UPDATE: Infineon sieht nach Quartalsgewinn weiteren Aufwärtstrend

19.11.2009
(NEU: Details, Analysten, Aktienkurs)

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Von Martin Rapp

DOW JONES NEWSWIRES

NEUBIBERG (Dow Jones)--Der Chiphersteller Infineon hat im Schlussquartal 2008/09 wieder profitabel gewirtschaftet. Im Gesamtjahr insgesamt wurde dennoch ein hoher Verlust verbucht, der nach der Insolvenz der Speicherchiptochter Qimonda jedoch deutlich geringer ausfiel als im Vorjahr. Für das seit Oktober laufende neue Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem zweistelligen Umsatzwachstum und einem positiven Segmentergebnis.

Von Juli bis September erlöste die in Neubiberg bei München ansässige Infineon Technologies AG 855 Mio EUR, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde. Das war mehr als von Analysten geschätzt. Sie hatten im Schnitt mit 834 Mio EUR gerechnet.

Für das dritte Quartal bis Juni hatte Infineon einen Umsatz von 845 Mio EUR berichtet, allerdings war darin noch die Wireline-Division enthalten, die Infineon nach dem Verkauf im November nun als nicht fortgeführtes Geschäft bilanziert. Ohne das Segment, das Chiplösungen für Breitbandanwendungen anbietet, lag der Umsatz im dritten Quartal laut Infineon bei 761 Mio EUR.

Für die Steigerung der Erlöse im Vergleich zum Vorquartal führte das Unternehmen die Erholung der Wirtschaft und die gestiegene Nachfrage zur Begründung an. Im Gesamtjahr konnte sich Infineon der Abschwächung der Nachfrage nach Halbleitern jedoch nicht entziehen und verzeichnete einen Erlösrückgang um knapp ein Viertel auf 3,03 Mrd EUR.

Das schrumpfende Geschäftsvolumen machte sich auch im operativen Ergebnis bemerkbar. Das Segmentergebnis, welches die Summe der in den einzelnen Sparten erzielten Gewinne bzw Verluste darstellt, lag 2008/09 mit minus 167 Mio EUR deutlich im negativen Bereich. Im Vorjahr hatten die Segmente mit einem Plus 237 Mio EUR abgeschlossen.

Dabei haben sich zuletzt die Sparanstrengungen des Unternehmens im Ergebnis niedergeschlagen. So fiel das Segmentergebnis im vierten Quartal mit 52 Mio EUR positiv aus. Dies führte der Konzern unter anderem auf die strikte Kostenkontrolle zurück. Unter anderem wurden binnen eines Jahres rund 3.500 von zuvor knapp 30.000 Stellen abgebaut.

Damit blieb im Abschlussquartal auch unter dem Strich ein Überschuss. Unter Berücksichtigung weiterer Aufwendungen und Erträge ergab sich ein Nettogewinn von 14 Mio EUR, was die Analysten allerdings erwartet hatten.

Dennoch schrieb Infineon 2008/09 einen dreistelligen Millionenverlust. Den Aktionären wird ein Fehlbetrag von 623 Mio EUR zugerechnet. Im Vorjahr war allerdings ein Verlust von fast 3 Mrd EUR angefallen. Damals mussten hohe Aufwendungen für die inzwischen insolvente Speicherchiptochter Qimonda getätigt werden.

Für das am 1. Oktober gestartete erste Quartal des neuen Geschäftsjahres 2009/10 (30. September) erwartet Infineon Umsatzerlöse auf einem ähnlichen Niveau wie im abgelaufenen Quartal. Darin sollen auch Erlöse mit dem nun unter dem Namen "Lantiq" firmierenden Wireline-Bereich anfallen, mit dem nach dem Verkauf Verträge zur Belieferung abgeschlossen wurden, wie es vom Unternehmen hieß.

Auch das Segmentergebnis soll auf dem Level der Monate Juli bis September bleiben, wobei als Basis dieser Prognose ein Wechselkurs von 1,50 EUR/USD unterstellt wird. Dabei erwartet Infineon einen Anstieg der Betriebskosten um 25 Mio EUR zum vierten Quartal, da Maßnahmen wie Kurzarbeit ausliefen. Wegen geringer Lagerbestände werde die Produktion im Auftaktquartal zudem weiter erhöht.

Im Gesamtjahr will der Chiphersteller "auf Grund der derzeit hohen Nachfrage und Auftragsbestände" den Umsatz um mindestens 10% steigern. Das Segmentergebnis will Infineon in den positiven Bereich bringen. Man gehe von einer positiven Marge im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Sowohl Umsatz- als auch Ergebnisprognose unterstellen eine stabile bzw wachsende Weltwirtschaft.

Angesichts der Krise hatte Infineon sich zuletzt auf den Erhalt der Liquidität konzentriert. 2008/09 wurde ein freier Barmittelzufluss von 221 Mio EUR erzielt nach einem Abfluss von 139 Mio EUR im Jahr zuvor. Durch Maßnahmen wie eine Kapitalerhöhung und den Verkauf der Wireline-Sparte wurden knapp 1 Mrd EUR eingenommen und die Verbindlichkeiten um 320 Mio EUR auf 850 Mio EUR verringert. Die Nettofinanzposition, also die liquiden Mittel abzüglich der Schulden, ist mittlerweile wieder positiv und liegt bei 657 Mio EUR.

Die Analysten der LBBW Landesbank Baden-Württemberg weisen in einer ersten Einschätzung auf die deutliche Margenverbesserung von Infineon hin, die das Unternehmen im vierten Quartal gezeigt habe. Auch Thomas Becker von der Commerzbank wertet die Profitabilität positiv. "Ein gutes Ende eines schrecklichen Jahres", bilanziert er die Quartalszahlen von Infineon. An der Börse gewinnt die Infineon-Aktie in der ersten Handelsstunde gegen ein knapp behauptetes Umfeld 1,3% auf 3,51 EUR.

Webseite: www.infineon.com -Von Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0)211 - 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/rio Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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