UPDATE: Solarunternehmen hoffen in schwierigen Zeiten auf 2010

12.11.2009
(Zusammenfassende Berichterstattung)

(Zusammenfassende Berichterstattung)

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der in der Vergangenheit erfolgsverwöhnten deutschen Solarbranche haben die Nachfrageflaute, erschwerte Finanzierungsbedingungen und der teilweise immense Preisdruck im bisherigen Jahresverlauf schwer zu schaffen gemacht. Bei den meisten börsennotierten Solarunternehmen stehen Umsatzeinbußen von teilweise mehr als der Hälfte und tiefrote Zahlen sowohl auf Quartals- als auch auf Neunmonatssicht zu Buche. Auch die Aussichten für den Rest des Jahres werden wenig optimistisch beurteilt. Für 2010 mehren sich aber die Zeichen, dass sich die Lage bessern wird.

Die Branche leidet unter den Auswirkungen des boomenden Wachstums der Vorjahre. Die Kapazitäten sind ausgebaut worden, gleichzeitig hat sich neue (und oft günstigere) Konkurrenz - etwa aus China - etabliert. Mit der Bankenkrise sind größere Projekte zudem schwerer finanzierbar geworden. Dazu hat Spanien, das 2008 noch mit über 2 Gigawatt (GW) installierter Leistung der größte Markt weltweit war, für dieses Jahr für die nachfragestützenden Subventionen eine Obergrenze von 500 Megawatt (MW) festgelegt. Die in Folge gesunkenen Preise belasten die Ergebnisse.

Eines der Sorgenkinder in der Branche ist die Hamburger Conergy AG. Im dritten Quartal schrumpften die Einnahmen des TecDAX-Konzerns um mehr als ein Drittel auf 140,2 (238,7) Mio EUR zusammen. Darunter litt auch die Ertragslage: Vor Zinsen und Steuern lag der Verlust bei knapp 15 (14) Mio EUR, netto bei 20 Mio (77,5) Mio EUR. Analysten hatten den Umsatz bei 152 Mio EUR gesehen, das EBIT bei minus 14 Mio EUR und den Nettoverlust bei 19 Mio EUR. Auf Neunmonatssicht brach der Umsatz um deutlich mehr als die Hälfte ein, sowohl unter als auch über dem Strich stehen tiefrote Zahlen zu Buche.

Angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage rechnet das Solarunternehmen für das Gesamtjahr mit deutlichen Umsatzrückgang und einem operativen Verlust vor Zinsen und Steuern im mittleren bis oberen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Zwar habe die Nachfrage im dritten Quartal angezogen, doch sei die Belebung zögerlicher als erwartet ausgefallen, räumte Vorstandsvorsitzender Dieter Ammer ein. Angesichts der Schwere der Branchenkrise und der extrem schwachen Marktentwicklung zeigte sich Ammer zufrieden mit dem bisherigen Jahresverlauf.

Deutlich stärker hinter den Markterwartungen zurück blieb die sächsische Q-Cells SE. Zwischen Juli und September brachen die Einnahmen auf 184,1 (352,4) Mio EUR ein und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf minus 163,8 (plus 53,8) Mio EUR. Unter dem Strich lag der Verlust des in Bitterfeld-Wolfen ansässigen TecDAX-Konzerns bei 257,2 Mio EUR, nachdem im Vorjahr noch 72,5 Mio EUR verdient worden waren. Analysten hatten einen Umsatz von 196 Mio EUR, ein EBIT von minus 141 Mio EUR und einen Nettofehlbetrag von 156 Mio EUR erwartet.

Auf Gesamtjahressicht summieren sich die Verluste des Solarzellenherstellers unter dem Strich nun auf fast 1 Mrd EUR auf. Belastungsfaktoren waren nach Aussage von Finanzvorstand Nedim Cen in den vergangenen Monaten nicht nur das das schwierige Branchenumfeld sondern auch das umfassende Restrukturierungsprogramm sowie Abschreibungen auf Beteiligungen und wegen des massiven Preisverfalls bei Solarmodulen.

Schlimm. Das im bayerischen Sulzemoos ansässige Solarunternehmen verfehlte im dritten Quartal nicht nur die Markterwartungen deutlich, sondern musste zudem die Umsatzprognose für 2009 kappen. Die Erlöse des TecDAX-Konzerns sanken um rund 40% auf 89,7 Mio EUR, das EBIT brach auf 3,0 Mio EUR ein nach 17,6 Mio EUR im Vorjahr. Nach Steuern schrumpfte der Gewinn auf 1 Mio EUR zusammen nach 13,7 Mio EUR. Analysten hatten ein EBIT von 3,8 Mio EUR und einen Nettogewinn von 2,7 Mio EUR prognostiziert. Auf Neunmonatssicht steht nun ein operativer Verlust von mehr als 4 Mio EUR zu Buche.

Im Gesamtjahr erwartet Phoenix Solar zwar weiter ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Allerdings senkte das Unternehmen die Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf 430 Mio bis 480 Mio EUR, nachdem zuvor Erlöse von 520 Mio EUR in Aussicht gestellt worden waren. Am Markt wurde die gekappte Umsatzprognose als "versteckte Gewinnwarnung" gewertet.

Wie auch andere Solarunternehmen, rechnet Phoenix Solar allerdings im kommenden Jahr mit einer Markterholung. Q-Cells-Vorstandsvorsitzender Anton Millner sprach vom "Übergangsjahr 2009", in dem sich die Branche an die neuen Gegebenheiten anzupassen habe. Für 2010 gebe es wieder ermutigende Signale. Ziel sei es, im kommenden Jahr profitabel zu wachsen und operativ schwarze Zahlen zu schreiben, fügte Finanzvorstand Nedim Cen hinzu.

Ähnlich schätzt auch Conergy-Vorstandschef Dieter Ammer die Lage ein: "Der Trend geht in die richtige Richtung." Schon für das Schlussquartal dieses Jahres zeigte sich der Manager zumindest vorsichtig optimistisch. Dank der zu erwartenden Markterholung und dem eingeleiteten Sparmaßnahmen, will Conergy im kommenden Jahr operativ wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

Den Markt scheinen weniger die Aussagen zur Zukunft als vielmehr die enttäuschenden Zahlen zu interessieren. Die Aktien der drei im TecDAX notierten Unternehmen müssen am Donnerstag kräftige Kursabschläge hinnehmen. Den Reigen der Verlierer führt Phoenix Solar an; der Anteil verliert am späten Vormittag 4,4% auf 35,28 EUR. Die Papiere von Conergy geben um knapp 1,4% auf 0,78 EUR nach und die Q-Cells-Aktie 3,7% auf 10,95 EUR.

Webseiten: www.conergy.de www.phoenixsolar.de www.q-cells.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com (Martin Rapp und Eyk Henning haben zu diesem Bericht beigetragen.) DJG/ncs/has Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.

Zur Startseite