UPDATE: Infineon weitet Verluste wegen Qimonda deutlich aus

14.11.2007
(NEU: Händlereinschätzung, Aktienkurs, Hintergrund, Details) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES

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NEUBIBERG (Dow Jones)--Die Infineon Technologies AG hat im vierten Quartal 2006/07 wegen ihrer Beteiligung am Chiphersteller Qimonda einen deutlichen Verlust ausgewiesen. Vor allem ein Buchverlust aus dem Verkauf von Qimonda-Anteilen schlug auf das Ergebnis durch. Deutlich besser als erwartet zeigte sich jedoch das AIM-Geschäft.

Im vierten Quartal wies Infineon auf Konzernebene bei einem Umsatz von 1,838 Mrd EUR ein EBIT von minus 241 Mio EUR aus, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Plus von 30 Mio EUR erwirtschaftet worden war. Das Nettoergebnis belief auf minus 280 Mio EUR nach einem Verlust von 229 Mio EUR im Vorjahreszeitraum.

Ohne den Beitrag von Qimonda erwirtschaftete Infineon bei einem Umsatz von 1,13 (Vj 1,058) Mrd EUR ein EBIT von minus 25 Mio EUR und damit einen deutlich geringeren Verlust als im Vorjahreszeitraum, als Infineon hier ein Minus von 174 Mio EUR verbuchte. Dabei wirkte sich nun ein negativer Sondereffekt von 94 Mio EUR belastend aus. Dieser resultiert den Angaben zufolge vor allem aus der Zweitplatzierung von Qimonda-Anteilen im Berichtszeitraum.

Ein Markteilnehmer bezeichnete vor allem den Nettogewinn von Infineon als enttäuschend. Nach den Vorschusslorbeeren der vergangenen Tage dürfte der Kurs noch einmal unter Druck geraten, so seine Einschätzung. Die Investoren nahmen die Zahlen aber besser auf. Der erste Kurs für das Infineon-Papier lag mit 9,70 EUR um 4,9% über dem Vortagesschluss.

Mit den Quartalszahlen wies der DAX-Konzern einen Verluste für das Gesamtjahr 2006/07 aus. Bei einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um 3% auf 7,68 Mrd EUR lag das EBIT bei minus 256 (Vj minus 15) Mio EUR und das Nettoergebnis bei minus 368 (minus 268) Mio EUR. Bereits vergangene Woche hatte Qimonda ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2006/07 veröffentlicht und dabei im Schlussquartal deutlich schwächer abgeschnitten als von Analysten erwartet. Qimonda wies bei einem Jahresumsatz von 3,61 Mrd EUR einen Verlust von 249 Mio EUR aus.

Qimonda ist derzeit noch zu rund 77,5% im Besitz von Infineon und wird entsprechend in der Konzernbilanz voll konsolidiert. Dabei zeigte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr erneut deutlich die Volatilität des Halbleitergeschäfts vor allem bei Speicherprodukten: Während Qimonda im ersten Halbjahr noch das Konzernergebnis von Infineon mit Gewinnbeiträgen stützte, belasteten in der zweiten Jahreshälfte deutlich rote Qimonda-Zahlen die Infineon-Bilanz.

"Wir haben im Verlauf des Geschäftsjahrs 2007 ohne Berücksichtigung von Sonderaufwendungen das EBIT und die EBIT-Marge für Infineon ohne Qimonda verbessert", wird der Infineon-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart zitiert. Das EBIT im Segment Communication Solutions (Com) sei durch die Umsetzung der Turnaround-Maßnahmen in jedem Quartal verbessert worden.

Auch das Segment Automotive, Industrial & Multimarket (AIM) habe sein EBIT von Quartal zu Quartal verbessert und im vierten Quartal Rekordwerte für Umsatz und EBIT erzielt.

AIM entwickelte sich im vierten Quartal deutlich besser als von den von Dow Jones Newswires befragten Analysten erwartet. Im Berichtszeitraum erwirtschaftete AIM bei einem Umsatz von 814 Mio EUR ein EBIT von 98 Mio EUR. Analysten hatten mit einem Umsatz von 777 Mio EUR und einem EBIT von 77 Mio EUR gerechnet.

Die Kommunikationssparte Com blieb weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Hier legte der Umsatz auf 318 Mio EUR zu, und das EBIT verbesserte sich auf minus 16 Mio EUR nach einem Verlust von 120 Mio EUR im Vorjahreszeitraum und minus 34 Mio EUR im Vorquartal.

Für das laufende erste Quartal des Geschäftsjahres 2007/08 gab Infineon einen verhaltenen Ausblick und kündigte einen Ergebnisrückgang an. Im ersten Quartal werde für das Geschäft ohne die Speicherchiptochter Qimonda eine "relativ stabile Umsatzentwicklung" erwartet und ein im Vergleich zum Vorquartal rückläufiges EBIT. Wie bislang verzichtete das im DAX notierte Unternehmen auf die Unterfütterung der Prognose mit konkreten Umsatz- und Ergebniszahlen oder -spannen.

Für das Com-Segment kündigte Infineon ebenso wie für den Bereich drahtlose Kommunikation den Breakeven im ersten Quartal an. Dieser Bereich steht besonders im Blickpunkt von Anlegern und Investoren. So hatten Analysten wiederholt das bereits seit längerem angekündigte Erreichen des Breakeven im Schlussquartal des Kalenderjahres 2007 als einen wichtigsten Gradmesser für die Entwicklung bei Infineon bezeichnet.

Im Bereich Automotive, Industrial & Multimarket (AIM) hingegen geht Infineon für das erste Quartal von einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorquartal "im hohen einstelligen Prozentbereich" aus. Als Gründe nannte das Unternehmen die "üblichen saisonalen Schwankungen", den schwachen US-Dollar, die Dekonsolidierung des High-Power-Bipolar-Geschäfts und "in geringerem Maße" die jährlichen Preisabschläge für große Kunden. Das Segment-EBIT werde sich bereinigt um den positiven Sondereffekt analog zum Umsatz entwickeln.

Für das Gesamtjahr 2007/08 rechnet Infineon ohne Qimonda aber mit einer "beträchtlichen Verbesserung" des EBIT im Vergleich zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Infineon wolle damit einen "großen Schritt in Richtung unseres Ziels von 10% EBIT-Marge für das kommende Geschäftsjahr 2008/09 machen", wird der Vorstandsvorsitzende Ziebart zitiert.

Webseite: http://www.infineon.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/jhe

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