UPDATE: Siemens will im Healthcare-Sektor 750 Stellen streichen

29.09.2009
(Weitere Details, zusammenfassende Berichterstattung)

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Von Matthias Karpstein

DOW JONES NEWSWIRES

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Siemens AG steht vor einem Arbeitsplatzabbau in der Medizintechnik. Nach der Übernahme von drei Unternehmen in den Jahren 2006 und 2007 sollen im Zuge der weiteren Integration in den Sektor Healthcare rund 750 Stellen gestrichen werden, wie aus einer Präsentation hervorgeht, die Healthcare-Finanzvorstand Michael Sen am Dienstag vor Analysten in London gehalten hat.

Vom Stellenabbau seien alle drei Divisionen der Medizintechnik betroffen, heißt es weiter. Siemens gliedert seinen Healthcare-Sektor in die Divisionen Imaging&IT, Diagnostics sowie Workflow&Solutions.

Der Münchener DAX-Konzern hatte sein Medizingeschäft in den Jahren 2006 und 2007 durch drei Zukäufe stark ausgebaut: 2006 wurde von Bayer die Labordiagnostik für rund 4,2 Mrd EUR übernommen, im selben Jahr kam das US-Unternehmen Diagnostic Products (DPC) für etwa 1,5 Mrd EUR ins Medizinportfolio von Siemens. Im Jahr 2007 kaufte der Mischkonzern für rund 5 Mrd EUR Dade Behring.

Siemens sieht sich bei der Integration der übernommenen Diagnostikunternehmen auf gutem Weg; von den dadurch angestrebten Kostensenkungen von 500 Mio EUR bis Ende September 2010 seien bereits etwa zwei Drittel erreicht. Das letzte Drittel solle bis Ende des Geschäftsjahres 2009/10 erzielt werden, erklärten die Münchener.

Für die Integration muss Siemens aber unerwartet hohe Kosten in Kauf nehmen. Bislang war der Konzern davon ausgegangen, für 2009/10 keine Integrationskosten mehr aufwenden zu müssen. Am Dienstag teilte der Konzern nun mit, für eine zweite Stufe der Integration bis zu 100 Mio EUR im kommenden Geschäftsjahr einzuplanen. Für 2011 rechnet Siemens in der Medizintechnik zudem mit zusätzlichen Einsparungen von rund 100 Mio EUR bei seinen Vertriebs- und Verwaltungskosten.

Zufrieden ist Siemens mit der Entwicklung seines Diagnostikgeschäftes noch nicht. Vom Umsatzwachstum sei das Unternehmen enttäuscht, sagte Donal Quinn, Vorstandsvorsitzender der Healthcare-Division Diagnostics, vor Analysten in London. Als Gründe führte Quinn neben der Wirtschaftsflaute auch das aggressive Auftreten der Wettbewerber an. Sie hätten in der Integrationsphase der Siemens-Zukäufe durch niedrige Preise Marktanteile gewonnen.

Siemens werde darauf aber nicht mit einer Niedrigpreisstrategie reagieren, sondern weiterhin auf profitable Geschäfte setzen, sagte Quinn.

Healthcare-Finanzvorstand Michael Sen rechnet zudem damit, dass sich die Preissensibilität der Kunden im kommenden Geschäftsjahr verschärfen wird. Peter Löscher hat der Medizintechnik bis dahin eine Marge von 14% bis 17% vorgegeben. Im dritten Quartal lag Siemens hier lediglich bei 9,4%. Um die Zielmarge dennoch zu erreichen, habe der Konzern bereits rigorose Sparmaßnahmen ergriffen, die sich im kommenden Jahr und darüber hinaus fortsetzen würden, erklärte Sen.

Im umkämpften US-Markt muss Siemens zudem bei dem Geschäft mit bildgebenden Systemen mit weiteren Schwierigkeiten rechnen. Die von der Obama-Administration geplante Gesundheitsreform werde den Imaging-Markt schwächen, sagte Thomas Miller, CEO der Siemens-Division Workflow & Solutions, am Dienstag vor Analysten in London.

Die US-Regierung werde mit ihrer Reform versuchen, mehr Menschen zu geringeren Kosten versorgen zu können, erläuterte Miller. Darunter werde der Markt für bildgebende Systeme leiden. Kaum Auswirkungen werde es hingegen für das Diagnostikgeschäft geben. Positive Folgen der Gesundheitsreform sieht Miller für die im Medizinsektor eingesetzte Informationstechnologie.

Webseite: www.siemens.com -Von Matthias Karpstein, Dow Jones Newswires, +49 89 55214030, matthias.karpstein@dowjones.com (Philipp Grontzki hat zu diesem Bericht beigetragen.) DJG/mak/brb

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