UPDATE: Kuka will 2010 wieder Gewinn schreiben

02.11.2009
(NEU: Details, Aussagen Telefonkonferenz, Aktienkurs) Von Olaf Ridder und Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

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FRANKFURT (Dow Jones)--Der krisengebeutelte Roboter- und Anlagenbauer Kuka will nach einem verlustreichen dritten Quartal und einer gesenkten Prognose für 2009 im kommenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Für die Finanzierung, die seit einem Bruch der Kreditklauseln im zweiten Jahresviertel auf tönernen Füßen steht, will der SDAX-Konzern nach Angaben vom Montag spätestens im März eine neue Basis mit den Banken ausgehandelt haben.

Am Freitagabend veröffentlichten die Augsburger überraschend ihre Drittquartalszahlen. Aufgrund der Krise in der Autoindustrie und der teuren Restrukturierung verbuchte die Kuka AG vor Zinsen und Steuern zwischen Juli und September einen Verlust von 5,1 (Vorjahr: +20,0) Mio EUR. Der Umsatz schrumpfte auf 217,7 (343,1) Mio EUR. Auch der Auftragseingang schrumpfte deutlich auf 206,9 (292,1) Mio EUR.

Angesichts des sehr schwach verlaufenen dritten Quartals kassierte das neue Management die Jahresprognose. Für 2009 erwartet Kuka trotz des nach Plan verlaufenden Kostensparprogramms nun einen operativen Verlust (EBIT) von 35 Mio bis 40 Mio EUR. Vor Restrukturierungsaufwendungen wird der Betriebsverlust inzwischen bei 10 Mio bis 15 Mio EUR gesehen. Hier war Kuka bislang von einer schwarzen Null ausgegangen. Den freien Cashflow sieht Kuka 2009 nun bei minus 40 Mio bis minus 50 Mio EUR, nachdem zuvor der Breakeven anvisiert worden war.

Im kommenden Jahr sollen aber wieder schwarze Zahlen her: Das Ziel für 2010 sei es, einen operativen Gewinn zu schreiben, sagte der neue Interims-Vorstandsvorsitzende Till Reuter. Die Hoffnung setzt das Management dabei nicht nur auf eine seit Mitte September zu bemerkende Geschäftsbelebung - vor allem im Robotics-Segment - sondern auch auf das eingeleitete Sparprogramm.

Bereits Ende 2008 hatte Kuka auf die Krise in der Autoindustrie, der wichtigsten Abnehmerbranche, reagiert und den Rotstift angesetzt. Im April wurde der Sparkurs dann forciert. Insgesamt sollen mit den bisher eingeleiteten Maßnahmen 2009 etwa 70 Mio EUR eingespart werden.

Davon sei maximal die Hälfte nachhaltig, sagte Finanzvorstand Stephan Schulak. Im kommenden Jahr sei daher eine Verschärfung des Kostensparprogramms nötig, um in die Gewinnzone zurückzukehren, erklärte Reuter. Denn auch 2010 sollen nach Aussage des Managers mindestens 70 Mio EUR eingespart werden.

Dabei setzt Kuka vor allem auf freiwilliges Ausscheiden von Mitarbeitern. Sowohl im Schlussquartal 2009 als auch 2010 hofft Finanzvorstand Schulak, auf diesem Weg 100 Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu bekommen, vor allem am Stammsitz in Augsburg. Auf "harte Instrumente" wie Kündigungen soll weiter verzichtet werden. Per Ende September beschäftigte Kuka weltweit insgesamt gut 5.900 Menschen.

Die Sparmaßnahmen sollen helfen, wieder positive operative Margen zu erzielen. Für 2011 hat sich Kuka Margenziele von 10% im Bereich Robotics und von 5% im Bereich Systems gesetzt. Nach neun Monaten lagen die Margen bei minus 2,7% (Vorjahr: +8,7%) bzw. minus 3,5% (+5,2%).

Wenig konkret wurde das Management, was die zukünftige strategische Ausrichtung des Roboter- und Anlagenbauers angeht. Die Abhängigkeit von der Autoindustrie müsse verringert werden, forderte Reuter. Aktuell macht Kuka etwa drei Viertel des Umsatzes mit der kränkelnden Branche. In drei bis fünf Jahren soll der Wert nach Aussage des neuen Vorstandsvorsitzenden nur noch bei der Hälfte liegen. Zukünftige Betätigungsfelder sollen unter anderem die Medizintechnik und die Solarindustrie sein.

Bis Mitte 2010 soll außerdem ein verjüngtes Produktportfolio entwickelt und eingeführt werden, ein Jahr später will das Unternehmen dann mit einem Leichtbauroboter auf den Markt kommen. Ziel sei es, Kuka von einem Autozulieferer zu einem Technologiekonzern zu machen, erklärte Reuter, der das Unternehmen interimsweise führt. Die Vorstände Horst J. Kayser (Vorsitzender) und Matthias Rapp (Finanzen) hatten Ende September im Streit mit dem Großaktionär Grenzebach, der von Reuter beraten wird, das Feld geräumt.

Details zur strategischen Ausrichtung will das Unternehmen im Dezember bekannt geben. Dann soll bereits ein neuer Vorstand für das laufende Geschäft (COO) da sein. Dieses Amt hatte Kuka nach dem Umbau an der Führungsspitze vor einigen Wochen implementiert. Spätestens Anfang 2010 soll dann auch ein neuer Vorstandsvorsitzender gefunden sein, sagte Interimschef Reuter.

Auch zu den laufenden Refinanzierungsverhandlungen war wenig zu erfahren. Die Gespräche mit den Banken verliefen konstruktiv, hieß es. Abhängig von der Finanzierungsstrategie sei ein Abschluss zwischen Dezember und März zu erwarten. Stephan Schulak zeigte sich "sehr optimistisch", dass eine Lösung mit den Banken gefunden wird.

Da allerdings noch nichts entschieden sei, könne man keine Einzelheiten nennen, so der Manager, der eingestand, dass Kuka auch im dritten Quartal gegen Kreditbedingungen (Covenants) verstoßen habe. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation sei dies nicht vermeidbar gewesen.

Bereits bei Bekanntgabe der Halbjahreszahlen im August räumte Kuka ein, im zweiten Quartal gegen eine Klausel des Konsortialkreditvertrages verstoßen zu haben. Den Vertragsbruch beim 305 Mio EUR schweren Darlehen bezeichnete das Unternehmen seinerzeit als im schlimmsten Fall bestandsgefährdendes Risiko. Die Banken verzichteten bislang allerdings auf die Fälligstellung der Kreditlinien.

In einem leichteren Markt verlor die Kuka-Aktie bis gegen 12.46 Uhr 1,2% auf 9,93 EUR.

Webseite: www.kuka-ag.de -Von Olaf Ridder und Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/has Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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