UPDATE: Heidelberger Druck erwartet auch 2009/10 einen Verlust

09.06.2009
(NEU: Details, Hintergrund, vorbörslicher Aktienkurs) Von Nico Schmidt Dow Jones Newswires

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FRANKFURT (Dow Jones)--Die finanziell angeschlagene Heidelberger Druckmaschinen AG blickt nach einem Geschäftsjahr mit herben Verlusten einer unvermindert schwierigen Zukunft entgegen. Für das laufende Geschäftsjahr 2009/10 (31. März) erwartet der im MDAX notierte Druckmaschinenhersteller nach Angaben vom Dienstag "keine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage" und eine anhaltend niedrige Investitionsbereitschaft in der Druckindustrie. Angesichts des außerdem niedrigen Auftragsbestands sieht der Konzern 2009/10 einen Umsatzrückgang und neuerliche Verluste.

Zwar sollen die Effekte des gestarteten Kostensparprogramms den Ergebnisauswirkungen des Umsatzrückgangs entgegenwirken. "Die deutlich gestiegenen Refinanzierungskosten" werden laut Heidelberger Druck aber zu einem "hohen Aufwand beim Finanzergebnis" führen, weshalb für das laufende Geschäftsjahr mit einem weiteren Verlust zu rechnen ist.

Am Markt wird der schwache Ausblick als wenig überraschend eingestuft. Gegen 8.22 Uhr wird die Heidelberger-Druckmaschinen-Aktie im vorbörslichen Handel bei 4,90 EUR zu 5,00 EUR getaxt und damit gut 3,2% unter dem Vortagesschluss.

Wegen des schwierigen Wirtschaftsumfelds hatte der weltgrößte Hersteller von Bogendruckmaschinen vor einigen Monaten ein groß angelegtes Kostensparprogramm eingeführt, das im Schlussquartal 2008/09 nochmals verschärft wurde. Mit Hilfe des umfassendem Maßnahmenpakets will Heidelberger Druck bis zum Geschäftsjahr 2010/11 jährlich 400 Mio EUR einsparen. Die Umsetzung der Einsparungen verlaufen "planmäßig"; bereits 2008/09 sparten die Heidelberger 84 Mio EUR ein.

Ein Großteil der Kostenreduktionen soll im Personalbereich generiert werden; von den einst rund 20.000 Beschäftigten könnte nach Unternehmensangaben etwa ein Viertel die Stelle verlieren. Dabei scheinen die Verhandlungen auf dem Weg: "Die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern und der Gewerkschaft über die notwendigen Senkungen der Personalkosten wurden im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres aufgenommen". Die Kosten des gesamten Sparprogramms wurden mit der Buchung von 179 Mio EUR bereits "fast vollständig" im abgelaufenen Geschäftsjahr erfasst.

Der Vorstandsvorsitzender Bernhard Schreier sagte: "Wir haben uns frühzeitig mit verschärften Kostensenkungsmaßnahmen auf die schwierige Lage der Weltwirtschaft eingestellt und arbeiten mit Hochdruck daran, die Konjunkturabhängigkeit von Heidelberg weiter zu verringern". Der Manager sieht das Unternehmen "optimal aufgestellt", um bei einer wirtschaftlichen Belebung wieder profitabel arbeiten zu können.

Der Maschinenbau steckt nach massiven Orderrückgängen in der heftigsten Rezession seit Jahrzehnten. Allein im April lag das Minus beim Auftragseingang im Vorjahresvergleich nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) bei real 58% und damit so hoch wie noch nie seit Beginn der Statistik Ende der 1950er Jahre. Hohe Stornoraten und Bestellrückgänge machen auch und vor allem den Druckmaschinenherstellern schwer zu schaffen. Hauptgrund für die schwere Branchenkrise ist der Einbruch auf dem Printwerbemarkt, denn die Druckereien sind von Zeitungen abhängig, die wiederum auf Werbungseinnahmen angewiesen sind.

Heidelberger Druckmaschinen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 wegen der Wirtschaftskrise unter dem Strich einen Verlust von fast einer Viertel Milliarde Euro geschrieben. Das Unternehmen geriet wegen der Krise in finanzielle Nöte und beantragte bei der Bundesregierung Kredite sowie Bürgschaften in bisher nicht genannter Höhe. Medienberichten zufolge will Heidelberger Druckmaschinen einen Kredit von der staatlichen Förderbank KfW in von 300 Mio EUR und Staatsbürgschaften aus dem Konjunkturpaket II von 400 Mio bis 500 Mio EUR.

Am Dienstag hieß es von dem Konzern, die grundsätzliche Zustimmung des Bundes für die Hilfen sei erteilt worden. "Mit dieser Unterstützung können wir den Zeitraum der Finanzmarktkrise überbrücken. Mit der erwarteten Kreditzusage unserer Banken verfügen wir jetzt auch weiterhin über einen soliden Finanzierungsrahmen", fügte Schreier hinzu. Auf die endgültige Zustimmung der Staatsbürgschaften und des KfW-Kredits wartet das Unternehmen nach Aussage des Managers aber noch.

Webseite: http://www.heidelberg.com Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; Nico.schmidt@dowjones.com (Hans Seidenstücker hat zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/ncs/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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