UPDATE: Personalkonflikt spaltet Hauptversammlung der Telekom

03.05.2007
(NEU: Rednerbeiträge, Hintergrund)

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Von Stefan Paul Mechnig

Dow Jones Newswires

KÖLN (Dow Jones)--Im Konflikt um den Personalumbau bei der Deutschen Telekom AG sind die Standpunkte von Arbeitnehmern und Aktionären auf der Hauptversammlung hart aufeinander geprallt. Die Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden René Obermann zu dem Thema wurden aus den Reihen der 8.500 Teilnehmer am Donnerstag in Köln mit Pfiffen und Buhrufen quittiert.

Belegschaftsvertreter warfen dem Management schwere Versäumnisse vor, die jetzt die umstrittene Umstrukturierung erzwängen. Dagegen äußerten institutionelle Anleger Unterstützung für die Pläne des Vorstands, die Kosten durch Ausgliederung von rund 50.000 Service-Mitarbeitern zu senken.

Obermann zeigte Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten vor Einschnitten, betonte aber erneut, dass die Gründung der Subunternehmen unumgänglich sei, um die Konditionen in Call-Centern und Technik an das Marktniveau anzupassen.

Zugleich signalisierte der Vorstandsvorsitzende erneut Gesprächsbereitschaft an die Adresse der Gewerkschaft ver.di, die die geplante Gehaltskürzung und Arbeitszeitverlängerung ablehnt und am (morgigen) Freitag über einen Streik entscheiden will. "Die Tür für eine Einigung mit ver.di bleibt offen", betonte Obermann. Er machte aber auch klar, dass die Telekom notfalls Servicebereiche verkaufen müsse.

Bei der Veräußerung von Randaktivitäten ist der Bonner Konzern nach Obermanns Worten vorangekommen. Neben den laufenden Verhandlungen über die Trennung von der französischen Internettochter Club Internet seien der Ausstieg aus der Immobiliengesellschaft Sireo und die Abgabe von zwei Immobilienkomplexen vereinbart worden. Alles in allem seien damit Erlöse im oberen dreistelligen Millionenbereich in Sicht.

Operativ stehe dem Unternehmen noch eine Menge Arbeit bevor - die Finanzziele für dieses Jahr seien angesichts anhaltender erheblicher Verluste von Festnetzanschlüssen "kein Selbstläufer", unterstrich der Vorstandsvorsitzende.

Scharfe Kritik musste er sich von Belegschaftsaktionären anhören. Das Management habe es trotz 18 Umstrukturierungen der Festnetzsparte in zehn Jahren nicht geschafft, für eine einheitliche EDV zu sorgen, kritisierte Betriebsrätin Cornelia Dubbel, die nach eigenen Angaben mehr als 1,7 Mio Aktien vertritt. Teilweise müssten Mitarbeiter mit 16 IT-Systemen gleichzeitig hantieren. So sei kein produktives Arbeiten möglich. Statt hier Maßnahmen zu ergreifen, werde nur erneut versucht, die Probleme der Telekom auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen. "Dieser Crash-Kurs fährt das Unternehmen an die Wand", warnte Dubbel.

Wenig Verständnis für die Haltung von Betriebsräten und Gewerkschaft, die parallel zur Hauptversammlung bundesweit rund 15.000 Beschäftigte zu Warnstreiks aufgerufen hatten, äußerten die Redner der großen Aktionärsvertretungen. So gab Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu bedenken, dass die geplanten Gehaltskürzungen über zweieinhalb Jahre gestreckt würden und die geforderte Anhebung der Wochenarbeitszeit auf 38 Stunden anderswo längst üblich sei. "Warum man dagegen zum Streik aufruft, erschließt sich einem normal denkenden Menschen nicht", sagte Schmitz.

"Sie haben den Stier bei den Hörnern gepackt. Lassen Sie ihn bitte nicht los - ansonsten kommt die T-Aktie auf keinen grünen Zweig mehr", appellierte der Aktionärsvertreter an die Adresse des Vorstandes. Auch der Geschäftsführer der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS, Klaus Kaldemorgen, bekundete Unterstützung für die Ausgründungspläne. "Unverständlich ist, dass von Seiten der Gewerkschaft keine Bereitschaft zu erkennen ist, auf nicht marktkonforme Monopolprivilegien zu verzichten", rügte der Fondsmanager.

Außerdem forderte er den Vorstand eindringlich auf, die Schwäche der Telekom auf dem deutschen Heimatmarkt zu beheben. Hier verliere der Konzern nicht nur in einem besorgniserregenden Maße normale Telefonanschlüsse, sondern laufe auch Gefahr, vom Wachstumsmarkt DSL abgeschnitten zu werden. Solange die Kapitalkosten im Inland nicht verdient würden, solle die Telekom von Übernahmen jenseits der Grenzen absehen. Entsprechende Ambitionen würden von der DWS mit Sorge verfolgt, sagte Kaldemorgen.

Webseite: http:www.telekom.de

-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires; +49 (0)211 - 13872 13,

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