favorisiert worden war, hätte laut Löscher lediglich 8 Mrd bis 8,5 Mrd EUR eingebracht.

Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser sagte in einer Telefonkonferenz, neben dem Preis sei auch die Finanzierungsfestigkeit der Transaktion und die Nachhaltigkeit und Werthaltigkeit des Angebots ausschlaggebend für Continental gewesen. So habe Continental ein durchgängig "solide finanziertes" Angebot vorgelegt.

Für das Unternehmen habe Conti einen "angemessenen Preis" bezahlt, zeigte sich Wennemer überzeugt. Der Kaufpreis beinhaltet unter anderem zukünftige Steuervorteile für Continental, deren Wert mit rund 1 Mrd EUR angesetzt werden. Der Kaufpreis ist aus Sicht von Marc-Rene Tonn, Analyst bei M.M. Warburg (MMW), nicht zu hoch. "Das ist eher positiv zu sehen", sagte Tonn am Mittwoch zu Dow Jones Newswires. Grund seien die Steuervorteile von rund 1 Mrd EUR. Aber auch ohne diese Vorteile wäre der Kaufpreis noch vertretbar, so Tonn. "Conti führt dieser Zukauf in eine neue Ära. Das ist ein Entwicklungsschritt", sagte er.

Die Nettosynergiepotenziale ab 2010 wurden mit mindestens 170 Mio EUR beziffert. Bereits im kommenden Jahr solle VDO zu einem steigenden Gewinn je Akte beitragen, sagte Hippe. Der Vollzug des Erwerbs solle bis zum Jahresende erfolgen und die vollständige Integration bis Ende 2009 abgeschlossen sein.

Die Finanzierung läuft, wie zu erwarten gewesen war, "größtenteils über Fremdmittelaufnahmen, die durch Maßnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals ergänzt werden", führte Hippe aus. Der VDO-Kauf werde die Kapitalstruktur des Unternehmens effizienter gestalten, mit den Banken seien "attraktive Konditionen" ausgehandelt worden. Man verfüge über ein Finanzierungspaket, "das darauf abzielt, ein weiterhin solides Kreditrating von BBB bzw. Baa2 zu erreichen", hieß es.

Die Verschuldung wird durch den Zukauf zum Jahresende laut Hippe in Richtung 160% steuern. Zuletzt hatte diese lediglich um 20% gelegen, was am Finanzmarkt kritisiert worden war. Ziel sei es, langfristig ein Gearing (Verschuldungsgrad)zwischen 80% und 100% zu erreichen. Der Vollzug des Erwerbs steht den Angaben zufolge unter der Bedingung der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden. Die Continental-Aktie schloss nach zunächst größeren Kursverlusten mit einem Plus von 1,7% bei 108,50 EUR. Die Siemens-Aktie fiel dagegen vor allem wegen unter den Erwartungen liegenden Quartalszahlen um 6% auf 99,70 EUR.

Webseite: http://www.conti-online.com

http://www.siemensvdo.de

-Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115, michael.brendel@dowjones.com

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