UPDATE: Liberty Global verfolgt mit Unitymedia Langfriststrategie

13.11.2009
(NEU: CEOs von Unitymedia und Liberty Global, weitere Details)

(NEU: CEOs von Unitymedia und Liberty Global, weitere Details)

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der US-Medienkonzern Liberty Global verfolgt mit der am Freitag angekündigten Übernahme des Kölner Kabelnetzbetreibers Unitymedia eine langfristige Strategie. "Wir sind ein langfristiger strategischer Investor und wollen lange im deutschen Markt bleiben", sagte Shane O'Neill, Senior Vice President von Liberty Global, am Freitag in einer Telefonkonferenz. Pläne für einen künftigen Börsengang des Kölner Unternehmens gebe es daher nicht. Unitymedia selbst hatte sich auf einen Börsengang vorbereitet, bevor der US-Konzern sein Übernahmevorhaben mitgeteilt hatte.

Der US-Konzern verfolgt nach der Übernahme von Unitymedia auch keine Pläne für weitere Zukäufe in Deutschland, erklärte O'Neill in der Telefonkonferenz. Unitymedia solle nun Teil des europäischen Kabelnetzes der Amerikaner werden. In Europa sind bislang 17 Mio Haushalte an Liberty Global angeschlossen. Als seine größten Märkte betrachtet der US-Konzern die Niederlande, Belgien und die Schweiz. In Deutschland ist das Unternehmen mit Sitz in Englewood (Colorado) bisher nicht direkt aktiv.

"Wir erwarten, dass Unitymedias Geschäfte wesentlich zu Liberty Globals europäischem Wachstumsprofil beitragen werden", sagte Mike Fries, CEO von Liberty Global, nach Bekanntgabe der Übernahmepläne. Unitymedia-Vorstandsvorsitzender Parm Sandhu ist der Ansicht, die Transaktion untermauere "Unitymedias erfolgreiche Strategie, das erhebliche Wachstumspotenzial in den noch vergleichsweise wenig entwickelten deutschen Breitband- und Pay-TV-Märkten zu nutzen".

Liberty Global will 100% der Aktien von Unitymedia zum Preis von rund 2 Mrd EUR und zusätzlich rund 1,5 Mrd EUR Nettoschulden des deutschen Konzerns übernehmen. Abzüglich der Transaktionskosten ergebe sich ein Gesamtwert von 3,5 Mrd EUR, was laut Liberty Global etwa dem 7,4-fachen des geschätzten bereinigten EBITDA für 2010 entspricht.

Liberty Global selbst wird in die Übernahme allerdings deutlich weniger investieren müssen, weil der US-Konzern den Kölnern 1 Mrd EUR Schulden zusätzlich auflastet, um den Kauf zu stemmen. Bislang sind die Kölner mit 1,5 Mrd EUR verschuldet, nach der Übernahme werden es 2,5 Mrd EUR sein, wie O'Neill erläuterte.

Zur Finanzierung der Übernahme hat Liberty Global nach Aussage eines Sprechers eine Zweckgesellschaft gegründet, die über Anleihen 2,5 Mrd EUR einsammeln soll. Diese würden später als Verbindlichkeiten in den Büchern von Unitymedia stehen. Mit dem Geld aus den Anleihen werden zum einen die bisherigen 1,5 Mrd EUR Schulden der Kölner abgezahlt, die restliche 1 Mrd EUR deckt die Transaktionskosten und einen großen Teil der 2 Mrd EUR für den Kauf der Unitymedia-Aktien.

Um die Finanzierungslücke von etwas mehr als 1 Mrd EUR zu stopfen, werde Liberty Global zum einen Wandelanleihen über 750 Mio USD begeben, zum anderen eigene Aktien von rund 128 Mio USD verkaufen. Beides zusammen entspricht zum aktuellen Kurs rund 590 Mio EUR. Nur die dann noch verbleibende Finanzierungslücke muss Liberty Global mit eigenem Geld schließen.

Dank der Synergien, die sich Liberty Global nach der vollen Integration der Unternehmen verspricht, werde sich der effektive Kaufpreis zudem um weitere rund 11% verringern und dann nur noch das 6,6-fache des geschätzten bereinigten EBITA für 2010 ausmachen, wie der US-Konzern mitteilte. Welche konkreten Erwartungen an die Synergieffekte das Unternehmen hat, wollte der Senior Vice President in der Telefonkonferenz nicht erläutern. Liberty-Global-CEO Fries allerdings rechnet sich "substanzielle Synergien etwa im Bereich Einkauf oder Netzwerkbetrieb" aus.

Den Abschluss der Übernahme erwarten die Amerikaner für die erste Hälfte des kommenden Jahres, vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. John Malone, Vorstandsvorsitzender der Muttergesellschaft Liberty Media, hat durchaus Erfahrung mit deren Widerstand. Im Jahr 2002 scheiterte am Kartellamt seine geplante Übernahme von Kabelnetzen der Deutschen Telekom.

Bislang gehört Unitymedia den Finanzinvestoren BC Partners und Apollo Management. Sie hatten Deutschlands zweitgrößten Kabelnetzbetreiber 2003 für 1,5 Mrd EUR gekauft. Ende September zählte das Unternehmen im Kabelbereich rund 6,4 Mio Abonnements.

Webseiten: www.unitymedia.de www.lgi.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires; +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/has Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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