UPDATE: Eick wird Vorstandsvorsitzender bei Arcandor

03.12.2008
(NEU: Hintergrund, Analyst, Aktienkurs) Von Natali Schwab DOW JONES NEWSWIRES

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FRANKFURT (Dow Jones)--Karl-Gerhard Eick soll Vorstandsvorsitzender der Arcandor AG werden und im kommenden Jahr Thomas Middelhoff ablösen. Der noch amtierende Finanzvorstand der Deutschen Telekom soll auf Vorschlag des ständigen Ausschusses des Aufsichtsrates den Posten zum 1. März übernehmen, teilte der Handels- und Touristikkonzern am Mittwoch mit. Middelhoff lege zum gleichen Zeitpunkt sein Amt nieder. Der Aufsichtsrat werde in einer außerordentlichen Sitzung am 4. Dezember zu dem Thema tagen.

Middelhoff hatte sein Mandat als Vorstandsvorsitzender in diesem Jahr zum zweiten Mal befristet verlängert, um im Anschluss wieder außerhalb des Konzerns unternehmerisch tätig sein zu können. Der Vertrag lief ursprünglich bis zum 31. Dezember 2009.

Um die Personalie Middelhoff ranken sich schon seit längerem Spekulationen. Zuletzt geriet der Konzern durch Finanzierungsprobleme negativ in die Schlagzeilen. Die tagelange Hängepartie um eine Refinanzierung ließ die Aktie auf unter 2 EUR abstürzen und Forderungen nach einem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden laut werden.

Am Vortag hatte die Deutsche Telekom den Rücktritt von Eick per Ende Februar mitgeteilt. Daraufhin waren bereits Spekulationen aufgekommen, er könne Middelhoff beerben. Die Aktie verzeichnete daraufhin einen deutlichen Kurssprung. Vor seiner Tätigkeit bei der Telekom war Eick Finanzvorstand bei Unternehmen wie BMW, der Haniel-Tochter Gehe (heute Celesio) und schließlich bei Haniel selbst.

Der Vorschlag, Eick den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei Arcandor zu übertragen, war vom Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich Carl Janssen gekommen, der für die Privatbank Sal. Oppenheim in dem Gremium sitzt. Sal. Oppenheim ist mit 28,6% an dem Handels- und Touristikkonzern beteiligt und neben Madeleine Schickedanz dessen wichtigste Aktionärin.

Middelhoff hatte den Konzern vor knapp drei Jahren noch als KarstadtQuelle firmierend kurz vor der Insolvenz übernommen und radikal umgebaut. Er verkaufte die Immobilien, um Verbindlichkeiten zu tilgen, stieß unprofitable Warenhäuser sowie die Versandhandelstochter Neckermann ab und baute mit Thomas Cook die Touristik als drittes Standbein neben den Warenhausgeschäft (Karstadt) und dem Versandhandel (Primondo) aus.

Zuletzt agierte der Vorstandsvorsitzende jedoch glücklos. So kam eine angedachte Fusion von Karstadt mit einem anderen Partner nie zustande. Stattdessen versuchte er das schwächelnde Geschäft mit einer tiefgreifenden Umstrukturierung zu beleben.

Arcandor hatte zuletzt Ende November Veränderungen im Management mitgeteilt. Neben dem langjährigen Einkaufsvorstand Helmut Merkel verlässt auch Finanzvorstand Peter Diesch den Konzern. Vor zwei Monaten war bereits der Vertrag mit Personalvorstand Matthias Bellmann gekündigt worden. Der Vorstand besteht künftig neben Eick aus Andreas Günther, der das Amt des Finanzvorstandes am 1. Januar antritt. Hinzu kommen Stefan W. Herzberg (Karstadt), Marc Sommer (Primondo), und Manny Fontenla-Novoa (Thomas Cook).

Der Markt nahm den Wechsel positiv auf. Ein Analyst verwies auf das Renommee Eicks im Finanzsektor. Seine bei der Telekom gesammelten Erfahrungen dürften ihm bei Arcandor nun zu Gute kommen. Die Entscheidung sei sinnvoll und hilfreich, auch wenn die operativen Probleme dadurch noch nicht gelöst seien. Hier sieht der Analyst auch den einzigen Nachteil: Eick sei kein ausgewiesener Handelsexperte, stellte er fest.

Die Aktie steigt am Mittag um 11,3% auf 2,28 EUR.

Webseite: http://www.arcandor.com - Von Natali Schwab, Dow Jones Newswires; +49 (0)69-29725 119, natali.schwab@dowjones.com DJG/nas/kla

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