UPDATE: Jenoptik erwartet 2009 Umsatz- und Ergebnisrückgang

27.03.2009

(NEU: Weitere Details, mehr Mertin, Aktienkurs)

Von Markus Klausen

DOW JONES NEWSWIRES

JENA (Dow Jones)--Das schwierige Wirtschaftsumfeld macht auch dem Optoelektronik-Konzern Jenoptik zunehmend zu schaffen. Nachdem die Jenaer 2008 bei Ergebnis und Umsatz noch zulegen konnten, geht der Konzern im laufenden Jahr bereits zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, das Niveau des Vorjahres nicht mehr erreichen zu können. Gegensteuern will Jenoptik mit einer weiteren Konsolidierung. Auch personelle Maßnahmen sind nicht ausgeschlossen.

Im Gesamtjahr 2008 profitierte das Thüringer Unternehmen - wie bereits Ende Januar mitgeteilt - vor allem von dem Segment Verteidigung & Zivile Systeme sowie einer starken Nachfrage nach Sicherheitstechnik. Umsatz und EBIT erhöhte Jenoptik um rund 5% auf 548,3 Mio EUR bzw. 37,1 Mio EUR. "Wir haben unseren Konsolidierungskurs fortgesetzt und das Kerngeschäft weiter ausgebaut", erklärte der Vorstandsvorsitzende, Michael Mertin, die Entwicklung des Konzerns.

Das Thüringer Unternehmen profitierte von seiner breiten Marktaufstellung: Ein schwächeres Geschäft in einzelnen Bereichen konnte Jenoptik durch andere Segmente ausgleichen. So wurden beispielsweise durch höhere Umsätze im Markt Sicherheits- und Wehrtechnik sowie Zivile Luft- und Raumfahrt Erlöseinbußen in der Halbleiterindustrie ausgeglichen. Der Anstieg des EBIT auf Konzernebene spiegele demnach auch einen veränderten Produktmix wider. So entfalle ein geringerer Anteil auf die Halbleiterindustrie und ein höherer Anteil auf Verteidigung & Zivile Systeme.

Jenoptik will sich weiterhin auf die Liquidität konzentrieren und hatte im Januar angekündigt, keine Dividende für 2008 zu zahlen. Finanzvorstand Frank Einhellinger erklärte dazu, "die weitere Stärkung der Finanzkraft des Konzerns hat Priorität". Neben den positiven Cashflows und freien Banklinien von knapp 80 Mio EUR seien auch mehrere kleinere kurzfristige Kreditrahmen auf einen mittelfristigen Horizont ausgeweitet sowie neue finanzierende Banken gewonnen worden.

Zum Ausblick für das laufende Gesamtjahr äußerten sich die Thüringer zurückhaltend. Angesichts des unsicheren Umfelds sei keine konkrete Prognose möglich. Allerdings sei bereits zum jetzigen Zeitpunkt ersichtlich, dass der Umsatz und das Ergebnis von 2008 nicht erreicht werden könnten. Erschwerte Absatzbedingungen, die sich in den ersten Monaten des Jahres 2009 bestätigten, seien jedoch in den Segmenten unterschiedlich stark ausgeprägt.

So sieht Jenoptik beim Umsatz für das Segment Verteidigung & Zivile Systeme wegen des hohen und langfristigen Auftragsbestandes gute Planungssicherheit. Von diesem stabilen Geschäft werde Jenoptik profitieren und erwartet hier Umsatzerlöse erneut über der Marke von 200 Mio EUR. Rund 68% dieses Umsatzes seien im Auftragsbestand Ende 2008 bereits enthalten gewesen.

Eine ebenfalls "relativ stabile" Umsatzentwicklung sehen die Jenaer für die Sparten Laser & Materialbearbeitung und Verkehrssicherheit. In den Sparten Optische Systeme und Industrielle Messtechnik dürften die Umsätze wegen des Nachfragerückgangs unter denen von 2008 liegen.

Insgesamt soll das EBIT auf Konzernebene 2009 - trotz des erwarteten Rückgangs - aber positiv ausfallen. Zuversicht ergebe sich besonders durch den stabilen Beitrag aus dem Segment Verteidigung & Zivile Systeme sowie der Präsenz in unterschiedlichen Märkten.

An den langfristigen Zielen hält der Optoelektronik-Konzern fest. "Wir wissen jedoch nicht, wie viel uns die aktuelle Situation an Zeitverschiebung bringen wird", erklärte der Vorstandsvorsitzende. Jenoptik will den Umsatz langfristig auf 1 Mrd EUR erhöhen und die EBIT-Marge auf 9% bis 10% verbessern.

Dem schwierigen Umfeld entgegensteuern will der Konzern mit einer weiteren Konsolidierung und personellen Maßnahmen. Derzeit befinden sich bei dem Unternehmen etwa 400 Mitarbeiter im Bereich Optik und Messtechnik in Kurzarbeit. Entlassungen größeren Umfangs wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise erwartet Jenoptik zum aktuellen Zeitpunkt nicht.

Auch nach der Konsolidierung der vergangenen Jahre schließt der Konzern weitere Schritte in diese Richtung nicht aus: "Anpassungen im Zusammenhang mit dem 2009 eingeleiteten Jenoptik-Exzellenz-Programm und weitere Konsolidierungen innerhalb des Konzerns können jedoch nicht ausgeschlossen werden", sagte der Vorstandsvorsitzende. "Wir wollen langfristig profitabel wachsen und dafür sind noch weitere Optimierungen innerhalb des Konzerns notwendig." Details nannte das Unternehmen nicht.

Wachsen will Jenoptik möglicherweise auch durch Übernahmen. Das aktuelle Umfeld biete interessante Möglichkeiten: "Die Chance für sinnvolle Akquisitionen (...) ist in diesem Jahr gestiegen", sagte Finanzvorstand Einhellinger auf der Bilanzpressekonferenz. Angesichts der derzeitigen Marktverhältnisse sei aber Vorsicht geboten. Jenoptik werde genau prüfen, an welchen Punkten sich das Unternehmen in seiner Position in den Märkten verstärken könne, um dann nach der Krise davon zu profitieren, fügte der Finanzvorstand hinzu.

Am Aktienmarkt führen die Informationen zu Verkäufen der Jenoptik-Aktie. Das Wertpapier verliert im Mittagshandel rund 3% auf 3,83 EUR. Marktteilnehmer zeigten sich allerdings wenig überrascht von den Aussagen des Konzerns. Das Ergebnis liege leicht oberhalb der Erwartung, so ein Händler. Dass 2009 bei Umsatz und Ergebnis nicht das 2008er Niveau erreicht werde, habe sich an dem bereits veröffentlichten Orderbestand ablesen lassen, heißt es.

Webseite: http://www.jenoptik.de - Von Markus Klausen, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 110, markus.klausen@dowjones.com DJG/kla/ncs Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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