UPDATE: HeidelDruck zuversichtlich - Kapitalerhöhung belastet Aktie

15.06.2010
(Zusammenfassende Berichterstattung)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach zwei verlustreichen Geschäftsjahren übt sich die Heidelberger Druckmaschinen AG wieder in Zuversicht. "Die Printmedien-Industrie hat offenbar die Talsohle durchschritten", verkündete Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Druckmaschinenherstellers, am Dienstag auf der jährlichen Bilanzpressekonferenz: "Wir blicken daher zuversichtlich in die Zukunft".

Erstmals seit drei Jahren soll der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2010/11 wieder steigen. Bereinigt um die Kosten des teuren Stellenabbaus will der Konzern vor Zinsen und Steuern erneut eine schwarze Zahl schreiben, nachdem im zurückliegenden Geschäftsjahr noch rund 130 Mio EUR Verlust angefallen war. Angesichts der Trendwende hält der MDAX-Konzern den Anlegern gegenüber eine Kapitalerhöhung für vermittelbar. So kündigte HeidelDruck am Morgen an, noch in diesem Jahr für brutto 420 Mio EUR neue Aktien zu platzieren.

Damit zielt der Konzern - nach dem Abbau von Kapazitäten und Arbeitskosten - auf einen Kostenblock, der auch im laufenden Jahr verhindern wird, dass netto ein Gewinn geschrieben werden kann, wie Schreier einräumte: Der Schuldendienst. So belastete das Finanzergebnis den MDAX-Konzern 2009/10 mit einem Minus von fast 130 Mio EUR. Unter dem Strich ergab sich entsprechend ein Fehlbetrag von 229 Mio EUR.

Im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der weltweiten Wirtschaftskrise musste das Unternehmen mit Hilfe von Bundes- und Länderbürgschaften ein 1,4 Mrd EUR schweres Kreditpaket schnüren, das bis Juli 2012 läuft. Die staatlichen Garantien retteten den weltgrößten Druckmaschinenhersteller seinerzeit vor der Insolvenz.

Allerdings kamen die Staatsbürgschaften den MDAX-Konzern teuer zu stehen - es werden Zinsen im teilweise zweistelligen Prozentbereich fällig. Aufgrund der hohen Finanzierungskosten stieg der Schuldenberg der Heidelberger bis Ende März auf 816 (Vorjahr: 760) Mio EUR. Netto summierten sich die Verbindlichkeiten auf etwa 670 (660) Mio EUR.

Finanzchef Kaliebe sagte auf der Pressekonferenz, die Kapitalerhöhung solle dazu genutzt werden, das Fremdkapital wieder auf ein "normales Maß" zurückzuführen - zwischen 400 Mio und 500 Mio EUR. Die Zinskosten könnten dadurch um fast die Hälfte auf 45 Mio EUR sinken.

Überdies setzt HeidelDruck darauf, dass die Kreditwürdigkeit von den Ratingagenturen mit weniger Schulden besser bewertet wird, so dass in der Folge auch hier die Finanzierungskosten sinken. Nötig sei eine Kapitalstruktur, die den Anforderungen an ein Investment Grade standhalte, erklärte Kaliebe.

Mittelfristig gab der Finanzchef das Ziel aus, die Nettoverschuldung auf das Zweieinfalbfache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu begrenzen. Zudem soll die Eigenkapitalquote zwischen 30% und 35% liegen. Zum Vergleich: Per Ende 2009/10 lag diese Quote nur bei einem Fünftel.

Die Börse für frisches Geld anzapfen will HeidelDruck "so schnell wie möglich", in jedem Fall aber noch in diesem Jahr. Auf der Hauptversammlung am 29. Juli müssen die Aktionäre den Plänen des Vorstands noch zustimmen.

Seine Großaktionäre hat der Heidelberger Konzern bereits befragt. Allianz und RWE wollen bei der Kapitalerhöhung zumindest teilweise mitziehen. Die Allianz wolle nicht, dass ihr 13-prozentiger Anteil verwässert werde und habe daher signalisiert, ihre Bezugsrechte ausüben zu wollen, erklärte Kaliebe. RWE habe sich zu einer "Opération Blanche" entschieden. Der Essener Versorger ist mit etwa 8% an HeidelDruck beteiligt.

Die Kapitalerhöhung überraschte den Markt nicht, das große Volumen indes schon. Die Aktie verliert bis zum Nachmittag 8,6% auf 7,98 EUR und ist damit stärkster Verlierer im MDAX. Allerdings hatte sich das Papier zuletzt auch extrem stark entwickelt. Seit dem Verlaufstief Ende April war die Aktie um mehr als 60% haussiert. Zum Vergleich: Der Euro-Stoxx-600-Sektor der Industriegüter-Hersteller, dem auch die HeidelDruck-Aktie angehört, legte in diesem Zeitraum um lediglich 2% zu.

Nach dem schwierigsten Jahr in der über 150-jährigen Geschichte sieht Vorstandsvorsitzender Schreier das inzwischen sanierte und auf das dauerhaft niedrigere Marktvolumen eingestellte Unternehmen auf dem Weg zu einem "profitablen Wachstumskurs". Mittelfristig solle der Umsatz wieder über die Marke von 3 Mrd EUR steigen und die Marge vor Zinsen und Steuern über 5% liegen, sagte der Manager.

Als Reaktion auf die schwerste Branchenkrise seit dem zweiten Weltkrieg war HeidelDruck bereits 2008 massiv auf die Kostenbremse getreten und hatte den Sparkurs Ende 2009 sogar noch einmal verschärft. In Summe bauten die Heidelberger ein Viertel der ehemals 20.000 Stellen ab. Jährlich sollen rund 480 Mio EUR eingespart werden.

Webseite: www.heidelberg.com - Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 - 29725 114, nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/rio/kla Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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