UPDATE: HeidelDruck rutscht 2009/10 tiefer in der Verlustzone

22.04.2010
(NEU: Details, Hintergrund)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die krisengebeutelte Heidelberger Druckmaschinen AG hat das wohl schwierigste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte hinter sich gebracht. Erwartungsgemäß erlitt der weltgrößte Druckmaschinenhersteller 2009/10 einen deutlichen Einbruch sowohl bei den Neuaufträgen als auch dem Umsatz und schrieb tiefrote Zahlen. Die düstere Prognose aus dem Herbst wurde aber erfüllt, wie der MDAX-Konzern am Donnerstagabend überraschend auf vorläufiger Basis mitteilte.

Aufgrund der schwachen Nachfrage aus der Printmedien-Industrie sank der Auftragseingang im Zeitraum von April 2009 bis März 2010 deutlich auf 2,37 (2,91) Mrd EUR, wodurch die Einnahmen auf rund 2,31 (Vorjahr: 3,00) Mrd EUR einbrachen. Vor Zinsen und Steuern und bereinigt um Restrukturierungskosten fiel der Verlust mit 130 Mio EUR sogar noch höher aus als im Vorjahr (49 Mio EUR). Die tiefgreifende Sanierung, die mit einem massiven Stellenabbau einherging, kostete HeidelDruck im abgelaufenen Geschäftsjahr 28 Mio EUR.

Wie unter dem Strich abgeschnitten wurde, gab der MDAX-Konzern nicht bekannt. 2008/09 hatte netto - vor allem wegen der hohen Finanzierungskosten - ein Verlust von fast einer Viertel Milliarde Euro zu Buche gestanden. Den Geschäftsbericht wird HeidelDruck Mitte Juni veröffentlichen.

Mit den am Donnerstagabend vorgelegten vorläufigen Zahlen erfüllte der MDAX-Konzern die eigenen Erwartungen: Für das Krisenjahr 2009/10 hatte HeidelDruck mit einem deutlichen Umsatzrückgang sowie einem bereinigten operativen Verlust von 110 Mio bis 150 Mio EUR gerechnet.

"Die Heidelberg Gruppe konnte in einem schwierigen Marktumfeld im Geschäftsjahr 2009/10 ihre führende Marktstellung behaupten und in einigen Segmenten weiter ausbauen", sagte Vorstandsvorsitzender Bernhard Schreier. "In der zweiten Jahreshälfte war eine spürbare Aufwärtstendenz zu erkennen, die vor allem durch das traditionell starke vierte Quartal geprägt war."

Im Schlussquartal belebte sich die Bestelltätigkeit spürbar: Der Auftragseingang lag bei 678 Mio EUR und damit sowohl über dem Niveau des Vorquartals (609 Mio EUR) als auch dem Vorjahres (474 Mio EUR). Im Schlussquartal stieg auch erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise der Umsatz wieder auf 715 Mio EUR und auf bereinigter, operativer Basis wurde ein Gewinn von 11 Mio EUR geschrieben.

Bereits im dritten Quartal hatte HeidelDruck zwar die anhaltende Talfahrt bei den Neuaufträgen stoppen können, die Neubestellungen lagen aber noch auf sehr niedrigem Niveau. Da zudem einige Zeit vergeht, bis sich neue Aufträge auf der Umsatzseite niederschlagen, verbuchte HeidelDruck seinerzeit noch ein deutliches Einnahmenminus.

Der Maschinenbau steckt nach massiven Orderrückgängen in der wohl heftigsten Krise seiner Geschichte. Hohe Stornoraten, Bestellrückgänge und Überkapazitäten machen dabei vor allem den Druckmaschinenherstellern schwer zu schaffen. Hauptgrund für die schwere Branchenkrise ist der Einbruch auf dem Printwerbemarkt, denn die Druckereien sind von Verlagen abhängig, die sich wiederum zu einem erheblichen Teil auf Werbeeinnahmen stützen. Dass der Markt das Vorkrisenniveau jemals wieder erreichen wird, halten Branchenexperten für unwahrscheinlich.

Um auf die schwerste Krise zu reagieren, hatte HeidelDruck bereits Mitte 2008 den Rotstift angesetzt und 4.000 der ehemals 20.000 Stellen abgebaut. Im Frühjahr 2010 wurde der Sparkurs dann nochmals verschärft: Im Zuge der strategischen Neuaufstellung sollen weitere 850 Arbeitsplätze wegfallen. Die Kosten sollen durch das gesamte verabschiedete Maßnahmenpaket um fast eine habe Milliarde Euro sinken.

Im neuen Geschäftsjahr will sich HeidelDruck so in Richtung der Gewinnzone zurücksparen. Vorstandsvorsitzender Schreier bekräftigte am Donnerstagabend, das Ziel der neuerlichen Sparmaßnahmen sei es, bei einer stabilen Konjunkturentwicklung 2010/11 ein operativ ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Künftig wollen die Heidelberger nach früheren Angaben bereits bei einem Jahresumsatz von weniger als 2,5 Mrd EUR operativ schwarze Zahlen schreiben.

Einen konkreten Ausblick für das angelaufene Geschäftsjahr gab HeidelDruck bei Vorlage der vorläufigen Zahlen erwartungsgemäß noch nicht. Soweit wird es nach Aussage von Schreier frühestens auf der Bilanzpressekonferenz des MDAX-Konzerns am 15. Juni sein.

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