UPDATE: Infineon prüft "alle Optionen" für Qimonda-Trennung

14.02.2008
(NEU: Aussagen Aktionäre, Details, Hintergründe) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Aussagen Aktionäre, Details, Hintergründe) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Aktionäre der Infineon Technologies AG haben auf der Hauptversammlung des Unternehmens Kritik an der operativen Geschäftsentwicklung und Aktienkursentwicklung ihres Unternehmens geübt. Die Anteilseigner drängten dabei auf der Versammlung in München vor allem auf eine rasche Trennung von der zuletzt wiederholt defizitären Speicherchiptochter Qimonda. Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart versprach den Aktionären auch weiterhin "alle Optionen" für die geplante Trennung zu prüfen und bekräftigte den Zeitplan dafür.

Zu den Optionen gehören ein Abverkauf über die Börse, eine Veräußerung an strategische Investoren, Blockverkäufe oder auch über die Ausschüttung einer Sachdividende, so Ziebart. Diese Möglichkeiten habe das Unternehmen bereits in der Vergangenheit kontinuierlich geprüft.

Ziebart reagierte damit auf entsprechende Fragen von Aktionären, die zuvor auf eine Konkretisierung der Pläne und deren rasche Umsetzung gedrängt hatten. "Sie tun gut daran die Trennung voranzutreiben", sagte Verena Brendel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Sie äußerte dabei die Besorgnis, dass "Qimonda auch Infineon in den Abgrund zieht".

Qimonda hatte den Mutterkonzern in Folge eines größer als erwarteten Preisverfalls an den Speicherchipmärkten in den vergangenen drei Quartalen teilweise tief in die Verlustzone gedrückt. Im ersten Quartal 2007/08 hatte Qimonda bei einem Umsatz von 513 Mio EUR einen Verlust von 598 Mio EUR ausgewiesen.

Infineon hatte im September mit einer Zweitplatzierung ihren Anteil an Qimonda von 86% auf rund 77,5% reduziert. Seit August 2006 ist Qimonda an der New York Stock Exchange gelistet. Am Mittwoch hatte das Papier den Handel dort bei 4,79 USD beendet.

Der Wert des Qimonda-Anteils in den Infineon-Büchern war zum Ende des ersten Quartals in Folge der anhaltenden Verluste der Speicherchiptochter erneut gesunken. Derzeit steht Qimonda dort mit etwa 12 USD je Aktie. Damit ist der Buchwert immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Notierung.

Infineon hat sich einen konkreten Zeitplan für die Trennung gesetzt. Bis zur Hauptversammlung 2009 soll der Anteil auf unter 50% sinken. Auf der diesjährigen Hauptversammlung sollen die Aktionäre die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Infineon den Qimonda-Anteil auch über eine Ausschüttung von Qimonda-Papieren als Sonderdividende oder über einen Aktientausch reduzieren kann. Über die entsprechenden Tagesordnungspunkte stimmen die Aktionäre später am Berichtstag ab.

Aktionärsvertreter rückten auf der Hauptversammlung neben der Entwicklung bei der Speicherchiptochter Qimonda auch die zuletzt enttäuschenden Ergebnisse im Kerngeschäft mit Logikchips und vor allem die Aktienkursentwicklung in den Blickpunkt. Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach mit Blick auf die jüngsten Konzernergebnisse von einer "desaströsen Entwicklung". "Ein Ende des Verfalls ist derzeit nicht abzusehen". Insgesamt sei die Entwicklung "mehr als unerfreulich".

Seit der vergangenen Hauptversammlung hat das Infineon-Papier mehr als die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Notierte die Infineon-Aktie bei der Hauptversammlung 2007 noch über 12 EUR, so fiel der Wert inzwischen auf deutlich unter 6 EUR. Der DAX notiert dagegen derzeit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. In dem Index entwickelte sich dabei nur die Hypo Real Estate AG schlechter. Am Donnerstagmittag notierte die Infineon-Aktie in einem etwas festeren Gesamtmarkt 1,4% im Minus bei 5,73 EUR.

Das Infineon-Management verwies angesichts der operativen Entwicklung des vergangenen Jahres auch auf die Belastungen aus ungünstigen Währungsrelationen. Diese haben den Konzern nach den Worten seines Finanzvorstands Peter Fischl mehr als 470 Mio EUR Umsatz und rund 190 Mio EUR EBIT "gekostet".

Der DAX-Konzern hatte für das abgelaufene Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 7,682 Mrd EUR einen EBIT-Fehlbetrag von 256 Mio EUR ausgewiesen. Dabei hatten sich vor allem ein schwaches Ergebnis der Speicherchiptochter Qimonda belastend auf die Ergebnisse ausgewirkt.

Aber auch im Kerngeschäft mit Logikchips wirkten sich Wechselkurse negativ aus. "Pro Cent der Veränderung der Währungsparität verändert sich unser EBIT pro Jahr um circa 8 Mio EUR", so der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart laut Redetext. So habe Infineon über 40% der Umsätze in US-Dollar erwirtschaftet aber gleichzeitig weniger als 20% der Kostenbasis in US-Dollar realisiert.

Webseite: http://www.infineon.com http://www.qimonda.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/nas

Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite