UPDATE: Private Investorengruppe Medfort kauft PrimaCom-Netz

05.07.2010
(NEU: Aussagen Medfort, PrimaCom-Management)

(NEU: Aussagen Medfort, PrimaCom-Management)

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der deutsche Kabelnetzbetreiber PrimaCom verliert nur wenige Stunden nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens sein Kabelnetz. Der gesamte operative Geschäftsbetrieb und zahlreiche Beteiligungen der PrimaCom AG wurden an eine Gruppe privater Investoren verkauft, wie der Insolvenzverwalter am Montag mitteilte. Käufer sei die luxemburgische Investmentgesellschaft Medfort S.à.r.l. Die Pfandrechtgläubiger haben der Übernahme zugestimmt.

Das operative Geschäft der PrimaCom AG ist in der PrimaCom Management GmbH gebündelt. Diese sollte heute in Berlin versteigert werden, durch den Verkauf an Medfort ist die Versteigerung allerdings hinfällig, wie Insolvenzverwalter Hartwig Albers am Mittag mitteilte. Am Montagmorgen war das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

Mit dem Verkauf des Kabelnetzes verbleibt die PrimaCom AG nur noch als leere Hülle. Die Aktiengesellschaft werde nun wahrscheinlich liquidiert, erläuterte ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Der Insolvenzverwalter machte keine Angaben, wie viel der Verkauf des PrimaCom-Netzes mit seiner rund eine Million angeschlossenen Haushalten einbringt.

Als Geschäftsführer von Medfort wurden Lars Ruppert und Wolf Waschkuhn bestellt, beide Partner der Münchner Unternehmensberatung One Square Advisors, die Medfort bei der Übernahme beraten hat. Bei Medfort handelt es sich um eine von den Kreditgebern und den bisherigen Mehrheitsgesellschaftern unabhängige Finanz-Holding privater Investoren, wie die PrimaCom Management GmbH mitteilt.

Michael Dorn, Sprecher der Geschäftsführung der PrimaCom-Gruppe, hält den Verkauf an die Investoren für einen "Erfolg aller Beteiligten". Sein Kollege Hans Peter Leube sieht darin für die PrimaCom-Gruppe "eine hervorragende Entwicklung". Medfort verfolgt derzeit keine Pläne, das Management der Primacom GmbH neu zu besetzen. "Wir gehen davon aus, dass die beiden heute und auch für die Zukunft das Management der PrimaCom GmbH stellen", sagte Medfort-Geschäftsführer Lars Ruppert am Montag zu Dow Jones Newswires.

Zum Kaufpreis will sich Ruppert nicht genau äußern. "Ich würde ihn aber nicht als symbolisch bezeichnen", sagt Ruppert und fügt hinzu, ein Preis von 100.000 EUR etwa wäre für ihn symbolisch. Medfort will das PrimaCom-Geschäft nun erst in die richtige Richtung und dann an den richtigen Käufer bringen, erläutert Ruppert.

Eilig hat es der Berater dabei allerdings nicht, obwohl rund 340 Mio EUR Schulden noch immer auf der GmbH lasten. "PrimaCom kann problemlos lange Zeit alleine stehen, da gibt es keinen Zugzwang in irgendeine Richtung". Marktführer Kabel Deutschland hatte bereits frühzeitig sein Interesse am Netz von PrimaCom bekundet und sieht sich dafür als "natürlicher Käufer".

Zu einer raschen Einigung wird es Ruppert zufolge aber kaum kommen. "Ich sehe noch keinen Strategen, der als Käufer sinnvoll wäre", sagt er. Aus heutiger Sicht sei es schwierig zu sagen, ob als Käufer eher ein Kabelnetzbetreiber oder ein Finanzinvestor in Frage käme. "Ich bin mir nicht sicher, ob ein Verkauf an Kabel Deutschland oder einen anderen strategischen Investor unproblematisch wäre", sagt Ruppert mit Blick auf die kartellrechtlichen Hürden.

Webseite: www.primacom.de -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/jhe

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