UPDATE: SeLoger-AR hält Springer-Gebot für zu niedrig

15.09.2010
(NEU: Aussagen des Finanzvorstands)

(NEU: Aussagen des Finanzvorstands)

Von Matthias Karpstein und Jörn Ebberg DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Medienkonzern Axel Springer stößt bei seiner geplanten Übernahme des französischen Online-Immobilienportals SeLoger auf Widerstand. Der Aufsichtsrat von SeLoger.com hat die Übernahmeofferte der Berliner von 34 EUR je Aktie als zu niedrig bezeichnet. Das Angebot entspreche weder dem Wert des Unternehmens noch seinen Wachstumsperspektiven, teilte SeLoger.com am Mittwoch mit.

Zudem sieht sich das Gremium nicht ausreichend informiert. Weder seien die Bedingungen veröffentlicht worden, zu denen Axel Springer von einer Aktionärsgruppe um die Unternehmensgründer Amal Amar und Denys Chalumeau bereits ein Aktienpaket von 12,4% gekauft hat. Noch sei über den Zeitpunkt informiert worden, zu dem das öffentliche Angebot eingereicht werden soll.

Bei den Berlinern sieht man allerdings derzeit keinen Anlass, das Übernahmeangebot nachzubessern. "Wir glauben, dass der Preis von 34 Euro einer fairen Bewertung des Unternehmens entspricht. Schließlich haben ja auch die Gründer zu diesem Preis an uns verkauft", sagte Finanzvorstand Lothar Lanz im Interview mit der "Börsen-Zeitung" (Mittwochsausgabe).

Es gebe "keinerlei Anlass, beim Preis nachzubessern", erklärte Lanz. Im Pariser Aktienhandel notierten die SeLoger-Anteilsscheine gegen 15.45 Uhr allerdings bei 38,02 EUR und damit rund 4 EUR über Springers Offerte.

Einen Bieterwettkampf um die ertragsstarke französische Börse für Wohnunganzeigen befürchtet Lanz nicht. Der Berliner Medienkonzern, der am 20. September in den MDAX aufsteigen wird, sieht laut Lanz keine Gefahr, dass ein anderer Interessent einen höheren Preis bietet.

Abgelehnt wird die 34-Euro-Offerte der Berliner nicht nur vom SeLoger-Aufsichtsrat, mit Bernard Arnault hat sich auch der größte Einzelaktionär von Beginn an gegen die Übernahmepläne gestellt. Arnault ist Eigner der Luxusholding LVMH mit Marken wie Louis Vuitton oder dem Champagner-Fabrikant Moët & Chandon und gilt als reichster Franzose. Er hält 9% an Seloger.com.

Vor rund einer Woche hatte die Axel Springer AG angekündigt, ein öffentliches Angebot zum Erwerb aller ausstehenden Aktien der Seloger.com SA vorzulegen. Das Übernahmeangebot solle "zu gegebener Zeit" bei der französischen Wertpapieraufsicht eingereicht werden, hatte es geheißen. Im digitalen Geschäft sieht das Unternehmen im Gegensatz zum klassischen Printgeschäft ein hohes Wachstumspotenzial. Aus diesem Grund hatte der Konzern zuletzt auch die Online-Jobbörse StepStone komplett übernommen.

Seloger.com wurde 1992 gegründet und betreibt sechs Immobilienportale in Frankreich. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2010 erzielte das Unternehmen mit Sitz in Paris bei einem Umsatz von 39,4 Mio EUR ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 20,5 Mio EUR, woraus sich eine entsprechende Rendite von 52% ergibt.

Webseiten: www.seloger.com www.axelspringer.de -Von Matthias Karpstein und Jörn Ebberg, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/ebb/brb

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