UPDATE: Siemens hofft auf positive Effekte der Konjunkturpakete

22.06.2009
(NEU: Details Konjunkturpakete, Solar)

(NEU: Details Konjunkturpakete, Solar)

Von Matthias Karpstein DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG will vor allem mit ihrem Umweltportfolio stark von den weltweiten Konjunkturprogrammen profitieren. Für die Geschäftsjahre 2009/2010 bis 2011/2012 werde nach einer Analyse der größten Konjunkturprogramme mit Aufträgen von rund 15 Mrd EUR gerechnet, kündigte der Münchener Mischkonzern am Montag an.

Die Aufträge aus den weltweiten Konjunkturprogrammen sollten "eine stabilisierende Wirkung auf das Siemens-Geschäft haben", sagte Vorstandsvorsitzender Peter Löscher in einer Telefonkonferenz. Es lasse sich damit zumindest in einigen Fällen teilweise der starke Rückgang im privaten Sektor abfedern, wird Löscher in einer Pressemitteilung zitiert. Man könne derzeit aber noch nicht abschätzen, ob die Konjunkturpakete ausgleichen können, was Siemens derzeit durch die Wirtschaftskrise an Aufträgen verloren geht, sagte Löscher am Montag.

Zunächst würden sich die staatlichen Finanzspritzen auf den Auftragseingang von Siemens und noch nicht auf den Umsatz auswirken. Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser erwartet wegen der notwendigen Vergabeverfahren für das Jahr 2009 noch keine nennenswerten Impulse, die "Dynamik" werde vielmehr "über die Zeit zunehmen".

Die meisten Aufträge aus den weltweiten Konjunkturpaketen erwartet Siemens in den USA. Hier rechnet der DAX-Konzern in den kommenden drei Jahren mit Aufträgen in Höhe von rund 6 Mrd EUR, davon 2 Mrd EUR "grüne Aufträge". Der Markt, der in dem Land angegangen werden kann, wird mit 85 Mrd EUR von Siemens allerdings deutlich größer eingeschätzt.

Siemens erwarte in den USA keine Benachteiligung gegenüber einheimischen Firmen bei der Vergabe von Aufträgen des Konjunkturpakets. Der Konzern sei dort mit einer großen Zahl eigener Mitarbeiter vertreten und habe vor Ort ein amerikanisches Management, argumentierte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser. "70.000 Menschen in den USA, die für Siemens arbeiten", das ist ein Wort", sagte Kaeser.

Er gehe davon aus, dass die US-Regierung für Aufträge jeweils "die Besten auswählt". Allerdings gebe es derzeit weder positive noch negative Signale, wie stark Siemens bei Aufträgen aus dem US-Konjunkturpaket berücksichtigt werden wird, erklärte Kaeser.

Aufträge für rund 2 Mrd EUR sollen aus den Konjunkturpaketen in Deutschland und China in die Bücher kommen. Brasilien werde mit 0,4 Mrd EUR viertwichtigster Markt bei Aufträgen, die aus den Stimulierungsmaßnahmen der Regierungen resultieren, erwartet Siemens.

Etwa 40% der Konjunkturpaket-Aufträge, also rund 6 Mrd EUR, sollen auf das Umweltportfolio entfallen, zu dem Siemens ihre energiesparenden Produkte wie Energiesparlampen und Windturbinen zählt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Siemens hier rund 19 Mrd EUR Umsatz erzielt, im Geschäftsjahr 2010/2011 will der Konzern Einnahmen von 25 Mrd EUR erreichen.

Siemens will sich als Vorreiter einer grünen Industrie positionieren. "Das Umweltportfolio wird mit einem jährlichen Wachstum von 10% deutlich stärker wachsen als das restliche Portfolio", sagte Finanzvorstand Kaeser. Im Markt für Offshore-Windanlagen rechnet der Konzern mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als 20%, in der Solartechnik gar von rund 24%.

Einem am Aktienmarkt immer wieder gehandeltem Einstieg beim Solarzellen-Hersteller Q-Cells gab Siemens am Montag indirekt eine Absage. Siemens sei ein Unternehmen, das die gesamte Kette von der Energieerzeugung bis zum Verbrauch abdecke. "Wir sind in dieser Kette sehr gut aufgestellt, Silizium-Chips für Solarenergie fehlen uns im Augenblick nicht", sagte Finanzvorstand Kaeser.

Siemens geht zwar davon aus, dass sich durch Aufträge aus Konjunkturprogrammen der Anteil des Umweltportfolios am Gesamtumsatz "künftig signifikant erhöht". Dennoch hat der Konzern am Montag seine Umsatzprognose für das Umweltportfolio von 25 Mrd EUR im Geschäftsjahr 2010/2011 nicht erhöht.

Webseite: http://www.siemens.de -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49(0)69 29275-106, matthias.karpstein@dowjones.com DJG/mak/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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