UPDATE: Freenet warnt vor Folgen der Forderung nach Zerschlagung

20.07.2007
Von Stefan Paul Mechnig

Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

HAMBURG (Dow Jones)--Der Telekommunikationsanbieter freenet hat vor negativen Folgen der Zerschlagungsdebatte für das Unternehmen gewarnt. Dies führe zu Verunsicherung bei Mitarbeitern, Anteilseignern und Geschäftspartnern, sagte der Vorstandsvorsitzende Eckhard Spoerr am Freitag auf Hauptversammlung in Hamburg. Zugleich verteidigte er die Strategie der Kombination von Internet und Mobilfunk gegen Kritik. Der Aufsichtsrat nahm Spoerr gegen den neu hochgekommenen Vorwurf der Vetternwirtschaft in Schutz und rechtfertigte ein umstrittenes Aktienprogramm.

Spoerr sagte, einzelne Aktionäre redeten die freenet AG mit Blick auf ihre "Partikularinteressen" schlecht und fügten dem Unternehmen damit "sichtbaren Schaden" zu. "Ton und Methode" der öffentlichen Diskussion befremdeten ihn sehr und seien für ein deutsches Unternehmen "äußerst fragwürdig", bemängelte er. Unter anderem der freenet-Konkurrent Drillisch, der mit inzwischen 10% an dem größeren Wettbewerber beteiligt ist, hat sich für eine Aufteilung des erst im März fusionierten Hamburger TecDAX-Unternehmens ausgesprochen und Spoerrs Arbeit gerügt.

Inzwischen lässt der Vorstand einen möglichen Verkauf des gesamten Unternehmens prüfen. Gleichzeitig ist freenet nach Spoerrs Worten aber auch weiter offen für Zukäufe. Die Mittel dazu hätte das Unternehmen. Spoerr räumte ein, dass er am Mobilfunkanbieter Talkline interessiert gewesen war, der dann an den Wettbewerber debitel gegangen ist. Freenet sei schließlich aus dem Bieterkampf ausgestiegen, weil es ein "unseriöser Kauf zu einem überhöhten Preis" geworden wäre.

Man benötige Talkline nicht für die Umsetzung der Strategie, die auf die Konvergenz von Festnetz, schnellem Internet und Mobilfunk setzt, sagte Spoerr. Hier sei freenet besonders im Wachstumsmarkt des mobilen Internets bestens positioniert. Unterstützung für seine Strategie erhielt der Vorstand von Aktionärsvertretern. "Der Schalter ist umgelegt, freenet kann und muss jetzt durchstarten", sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Eine Zerschlagung lehnte er ab. Man sehe darin keinen Vorteil für die Aktionäre.

Kritik äußerte Hechtfischer an dem im Mai verabschiedeten Aktienwertsteigerungsprogramm für die Führungskräfte: "Das hat uns nicht ganz so gefallen." Auch die britische Fondsgesellschaft Hermes, die mit 5,4% an freenet beteiligt ist, rügte das Programm und forderte den Vorstand zu einem teilweisen Verzicht auf die Bezüge auf. Dem alten Aufsichtsrat werde Hermes deswegen die Entlastung verweigern, sagte Geschäftsführer Stephan Howaldt.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Thoma sagte, das Aktienprogramm liege nicht außerhalb des üblichen Rahmens. Es handele sich angesichts des harten Wettbewerbs, in dem sich freenet bewege, um eine "sinnvolle und zwingend erforderliche Maßnahme" zur langfristigen Bindung des Managements. Das Programm sieht vor, dass das Management über sechs Jahre insgesamt maximal rund 50 Mio EUR verdienen kann, wenn der Aktienkurs bestimmte Zuwachsraten erzielt.

Zu den unlängst publik gewordenen persönlichen Anschuldigungen gegen Spoerr sagte Thoma, hier werde systematisch versucht, den Ruf des Vorstandsvorsitzenden in der Öffentlichkeit zu schädigen. Die erstmals vor fünf Jahren erhobenen und seither immer wieder kolportierten Vorwürfe des früheren Buchhalters Marc Münch, Spoerr habe Scheinumsatze getätigt, Beteiligungen zu überhöhten Preisen verkauft und damit sich und andere begünstigt, seien falsch. Der Aufsichtsrat habe seinerzeit mit Hilfe externer Sachverständiger eine gründliche Untersuchung vorgenommen.

Webseite: http://www.freenet-ag.de

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