UPDATE: Siemens fehlen nur noch 800 Mio EUR Gewinn zu Jahresrekord

29.07.2010
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Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Der Siemens-Konzern hat im dritten Quartal 2009/10 das erste Mal seit sieben Quartalen sowohl Umsatz als auch Auftragseingang im Vergleich zur Vorjahresperiode gesteigert und ist nur noch 800 Mio EUR von einem Rekordgewinn entfernt. Von April bis Juni wuchsen die Erlöse um 4% auf 19,17 Mrd von 18,35 Mrd EUR im Vorjahresquartal, wie der Münchener Technologiekonzern am Donnerstag mitteilte. Die Neuaufträge legten dabei um 22% auf 20,87 (Vorjahr: 17,16) Mrd EUR zu. Zum Ende des Quartals summierte sich damit der Auftragsbestand des DAX-Konzerns auf 89 Mrd EUR nach 84 Mrd EUR zur Geschäftsjahresmitte.

Im dritten Quartal wurden auch wieder mehr Aufträge in die Bücher genommen als abgerechnet. Die Book-to-Bill-Ratio stieg entsprechend auf 1,09 nach 0,98 im zweiten Quartal. "Solche Zuwachsraten beim Auftragseingang gab es zuletzt 2008", sagte Vorstandsvorsitzender Peter Löscher. Die starke Nachfrage habe zu einem Rekordauftragsbestand geführt.

Netto verbuchte der DAX-Konzern im Berichtszeitraum einen Gewinn von 1,41 (1,26) Mrd EUR. Die drei Sektoren Industrie, Energie und Medizintechnik kamen zusammen auf ein Ergebnis von 2,33 (1,67) Mrd EUR. Das fortgeführte Geschäft brachte 1,44 (1,22) Mrd EUR Gewinn ein.

Besonders positiv entwickelte sich mit dem Industriesektor die größte der drei Sparten. Hier stieg der Umsatz um 7% auf 8,72 (8,13) Mrd EUR, die Neuaufträge wuchsen um ein Drittel auf 8,8 (6,6) Mrd EUR und der Gewinn stieg deutlich auf 900 (534) Mio EUR.

Vor allem das kurzzyklische Geschäft mit Lichttechnik von OSRAM entwickelte sich dank wachsendem Interesse an der LED-Technologie zuletzt wieder stärker, nachdem OSRAM lange ein Sorgenkind des Konzerns war. Im dritten Quartal konnte die Division bei Umsatz (+27%) und Auftragseingang (+27%) deutlich zulegen. Auch die Industrieautomation entwickelte sich im abgelaufenen Quartal überdurchschnittlich und konnte beim Auftragseingang um 41% und beim Umsatz um 24% zulegen.

Langzykliker wie das Geschäft mit Industrielösungen und Mobilitätstechnik bereiten Siemens beim Umsatz aber noch immer Probleme, weshalb die Erlöse im Industriesektor insgesamt deutlich langsamer wachsen als der Auftragseingang. Auch die Gebäudetechnologie entwickelt sich noch nicht nach den Vorstellungen der Münchner, mit einer Marge von 5,4% lag sie im dritten Quartal unter den von Siemens angestrebten 7%. Allerdings sieht Siemens nun für seine langzyklischen Geschäfte die Talsohle erreicht.

Im Energiesektor kam Siemens sowohl in der konventionellen fossilen Kraftwerkstechnik als auch im Bereich der Erneuerbaren Energien voran, liegt aber in der Division Fossil Power noch immer unter Vorjahr. Nachdem Fossil Power im Vorquartal schwer gebeutelt wurde und bei den Neuaufträgen ein Drittel weniger als im Vorjahreszeitraum erreichte, sank der Auftragseingang nun im Quartalsvergleich noch um 14%, der Auftragseingang blieb dabei nahezu konstant (-2%).

Die Division der Erneuerbaren Energien konnte sich im dritten Quartal von einem noch härteren Rückschlag erholen. Denn nach einem Minus der Neuaufträge von 60% im zweiten Quartal ging es nun um 26% aufwärts. Der Umsatz der Division stieg dabei um 25%, das Ergebnis um 29%. Die Erneuerbaren Energien verbuchten dabei den höchsten Auftragseingang (2,27 Mrd EUR) aller Divisionen.

In der IT-Sparte SIS, die der DAX-Konzern zum Ende des Geschäftsjahres in die Eigenständigkeit schicken will, schreibt Siemens weiterhin Verluste. Im dritten Quartal fiel ein Minus von 81 Mio EUR an, im Vorjahresquartal war noch ein kleines Plus von 19 Mio EUR gelungen.

An der Prognose für das gesamte Geschäftsjahr hält Siemens weiter fest, nachdem diese erst zur Jahresmitte angehoben wurde. Beim Ergebnis der Sektoren will Siemens besser als im Vorjahr abschneiden und somit mehr als 7,5 Mrd EUR Gewinn einfahren, womit ein Rekordergebnis erzielt werden würde. Dies soll bei einem Umsatz erreicht werden, der organisch um einen mittleren einstelligen Prozentsatz schrumpft.

Nachdem Siemens in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres bereits ein Sektorenergebnis von 6,7 Mrd EUR eingefahren hat, fehlen den Münchenern zur Erfüllung ihrer Gewinnprognose nur noch 800 Mio EUR, die im vierten Quartal erreicht werden müssten. Entsprechend kündigte Löscher an, die Sektoren würden den Vorjahresgewinn "deutlich übertreffen".

Siemens profitiert neben einem starken Geschäft mit Erneuerbaren Energien und positiven Währungsumrechnungseffekten derzeit auch von den Stellenstreichungen der Vergangenheit. Die Münchner hatten Ende 2007 ein Sparprogramm präsentiert, dem insgesamt rund 17.000 Stellen zum Opfer fielen, davon 12.600 in der Verwaltung.

Webseite: www.siemens.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 - 5521 4030, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/sha

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