UPDATE: Linde erwartet Umsatz und Ergebnis 2009 unter Vorjahr

03.08.2009
(NEU: Weitere Aussagen des Unternehmens, Analysteneinschätzung, Aktienkurs) Von Heide Oberhauser-Aslan Dow Jones Newswires

(NEU: Weitere Aussagen des Unternehmens, Analysteneinschätzung, Aktienkurs) Von Heide Oberhauser-Aslan Dow Jones Newswires

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Gase- und Anlagenbaukonzern Linde hat nach einem deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Quartal seinen Jahresausblick konkretisiert und dabei seine Ziele zurückgenommen. Das Rekordniveau des Vorjahres bei Umsatz und Ergebnis sei nicht mehr erreichbar, teilte der Münchener DAX-Konzern am Montag mit.

Bisher hatte Linde für den Konzern nicht ausgeschlossen, dass bei Umsatz und Konzernergebnis das Vorjahresniveau noch erreicht wird, zugleich aber auch einen Umsatz- und Ergebnisrückgang für möglich gehalten. Sollte sich die konjunkturelle Belebung allerdings weiter stabilisieren, rechne der Konzern im zweiten Halbjahr mit einer besseren Geschäftsentwicklung als in der ersten Jahreshälfte, hieß es nun.

Die Profitabilität des Konzerns konnte Linde dank umfangreicher Kostensenkungsmaßnahmen trotz deutlicher Volumenrückgänge in den ersten sechs Monaten festigen. Auf Konzernebene betrug die Kennziffer im ersten Halbjahr 20,2% nach 20,1% im Vorjahr. Im zweiten Quartal verbesserte sich die Marge auf 20,4% von 19,6% im Vorjahreszeitraum. Mit dem Programm zur Prozessoptimierung und Produktivitätssteigerung HPO will Linde von 2009 bis 2012 Kosten von 650 Mio EUR bis 800 Mio EUR einsparen.

Nach früheren Angaben will Linde 2009 bereits 200 Mio EUR an Einsparungen realisieren und im Rahmen des Programms weltweit 3.000 Arbeitsplätze abbauen. Diesem Ziel scheint Linde mittlerweile schon nahe gekommen zu sein. Wie dem Halbjahresbericht zu entnehmen ist, hat Linde im Konzern im ersten Halbjahr bereits 2.742 Arbeitsplätze abgebaut. Der größte Anteil entfiel mit 2.296 auf die Gasedivision.

"Unsere Maßnahmen zur nachhaltigen Produktivitätssteigerung greifen", sagte Vorstandsvorsitzender Wolfgang Reitzle. "Zugleich sehen wir in unserem Gasegeschäft vereinzelt erste Anzeichen für eine leichte Erholung der Nachfrage", erklärte der Manager. Trotzdem bleibe die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung mit vielen Unsicherheiten behaftet, die Krise sei noch nicht vorbei.

Nachfrageeinbußen infolge der Rezession hatten im zweiten Quartal zu einem Umsatz- und Ergebnisrückgang geführt, der jedoch im Rahmen der Analystenerwartungen lag. Im Vergleich zum Vorquartal sind die Zahlen aber besser ausgefallen. Der Umsatz fiel auf 2,781 (Vorjahr 3,339) Mrd EUR, von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten mit 2,82 Mrd EUR gerechnet. Das Ergebnis nach Steuern und Anteilen ging auf 133 (215) Mio EUR zurück, geschätzt wurden 119 Mio EUR. Das operative Konzernergebnis ging auf 566 Mio von 656 Mio EUR zurück; der Konsens lautete auf 560 Mio EUR.

Rückgänge auf Jahressicht musste Linde im zweiten Quartal auch in der Gasesparte hinnehmen. Der Umsatz ging auf 2,193 (Vorjahr 2,408) Mrd EUR zurück. Das operative Ergebnis fiel auf 592 Mio von 608 Mio EUR im Vorjahr.

In der Gasedivision hält Linde mittlerweile im Gesamtjahr das Umsatz- und Ergebnisniveau des Vorjahres für nicht mehr erreichbar. Mit Blick auf die sich abzeichnenden konjunkturellen Erholungstendenzen erwarte Linde in der Gasedivision aber im zweiten Halbjahr einen besseren Geschäftsverlauf als in den ersten sechs Monaten, hieß es.

In der Engineering-Division ging der Umsatz im zweiten Quartal auf 564 (Vorjahr 869) Mio EUR deutlich zurück. Das operative Ergebnis fiel auf 45 Mio von 79 Mio EUR. Die operative Marge rutschte auf 8% ab, nach 9,1% im Vorjahr. In der Engineering-Division geht Linde weiterhin davon aus, dass neue Auftragseingänge nicht ausreichen werden, um 2009 das Umsatzniveau des Vorjahres zu erreichen.

Der nach wie vor hohe Auftragsbestand bilde eine gute Grundlage für eine vergleichsweise stabile Geschäftsentwicklung in den kommenden 18 bis 24 Monaten, erklärte Linde. Allerdings spüre auch der Großanlagenbau die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. So komme es beispielsweise zu Verschiebungen bei der Vergabe von Neuprojekten, erläuterte Linde. Bei der operativen Marge der Engineering-Division sei 8% nach wie vor die Zielgröße, bekräftigte das Unternehmen. Mit "besser als von mir erwartet", kommentiert Eggert Kuls, Analyst bei M.M. Warburg, die Zahlen von Linde zum zweiten Quartal. "Allerdings habe ich auch am unteren Rand des Konsens gelegen", sagte der Analyst. Besonders positiv habe ihn die Gas-Sparte überrascht, wo die operative Marge sowohl über dem Wert des Vorquartals als auch über dem des Vorjahresquartals gelegen habe. "Es sieht so aus, als ob sich das Geschäft erholt", sagt Kuls.

Dass das Unternehmen seine Ziele für das Gesamtjahr zurückgenommen habe, überrasche ihn nicht, da die alte Guidance unter dem Vorbehalt einer massiven konjunkturellen Erholung gestanden habe. Kuls stuft die Aktien von Linde derzeit mit "Kaufen" ein, beim Kursziel von 72 EUR sieht er nach den Zahlen "Luft nach oben".

Die Linde-Aktie reagierte deutlich positiv auf die Aussagen des Unternehmens. Das Papier notierte um 10.23 Uhr mit 4,2% im Plus bei 69,03 EUR.

Webseite: http://www.linde.com -Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/brb Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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