UPDATE: Rheinmetall verordnet Autmotive-Sparte Kurzarbeit

05.12.2008
(NEU: Analysteneinschätzung, Aktienkurs)

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Von Dorothee Tschampa

DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Absatzflaute in der Automobilbranche trifft auch die Rheinmetall AG. Der Düsseldorfer Automobilzulieferer und Rüstungskonzern kündigte am Freitag Einschnitte in der Produktion sowie strengere Sparauflagen an. Mit den jetzt eingeleiteten Maßnahmen soll die operative Profitabilität der Sparte Automotive im nächsten Jahr sicher gestellt werden. Vorgesehen sind verlängerte Werksferien und Kurzarbeit.

In ersten Reaktionen werteten Analysten das Vorhaben positiv. Das Unternehmen reagiere mit dem ihm zur Verfügung stehenden flexiblen Maßnahmen, sagte Stefan Augustin von der BHF Bank. Rheinmetall wird einen Teil der Mitarbeiter bis zu vier Wochen in den Weihnachtsurlaub schicken und plant in der ersten Jahreshälfte 2009 an fast allen deutschen Automotive-Standorten Kurzarbeit. In den zurückliegenden beiden Monaten habe man sich bereits von 500 Leiharbeitern und befristet Beschäftigten getrennt, hieß es weiter.

Zudem will der MDAX-Konzern die Fixkosten im nächsten Jahr um weitere 50 Mio EUR senken und die Investitionen zurückschrauben. Das Investitionsvolumen soll 2009 deutlich unter den Abschreibungen liegen. Genauer wollte der Konzern nicht werden, jedoch sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage, im vergangenen Jahr seien 117 Mio EUR abgeschrieben worden. Die bereits vereinbarte Restrukturierung an den deutschen Standorten, von denen bis Anfang 2010 rund 250 Mitarbeiter betroffen sind, soll beschleunigt werden.

Ob die Maßnahmen ausreichen werden, ist aus Sicht von Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe in der jetzigen Situation relativ schwer einzuschätzen. Dazu müsse man die Entwicklung der Automobilindustrie im ersten Quartal 2009 abwarten. Rheinmetall ist der Auffassung, auch im Falle eines weiteren Produktionsrückgangs um abermals 15% in den für das Unternehmen besonders wichtigen Märkten Europa und USA werde das operative Geschäft noch leicht im positiven Bereich bleiben.

Eine Abspaltung der Automobilzulieferersparte, wie immer wieder von Investoren gefordert, steht laut Konzern aktuell nicht zur Debatte. Die zweite Sparte, das Verteidigungsgeschäft, läuft derzeit gut und soll auch künftig profitabel wachsen. In diesem Jahr soll die Defence-Sparte knapp drei Viertel zum Konzernergebnis beisteuern. Vor Zinsen und Steuern will der Konzern 250 Mio bis 260 Mio EUR Gewinn erzielen.

Rheinmetall stehe also nicht unter Druck, den Automotive-Bereich zu verkaufen, sagte Analyst Christian Obst von der UniCredit. Er hält es aber für richtig, dass Rheinmetall alles auf den Prüfstand stellt. Der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Klaus Eberhardt schloss nicht aus, dass Produkte oder einzelne Geschäftsfelder mit niedrigen Margen aufgegeben werden könnten.

"Wenn sich die Rahmenbedingungen etwa durch höhere Refinanzierungskosten oder wegen Unsicherheiten auf der Absatzseite verändern, müssen die Zulieferer alle Strukturen überprüfen und entscheiden, was sich noch lohnt und was nicht", so Analyst Obst. Als mögliche Geschäftsfelder, von denen sich Rheinmetall trennen könnte, nannte Analyst Augustin das Pumpengeschäft. Eine weitere Option sei die Aufgabe von Geschäftsbereichen, die direkt mit den US-Automobilhersteller in Verbindung stehen, meinte Analyst Schönell.

Der Unternehmenssprecher wollte sich noch nicht auf bestimmte Bereiche festlegen. "Das richtet sich nach der Marktentwicklung, die derzeit keiner richtig absehen kann." Auch bezüglich einer möglichen Anpassung der Werks- und Standortstruktur seien noch keine Entscheidungen gefallen. Sollte eine weitere Anpassung der Kostenstruktur notwendig werden, sind aber nach Ansicht von Analyst Gordon Schönell durchaus deutsche Standorte in Gefahr.

Der Kurs von Rheinmetall sollte nach Ansicht der Analysten von Commerzbank Corporates & Markets (CBCM) unter den neuen Zielen und den Restrukturierungsplänen nicht mehr leiden. Das Rheinmetall-Papier notierte am Freitag gegen 11.17 Uhr mit 0,2% im Plus bei 18,15 EUR.

Webseite: http://www.rheinmetall.de/ -Von Dorothee Tschampa, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 102, dorothee.tschampa@dowjones.com DJG/dct/rio

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