UPDATE: MAN steigt bei chinesischem Wettbewerber Sinotruk ein

15.07.2009
(NEU: mehr Samuelsson, Analyst, Hintergrund, Aktienkurs) Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES

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MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller MAN will im boomenden China Fuß fassen und steigt dazu beim lokalen Marktführer Sinotruk ein. Die Münchener wollen für 560 Mio EUR 25% plus eine Aktie an dem Hersteller schwerer Lkw erwerben, wie die MAN SE am Mittwoch mitteilte. Im Rahmen einer engen Zusammenarbeit überlässt MAN den Chinesen die Lkw-Technologie inklusive Motoren, Fahrzeuggestellen und Achsen als Basis für die Produktion einer neuen Modellreihe für rund 85 Mio EUR für die kommenden Jahre. Die Chinesen sollen sich dafür um Produktion und Vertrieb kümmern.

Sinotruk verkaufte im vergangenen Jahr mehr als 100.000 Lastwagen. In der Volksrepublik stammt jeder fünfte schwere Lkw aus den Fabriken des in Hongkong ansässigen Unternehmens. MAN erwartet die Zustimmung der chinesischen Regierung zu dem vereinbarten Einstieg in den kommenden Monaten.

Sinotruk soll mit Hilfe der Deutschen ein robustes, hochwertiges Lkw-Modell entwickeln, das durch die Produktion vor Ort rund 40% billiger ist als ein MAN-Truck in Europa. Um die Kooperation zu begleiten, strebt MAN vier der insgesamt 17 Sitze im Sinotruk-Aufsichtsrat an. Zudem wollen die Deutschen ihren chinesischen Partner im Management unterstützen.

Der Einstieg des DAX-Konzerns erfolgt zu 22% über eine Kapitalerhöhung, erklärte MAN-Vorstandsvorsitzender Hakan Samuelsson in Hongkong. Das Geld fließe der teilweise von Peking kontrollierten Sinotruk also direkt zu und könne investiert werden. Die restlichen 3% erwerbe MAN über die Börse. Mit dem Kaufpreis zahlen die Münchener gut ein Fünftel mehr als den durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen 60 Tage.

Sinotruk sei hoch profitabel und finanziell stark, sagte Samuelsson. Nach Angaben von MAN erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr 2,5 Mrd EUR Umsatz und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 122 Mio EUR. Es sei nicht geplant, den Anteil in absehbarer Zeit aufzustocken, sagte Samuelsson.

MAN will seit längerem seine Lkw-Präsenz auf dem wachsenden chinesischen Markt ausbauen. Der Einstieg bei Sinotruk ist bereits der zweite Versuch, nachdem die Münchener vor mehr als zehn Jahren schlechte Erfahrungen mit einem Gemeinschaftsunternehmen gemacht hatten. Vor der nun verkündeten Einigung mit Sinotruk hatte MAN mehr als ein Jahr lang Gespräche über den gemeinsamen Bau und Vertrieb von Lastern, Lkw- und Marinemotoren sowie Komponenten mit dem chinesischen Konzern Weichai geführt.

Eerik Budarz vom Bankhaus Metzler sieht für MAN bei dem Einstieg in China Vor- und Nachteile: "Bei einem erwarteten Wirtschaftswachstum in China von 8% ist es grundsätzlich positiv, dass MAN auf diesem Markt stärker Fuß fasst", sagte der Analyst im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Der Preisdruck sei durch die Konkurrenz in der Volksrepublik jedoch hoch. Zudem bestehe die Gefahr eines "gewissen Know-how-Abflusses".

An der Börse wurde der Einstieg des DAX-Konzerns in China positiv aufgenommen. MAN-Aktien kletterten am Nachmittag um 3,8% auf 46,05 EUR und stiegen damit starker als der sehr feste Gesamtmarkt.

Webseite: www.man.eu -Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 112, katharina.becker@dowjones.com (Benjamin Krieger aus Frankfurt hat zu diesem Artikel beigetragen.) DJG/kat/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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