UPDATE: Rheinmetall sieht sich auf dem Weg zu alter Stärke

23.03.2010
(Zusammenfassende Berichterstattung)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer Rheinmetall stellt sich nach dem überstandenen Krisenjahr wieder auf Wachstum ein. "Wir wollen schon in diesem Jahr wieder unser früheres Ertragsniveau erreichen", sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Eberhardt am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz des MDAX-Konzerns am Firmensitz in Düsseldorf.

"Die starke Defence-Sparte bleibt auf einem profitablen Wachstumspfad, und in Automotive werden wir von einem erheblich gesenkten Break-Even-Punkt sowie von der branchenweiten Erholung unmittelbar profitieren".

Im Verteidigungssegment hält der Manager ein Umsatzplus von mehr als 5% für möglich, den operativen Gewinn will Rheinmetall in dem krisenresistenten Geschäftsbereich erneut steigern. 2009 hatten die Düsseldorfer in der Defence-Sparte knapp 1,9 Mrd EUR erlöst und operativ 215 Mio EUR verdient.

Im Autozuliefergeschäft, der Sparte Kolbenschmidt Pierburg, peilt der MDAX-Konzern ein Einnahmenplus von mehr als 10% an. Zudem sollen in dem krisengebeutelten Segment dank des strikten Sparkurses vor Zinsen und Steuern wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Bei um mehr als einem Viertel eingebrochenen Einnahmen hatte die Kolbenschmidt Pierburg AG 2009 ein operatives Minus von 187 Mio EUR eingefahren.

Auf Konzernebene rechnet Rheinmetall 2010 dank Zuwächse in beiden Sparten mit einem Anstieg der Erlöse auf 3,7 Mrd EUR und einem operativen Gewinn von 220 Mio bis 250 Mio EUR. Auch unter dem Strich sollen dann wieder schwarze Zahlen stehen: Über alle Ertragsarten seien deutlich positive Vorzeichen zu erwarten, sagte Finanzvorstand Herbert Müller.

2011 sollen die Einnahmen dann erneut deutlich steigen, und auf Ertragsebene soll das Rekordergebnis aus dem Jahr 2007 getoppt werden: Vorstandsvorsitzender Eberhardt erklärte, im kommenden Jahr sei mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern zu rechnen, das deutlich über den 270 Mio EUR aus dem Jahr 2007 liegen werde.

Die Zukunftshoffnungen setzt Rheinmetall vor allem auf das Verteidigungssegment. Bis 2015 sollen die Einnahmen in diesem Segment laut Eberhardt auf 4 Mrd bis 4,5 Mrd EUR mehr als verdoppelt werden. 2009 erlöste Rheinmetall mit Wehrtechnik erstmals in der Unternehmensgeschichte mehr als im Autozuliefergeschäft.

Trotzdem wollen die Düsseldorfer an ihrer Zwei-Säulen-Strategie festhalten und Kolbenschmidt Pierburg nicht verkaufen. "Die Entwicklung der letzten fünf Jahre hat uns darin bestätigt; wir sind gut damit gefahren", sagte Eberhardt. Es habe keinen Sinn, einen zukunftsfähigen Geschäftsbereich abzustoßen, so der Manager mit Blick auf Spekulationen, Rheinmetall plane die Wandlung in einen reinen Verteidigungskonzern.

Marktteilnehmer hatten mit Spannung auf den Ausblick des MDAX-Konzerns gewartet. Branchenexperten trauen dem MDAX-Konzern dank einer Erholung der Automobilproduktion, des Trends hin zu emissionsärmeren Motoren und prall gefüllter Auftragsbücher in der Verteidigungssparte in diesem Jahr einiges zu. Analysten bezeichneten die ausgegebenen Jahresziele nun aber als konservativ und zeigten sich enttäuscht. Am frühen Mittag verlor die Rheinmetall-Aktie 2% auf 49,25 EUR.

2009 hatte Rheinmetall schwer unter der Krise in der Automobilindustrie gelitten: Der Umsatz war um 12% auf 3,42 Mrd EUR zusammengeschmolzen; der Einnahmenschwund lastete schwer auf der Ertragslage. Dank der stabilen Entwicklung im Verteidigungssegment und des strikten Sparkurses konnte sich Rheinmetall aber zumindest operativ in die schwarzen Zahlen retten.

Trotz der deutlich höher als erwarteten Kosten für die Restrukturierung von fast 140 Mio EUR erwirtschaftete Rheinmetall vor Zinsen und Steuern 2009 ein Plus 15 (Vorjahr: 245) Mio EUR. Unter dem Strich fiel erwartungsgemäß ein Verlust von 52 Mio EUR, nachdem der Konzern im Vorjahr noch 142 Mio EUR verdient hatte.

Bereits Ende 2008 hatten die Düsseldorfer in Anbetracht der nahenden Wirtschaftskrise in der Automotive-Sparte den Rotstift angesetzt. Im Zuge des im Frühjahr 2009 verschärften Sparprogramms baute Rheinmetall fast 3.000 Stellen in aller Welt ab. Vier Standorte wurden geschlossen, die Investitionen auf 70 Mio EUR halbiert. Per Ende 2009 beschäftigte der MDAX-Konzern noch 19.766 Arbeiter. Das Ausscheiden weiterer 500 Kolbenschmidt-Mitarbeiter ist bereits beschlossen.

Die Fixkosten sanken 2009 infolge des Maßnahmenpakets um 72 Mio EUR, die Gewinnschwelle bei Kolbenschmidt Pierburg kann nun schon bei einem um 300 Mio EUR geringeren Umsatz von gut 1,5 Mrd EUR erreicht werden. Vorstand Eberhardt erklärte, die schwere Wirtschaftsflaute habe ein drastisches Krisenmanagement und eine tiefgreifende Restrukturierung erfordert. Die Maßnahmen hätten zwar viel Geld gekostet, aber auch ihre Wirkung gezeigt. Schließlich seien die Mitte 2008 ausgegebenen eigenen Ertragsprognosen übertroffen worden.

Trotz des Verlustes, den Rheinmetall 2009 schrieb, können sich die Aktionäre auf eine Dividende freuen. Die Basis dafür ist laut Eberhardt die solide Finanzstruktur und die Zuversicht für die künftige Geschäftsentwicklung. Allerdings werden die Anleger zu spüren bekommen, dass das abgelaufene Jahr ein schwieriges war: Für 2009 will das Management 0,30 (1,30) EUR je Aktie ausschütten. Die Hauptversammlung am 11. Mai muss die geplante Dividende noch absegnen.

Webseite: www.rheinmetall.de -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/jhe -0 Dow Jones Newswires

March 23, 2010 08:00 ET (12:00 GMT)

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