UPDATE: MAN stellt sich auf länger andauernde Krise ein

03.12.2008
(NEU: Ausbau des Dieselmotorengeschäfts) Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES

(NEU: Ausbau des Dieselmotorengeschäfts) Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Nutzfahrzeughersteller und Maschinenbauer MAN AG stellt sich auf eine länger anhaltende Wirtschaftsflaute ein. Die Krise werde mit voraussichtlich zwei bis zweieinhalb Jahren deutlich länger dauern als ein normaler Abschwung, sagte der Vorstandsvorsitzende des Lkw-, Bus- und Motorenproduzenten, Hakan Samuelsson, am Dienstagabend in München. "Es gibt keinen Grund, davon auszugehen, dass es schnell besser wird." Der Konzern müsse daher sofort reagieren.

Im kommenden Jahr rechnet der Münchener Konzern mit rund einem Drittel weniger Umsatz im Kerngeschäft mit Nutzfahrzeugen. Entsprechend sollen in der Lkw-Produktion die Kosten um 30% sinken, um dennoch eine Mindestrendite von 6,5% zu erwirtschaften, sagte Samuelsson. "Im ersten Halbjahr sind 40 bis 50 Schließtage eingeplant."

Bei dem Lkw-, Bus- und Motorenproduzenten stehen die Bänder in den drei deutschen Werken angesichts der gesunkenen Nachfrage nach Lkw bereits über Weihnachten vier Wochen still. Zudem will sich der Konzern von den meisten der knapp 3.400 Leiharbeiter bis Jahresende trennen. Für das erste Halbjahr 2009 kündigte MAN bereits Kurzarbeit an. Entlassungen seien aber "noch kein Thema", sagte Samuelsson.

Die Hersteller von Lkw, Bussen und Transportern stellen sich auf düstere Zeiten ein. Im kommenden Jahr dürfte nach Schätzungen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) selbst der letzte verbliebene Wachstumsmarkt Südamerika einbrechen. In Westeuropa rechnet die Branche demnach mit einem Minus zwischen 10% und 17% bei schweren Lkw. Weltweit könnte der Rückgang der Lkw-Verkäufe zwischen 4% und 11% liegen. Einziger Lichtblick dürfte aufgrund vorgezogener Käufe vor Inkrafttreten der verschärften Umweltnormen 2010 die USA sein. Auf dem Markt ist MAN jedoch nicht aktiv.

Samuelsson hatte bereits Ende Oktober eingeräumt, dass die Neubestellungen für Nutzfahrzeuge in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen, sich teilweise sogar halbiert hätten. Für das Gesamtjahr rechnet MAN nun mit einem Zehntel weniger Aufträge als 2007. Die Münchener mussten daraufhin ihre ursprünglichen Ziele für das laufende Jahr anpassen.

MAN will vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Flaute bei Lkw-Verkäufen sein Geschäft mit Marine- und Kraftwerksmotoren ausbauen. Diese Antriebe sollen nicht länger ein Abfallprodukt des Lkw-Motorengeschäfts bleiben, sagte der Vorstandsvorsitzende des Geschäftsbereichs MAN Diesel SE, Georg Pachta-Reyhofen. "Wir wollen das Geschäft konsequent ausbauen." Damit werde MAN vor allem den Konkurrenten Tognum angreifen, sagte Pachta-Reyhofen.

Das Geschäft mit Motoren für Containerschiffe, Yachten, Fähren oder Kraftwerke mit einem jährliche Umsatz von derzeit 250 Mio EUR solle dazu aus dem Bereich Nutzfahrzeuge zu MAN Diesel wechseln. Die Einnahmen könnten sich in den kommenden fünf Jahren verdoppeln, prognostizierte Pachta-Reyhofen.

Das Geschäft mit Dieselmotoren für Kraftwerke laufe derzeit vor allem dank der hohen Nachfrage aus Schwellenländern noch gut, sagte Samuelsson. Es gebe auch keine Stornierungen wie vereinzelt im Bereich Marine.

MAN sieht in der aktuellen Wirtschaftskrise die Banken in der Pflicht. "Für unsere Kunden ist es deutlich schwieriger und teurer geworden, Kredite zu bekommen", sagte Samuelsson. Teilweise würden die Geldhäuser Kreditzusagen für die vorwiegend mittelständische Kunden und Zulieferer wieder zurückziehen.

Trotz anders lautender Beteuerungen der Banken habe sich die Kreditklemme in den vergangenen Tagen und Wochen nicht gebessert, sagte MAN-Finanzvorstand Karlheinz Hornung. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hatte am Dienstag gesagt, es gebe in Deutschland keine Kreditklemme. Der Bankmanager hatte zudem versichert, die Institute hätten weiterhin ein Interesse daran, den Mittelstand zu stärken.

Webseite: http://www.man.eu -Von Katharina Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 112, katharina.becker@dowjones.com DJG/kat/brb

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