UPDATE: Leoni will mit neuen Aufträgen durch die Flaute steuern

05.11.2008
(NEU: Mit mehr CEO, CFO, Aktienkurs)

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Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES

NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Nürnberger Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni AG will mit neuen Aufträgen im kommenden Jahr durch die Absatzflaute in der Automobilbranche steuern. Selbst wenn die Automobilhersteller 2009 die Produktion weiter drosselten, könne der Zulieferer dies durch neue Serienproduktionen - wie für den 7er BMW - und die Expansion in wachsende Schwellenländer wie Brasilien, Russland, Indien und China kompensieren, sagte der Vorstandsvorsitzende Klaus Probst am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.

Eine Prognose für das kommende Jahr trauten sich die Franken angesichts der Unsicherheiten aber nicht zu. Eines wollte Probst jedoch heute schon versichern: Leoni werde auch im kommenden Jahr keinen Verlust machen.

Ein düstereres Bild malte die Unternehmensleitung jedoch für den Rest des laufenden Jahres. Der MDAX-Konzern hatte am Dienstagabend angesichts der wegbrechenden Neuwagenverkäufe und der angekündigten Produktionsstopps bei vielen Autoherstellern innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal seine Ziele für 2008 gesenkt. In Erwartung eines heftigen Nachfrageeinbruchs im Schlussquartal würden in den Fabriken weltweit zunächst Überstunden und Urlaubszeiten abgebaut. Sollten die Bänder bei den Autoherstellern jedoch länger stillstehen, sei auch ein Personalabbau nicht ausgeschlossen.

Zahlreiche Autobauer wie Opel, Daimler oder BMW halten die Bänder bis zu mehreren Wochen an, um nicht auf Halde zu produzieren. Die Flaute schlägt indes mit voller Wucht auch auf die Zulieferer durch. Unternehmen wie der Weltmarktführer Bosch, die Hannoveraner Continental, ElringKlinger oder Rheinmetall haben sich bereits von ihren ursprünglichen Jahreszielen verabschiedet.

Leoni ist Zulieferer für die Mercedes A- und B-Klasse, den 1er und 3er BMW, den Opel Zafira und Astra, den Dacia Logan, Land Rover und Range Rover sowie den Peugeot 207 und 308.

Bereits im dritten Quartal hinterließ die sich abschwächende Konjunktur erste Bremsspuren bei Leoni. Zwar stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal dank der Zukäufe noch um 24% auf knapp 735 Mio EUR. Die infolge des gesunkenen Kupferpreises notwendige Abwertung der Lagerbestände drückte jedoch den Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um mehr als ein Drittel auf 24 Mio EUR. Unter dem Strich schrumpfte der Gewinn von Juli bis September um fast zwei Drittel auf knapp 10 Mio EUR.

Durch die sinkende Nachfrage der Automobilkonzerne erwartet Leoni bis zum Jahresende nur noch einen Gesamtumsatz von rund 2,9 Mrd EUR. Vor Zinsen und Steuern werde das Ergebnis (EBIT) im vierten Quartal angesichts der wegbrechenden Umsätze auf Null schrumpfen, erklärte Finanzvorstand Dieter Bellé. Im Gesamtjahr sei nur noch mit einem EBIT von circa 95 Mio EUR zu rechnen.

Um die Kosten weiter zu drücken, verlagert Leoni auch die Produktion von den zunehmend teurer werdenden Standorten in Osteuropa nach Nordafrika, sagte Probst. So sei etwa die Fertigung für BMW aus der Slowakei nach Tunesien verlagert worden.

Ungeachtet der schwächeren Erwartungen und vorbehaltlich einer sich verschlechternden Lage will das Unternehmen die Dividende für 2008 konstant lassen, sagte Probst. Im Vorjahr hatte der Zulieferer für die Automobilbranche, Industrie, Petrochemie und Medizin einen Aktionärsbonus von 0,90 EUR pro Aktie gezahlt.

An der Börse wurde Leoni für die erneute Gewinnwarnung abgestraft. Die Aktie verlor zu Handelsbeginn mehr als ein Fünftel ihres Wertes und notierte gegen 14.00 Uhr bei 10,40 EUR, knapp 15% billiger als zum Schlusskurs am Dienstag.

Webseite: http://www.leoni.com/ -Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 112; katharina.becker@dowjones.com DJG/kat/roa

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