UPDATE: EADS verbreitet mit "Vision 2020" Optimismus

10.01.2008
(UPDATE: Details, Aussagen von Vorstand und Analysten, Aktienkurs) Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES

(UPDATE: Details, Aussagen von Vorstand und Analysten, Aktienkurs) Von Kirsten Bienk DOW JONES NEWSWIRES

DONAUWÖRTH (Dow Jones)--Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS hat am Donnerstag Details seiner Mittelfristprognose "Vision 2020" vorgestellt und so Optimismus für die eigene Zukunft verbreitet. Kernpunkt der von CEO Louis Gallois entwickelten Unternehmensstrategie ist eine größere Ausgeglichenheit von Sparten und Standorten. So plant das Management den Ausbau der Nicht-Airbus-Aktivitäten und die Schaffung von Produktionsstätten außerhalb Europas.

Auch für das abgelaufene Jahr zeichnete Gallois mit Blick auf Flugzeugauslieferungen und Sparziele ein positives Bild. Details zu Umsatz und Ertrag will er aber erst im März nennen. Für konkrete Zahlen sei es wegen der komplizierten Rechnungslegung noch zu früh, sagte er. Am Markt kamen seine Aussagen gut an. Der Kurs der Aktie reagierte bis Handelsschluss in Frankfurt mit einem Plus von 0,9% auf 19,00 EUR.

Gallois will in den kommenden Jahren die Abhängigkeit der European Aeronautic Defence and Space Co (EADS) von der Flugzeugtochter Airbus reduzieren. Der Manager begründete dies mit dem zyklischen und sehr kapitalintensivem Geschäft bei Verkehrsflugzeugen. Während Airbus derzeit rund 64% des EADS-Umsatzes ausmacht, sollen es künftig nur noch 50% sein. Erreicht werden soll dies durch organisches Wachstum, Partnerschaften und Zukäufe.

Außerdem will der CEO EADS unabhängiger vom europäischen Markt machen und das Unternehmen internationaler aufstellen. Den Fokus legt das Management hier auf die USA und Asien. Künftig sollen rund 20% der Mitarbeiter und rund 50% der Beschaffung aus dem nicht-europäischem Raum stammen.

Stärken will der CEO auch das margenstarke Dienstleistungsgeschäft. Während EADS hier derzeit nur 10% ihres Umsatzes erzielt, soll dieser Anteil auf 20% bis 25% steigen. Das würde einem Umsatzbetrag von 20 Mrd EUR entsprechen.

Gallois stellte klar, dass es sich bei der vorgestellten Vision nicht um einen "Traum" handele, sondern um Sofortmaßnahmen. Alle Mitarbeiter seien aufgefordert, sofort zu handeln. Mit diesem Programm will Gallois vor allem zurück zur Profitabilität finden. Er plant bereits vor dem Jahr 2015 eine EBIT-Marge von 10%. Bei einem Wechselkurs des Euro zum Dollar von derzeit 1,45 EUR bzw 1,50 EUR sei dies zwar eine ambitionierte Aufgabe. Je stärker sich jedoch der US-Dollar gegenüber dem Euro entwickele, desto eher sei dieses EBIT-Ziel erreichbar, sagte der CEO.

Die bisherige Entwicklung des Dollar-Kurses mache allerdings weitere Maßnahmen beim Airbus-Restrukturierungsprogramm "Power8" notwendig. Das Programm basiere auf einem USD-Wechselkurs von 1,35 EUR. EADS müsse weitere Schritte tun, um die Folgen des Kursanstieges abzufedern. Welche Maßnahmen dies sein werden, wollte Gallois jetzt noch nicht sagen. Er verwies auf einen späteren Zeitpunkt.

Trotz der Wechselkurse zeigte sich Gallois mit dem bisher Erreichten zufrieden. Das für 2007 prognostizierte Power8-Sparziel von 300 Mio EUR sei übererfüllt worden, und auch 2008 seien bereits die ersten Einsparungen erreicht worden. "Wir befinden uns im Plan und auf einem guten Weg", sagte der CEO.

Überhaupt ist das vergangene Jahr nach seiner Einschätzung besser verlaufen als zunächst geplant. Es sei zwar zu früh, um Umsatz und Ertrag zu nennen, sagte er. Er sei aber klar, dass sich der Auftragseingang zu Katalogpreisen auf 125 Mrd EUR belaufen und damit das Vorjahresniveau überschreiten werde. Damit nehme auch der Auftragsbestand einen historischen Höchststand ein. Außerdem habe Airbus mehr Flugzeuge ausgeliefert als prognostiziert. Es seien mehr als die geplanten 440 bis 450 Maschinen an Kunden übergeben worden.

Mit Blick auf die Liquidität macht sich der CEO keine Gedanken. Die Nettoliquidität sei 2007 auf mehr als 5 Mrd EUR gestiegen. Ausreichend Kapital für Zukäufe seien vorhanden. Deswegen sei eine Kapitalerhöhung derzeit kein Thema. Auch der Cash-Flow werde 2007 über den Prognosen liegen, die EADS im November genannt habe.

EADS setze weiterhin darauf, dass sich mehr Investoren aus dem nicht-staatlichen Bereich an dem Konzern beteiligen. Der Staatsanteil solle nicht steigen, sagte Gallois. Das gelte auch für Frankreich.

Ebenfalls mit Optimismus blickt Gallois auf das laufende Jahr. 2008 könne ein paar gute Nachrichten bringen, sagte der CEO und nannte die bevorstehende Entscheidung der US-Regierung über die Lieferung von Tankflugzeugen als Beispiel. Außerdem finde im Sommer der Erstflug des Militärtransporters A400M statt. Zudem soll die Zahl der A380-Auslieferungen auf 13 in diesem Jahr steigen. "Wir werden die ersten Früchte unserer Arbeit ernten", sagte Gallois.

Der Auftragseingang werde aber das Niveau von 2007 nicht überschreiten können. Denn wer jetzt ordere, müsse sich auf eine lange Wartezeit einstellen. Außerdem sei nicht klar, wie sich die gesamtwirtschaftliche Situation entwickeln werde.

Die Aussicht auf gute Auftragseingänge im laufenden Jahr dürfte bei EADS für eine freundliche Kurstendenz sorgen, sagte ein Analyst. Dass die hohe Zahl der Bestellungen aus dem vergangenen Jahr im laufenden Turnus voraussichtlich nicht zu halten sein dürfte, sei wohl Konsens im Markt. In der Summe böten die Aussagen des CEO Louis Gallois wenig wirklich Neues.

Webseite: http://www.eads.com -Von Kirsten Bienk, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3116, kirsten.bienk@dowjones.com DJG/kib/jhe

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