UPDATE: MAN steigert dank Rückenwind aus Brasilien operativen Gewinn

29.04.2010
(NEU: weitere Details, Hintergrund)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Lkw- und Motorenbauer MAN hat dank eines erheblichen Rückenwindes aus dem boomenden brasilianischen Markt im ersten Quartal seinen operativen Gewinn deutlich gesteigert. Das operative Ergebnis stieg im Zeitraum zwischen Januar und März um 28% auf 128 Mio EUR, wie der DAX-Konzern am Donnerstag mitteilte. Bei den Erwartungen für das laufende Jahr wurden die Münchener erneut wenig konkret.

Die Auftragseingänge, die ein wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung sind, legten zwischen Januar und März gegenüber dem extrem schwachen Vergleichszeitraum um 54% auf 3,52 Mrd EUR zu, der Umsatz um 22% auf 3,12 Mrd EUR.

Vor Steuern verdiente MAN 69 (Vorjahr: 80) Mio EUR. Der Nettogewinn gab deutlich nach: Unter dem Strich und nach Dritten verdienten die Münchener nur noch 48 (179) Mio EUR, da im Vorjahr ein Mehrheitsanteil an dem Anlagenbauer Ferrostaal verkauft wurde, was zu einem Sondererlös in dreistelliger Millionenhöhe geführt hatte.

Analysten hatten mit Neubestellungen von 3,19 Mrd EUR, Einnahmen von 3,03 Mrd EUR und einem operativen Gewinn von 131 Mio EUR gerechnet.

In den ersten drei Monaten des Jahres profitierte MAN massiv von der starken Entwicklung des Brasiliengeschäfts, das die Münchener Anfang 2009 von ihrem Großaktionär Volkswagen für rund 1,2 Mrd EUR übernommen hatten. MAN Latin America wurde im Auftaktquartal 2009 noch nicht in den Büchern erfasst und trug nun 716 Mio EUR zum Umsatz der Münchener bei und 70 Mio EUR zum operativen Gewinn.

Das Brasiliengeschäft bildet gemeinsam mit der "alten" Nutzfahrzeugsparte den Geschäftsbereich "Commercial Vehicles", in dem die Einnahmen um gut ein Drittel auf 2,17 Mrd EUR zulegten und der operative Gewinn 13 (5) Mio EUR.

Das nach der neuen Berichtsstruktur zweite Geschäftsfeld heißt "Power Engineering". In dem Segment, in dem die fusionierte MAN Diesel & Turbo sowie die Getriebesparte Renk aufgegangen sind, wurden974 Mio EUR erlöst und 118 (132) Mio EUR Gewinn erwirtschaftet.

Der Markt hatte angesichts der starken Zahlen, die die MAN-Konkurrenz in den vergangenen Tagen vorgelegt hatte, eine deutliche Gewinnsteigerung erwartet. Der weltgrößte Lkw-Hersteller Daimler schrieb zwischen Januar und März einen operativen Gewinn von 130 Mio EUR und verdreifachte vor einigen Tagen das Gewinnziel für 2010.

Auch die schwedischen Wettbewerber Volvo und Scania ließen sich bereits in die Bücher für das erste Quartal schauen. Die weltweite Nummer Zwei, Volvo, konnte nach sechs verlustreichen Quartalen in Folge entgegen den Erwartungen einen operativen Gewinn von 2,80 Mrd EUR einfahren, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 4,53 Mrd SEK zu Buche geschlagen hatte. Der Volkswagen-Tochter Scania gelang es, den operativen Gewinn auf 2,13 Mrd SEK fast zu vervierfachen.

Im vergangenen Jahr hatte die Lkw-Branche massiv unter der Wirtschaftskrise gelitten. Die Bestellungen von MAN waren um fast ein Drittel eingebrochen. Im Nutzfahrzeuggeschäft sogar um mehr als 40%. Die wichtigsten Konkurrenten hatten allesamt tiefrote Zahlen geschrieben. Die Bayern hatten daraufhin ein umfassendes Sparprogramm gestartet. 2009 sanken die Kosten dank des Maßnahmenpakets um mehr als 700 Mio EUR.

Bei den Erwartungen für das laufende Jahr blieb MAN wenig konkret. Die ersten Anzeichen einer Erholung im europäischen Nutzfahrzeugmarkt auf niedrigem Niveau sollten sich 2010 fortsetzen, hieß es von den Münchenern. MAN Latin America werde aufgrund der positiven Marktentwicklung in Brasilien weiterhin ein stabiler Ergebnisträger bleiben. Sollte der Positivtrend auf den europäischen Nutzfahrzeugmärkten anhalten, werde sich das Geschäftsfeld Commercial Vehicles weiter verbessern.

Im Geschäftsfeld Power Engineering rechnet MAN mit einem weiter niedrigen, aber stabilen Auftragsniveau. Dank des hohen Auftragsbestands soll hier die Zielrendite von 8,5% aber übertroffen werden. Auf Konzernebene erwartet MAN eine "Fortsetzung des positiven Trends".

Das Management um den neuen Vorstandssprecher Pachta-Reyhofen hatte auf der Bilanzpressekonferenz Mitte Februar für 2010 ein stabiles operatives Ergebnis in Aussicht gestellt. 2009 hatte MAN operativ trotz der schweren Krise noch gut eine halbe Milliarde Euro verdient - fast drei Viertel weniger als noch 2008. Netto waren die Münchener aufgrund von Abschreibungen und Kosten im Zusammenhang mit der Schmiergeldaffäre sogar in die roten Zahlen gerutscht.

Webseite: www.man.de - Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/kla Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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