UPDATE: Siemens bekräftigt Plan zum Abbau von 16.750 Stellen

23.07.2008
(NEU: Weitere Aussagen Russwurm, Betriebsrat, Details, Hintergründe) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES KREFELD (Dow Jones)--Die Siemens AG hat ihre Pläne bekräftigt, weltweit rund 16.750 Stellen abzubauen. In Deutschland sei dabei eine "Größenordnung" von 5.000 Stellen betroffen, sagte Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm am Mittwoch im Anschluss an ein Treffen mit den Betriebsräten des Münchner DAX-Konzerns in Krefeld. Hier habe Siemens aber keinen "festen Headcount" im Auge, sondern lediglich die Kosten, die eingespart werden sollen.

(NEU: Weitere Aussagen Russwurm, Betriebsrat, Details, Hintergründe) Von Alexander Becker DOW JONES NEWSWIRES KREFELD (Dow Jones)--Die Siemens AG hat ihre Pläne bekräftigt, weltweit rund 16.750 Stellen abzubauen. In Deutschland sei dabei eine "Größenordnung" von 5.000 Stellen betroffen, sagte Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm am Mittwoch im Anschluss an ein Treffen mit den Betriebsräten des Münchner DAX-Konzerns in Krefeld. Hier habe Siemens aber keinen "festen Headcount" im Auge, sondern lediglich die Kosten, die eingespart werden sollen.

Der Personalvorstand bestätigte Aussagen der Arbeitnehmervertreter, nach denen der Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen soll. Russwurm bekräftigte zudem, die Kosten für den Stellenabbau möglichst im laufenden Geschäftsjahr 2007/08 verbuchen zu wollen.

Bereits am Vortag hatten der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall mitgeteilt, sich mit dem Siemens-Management auf einen Rahmen für den geplanten Stellenabbau geeinigt zu haben.

Siemens verpflichtet sich, bis Ende September 2010 keine Standorte zu schließen oder zu verlagern. Der DAX-Konzern verzichtet ferner auf einen Verkauf des Segments Industrie Montage Services (SIMS). SIMS solle integrierter Bestandteil des Unternehmens bleiben. Siemens wolle bei der Service-Tochter nun "das Profil schärfen", um das Geschäft wettbewerbsfähig aufzustellen.

Siemens hatte den ursprünglich geplanten Verkauf von SIMS damit begründet, dass die Tochter strategisch nicht mehr ins Konzernportfolio passe, da sie ein zunehmend preissensitives Geschäft betreibe. Nun solle die Tochter so neu aufgestellt werden, dass sie sich künftig nicht nur über den Preis von Wettbewerbern differenzieren könne.

Siemens hatte Mitte Juli angekündigt, weltweit rund 16.750 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. In verwaltungsnahen Funktionen sollen 12.600 Stellen und in Restrukturierungsprojekten 4.150 Stellen wegfallen.

Gesamtbetriebsrat und Siemens-Management wollen die in einem Eckpunktepapier festgehaltenen Grundsätze nun bis zum 15. August konkretisieren und in die notwendigen Vereinbarungen (Interessenausgleich und Sozialplan) umsetzen.

Russwurm hofft, die dann getroffenen Vereinbarungen bis Ende August auch weitgehend vertraglich festlegen zu können. Sollte dieses gelingen, wäre es möglich, einen Großteil der Kosten für den Stellenabbau noch im laufenden Jahr zu verbuchen, sagte Russwurm und bestätigte damit entsprechende Informationen, die Dow Jones Newswires am Vortag aus unternehmensnahen Kreisen erfahren hatte.

Wie hoch die Kosten ausfallen werden, wollte Russwurm nicht kommentieren. Angesichts der ausstehenden Vereinbarungen und deren Ausgestaltung im Detail, seien alle Aussagen dazu derzeit "Spekulation".

Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ralf Heckmann verwies am Berichtstag in Krefeld darauf, dass nun im nächsten Schritt jeder einzelne potenziell betroffene Standort und Arbeitsplatz analysiert werden müsse. Deswegen könne man auch noch keine konkreten Aussagen zu der jeweiligen Anzahl der an den einzelnen Standorten betroffenen Arbeitsplätzen machen. Um entsprechende Einigungen in dem von Russwurm und den Arbeitnehmervertretern skizzierten Zeitplan zu erzielen, sei eine "gewaltige Anstrengung" notwendig.

Die geplanten Personalanpassungen insgesamt sollen "vor allem durch Altersteilzeit und vorzeitige, freiwillige Beendigungen erreicht werden". Hierzu soll ein Interessenausgleich und Sozialplan abgeschlossen werden. Siemens habe sich verpflichtet, in diesem Rahmen Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten und zu finanzieren.

Siemens will die allgemeinen Vertriebs- und Verwaltungskosten (SG&A) bis zum Jahr 2010 um absolut 10% senken. Das entspricht einer Kostenreduzierung um 1,2 Mrd auf 10,9 Mrd EUR im Geschäftsjahr 2009/10 von 12,1 Mrd EUR im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/07. Im Juli hatte Siemens bereits die davon betroffenen Arbeitsplätze beziffert und zudem weitere Restrukturierungsprojekte konkretisiert.

Das größte Restrukturierungsprojekt läuft derzeit bei der zuletzt wiederholt margenschwachen Division Mobility. Insgesamt sollen hier den früheren Angaben zufolge vornehmlich in Europa 2.500 Stellen wegfallen, davon 700 in Verwaltung und Vertrieb und rund 1.800 im Bereich Engineering und Fertigung.

Wie Siemens zuvor am Berichtstag mitgeteilt hatte, will sich das Unternehmen im Zuge der Restrukturierung von Mobility von dessen Werk in Prag mit rund 950 Mitarbeitern trennen. Die Mobility-Standorte in Deutschland und Österreich sollen aber erhalten bleiben.

Webseite: http://www.siemens.com - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30 industry.de@dowjones.com DJG/abe/jhe

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