UPDATE: Telekom-Austria-Aktie nach Vorstandsrücktritt unter Druck

22.07.2008
(NEU: Einzelheiten, Analystenmeinung, Aktienkurs) Von Herbert Dietrichstein DOW JONES NEWSWIRES

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WIEN (Dow Jones)--Die Aktie der Telekom Austria AG (TA), Wien, ist nach dem Rücktritt von Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer im frühen Handel der Wiener Börse unter Druck geraten. Bis 10:13 Uhr gab der Kurs am Dienstag um 4,7% auf 13,13 EUR nach, während der Index ATX-20 lediglich ein Minus von 1,22% verzeichnete.

Der österreichische Telekommunikationskonzern hatte am späten Montagabend mitgeteilt, dass Fischer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Telekom Austria Group und CEO der Telekom Austria TA AG am 31. August 2008 zurücktritt. Der Manager scheide aufgrund von persönlichen Gründen aus und werde das Segment Festnetz des Telekomkonzerns zur Erleichterung des Übergangs für ein weiteres Jahr unterstützen.

Der CEO der Gruppe, Boris Nemsic, werde die Aufgaben von Fischer ab dem 1. September 2008 übernehmen. Sprecher des Unternehmens waren am Dienstag für weitere Einzelheiten nicht erreichbar.

Fischer verlässt den Konzern zu einem schwierigen Zeitpunkt. Bei der TA laufen derzeit die Bemühungen, eine Lösung für den angeschlagenen Festnetzbereich zu finden, der 2007 monatlich rund 20.000 Kunden verloren hat. Da zwei Drittel der rund 9.000 Beschäftigten in diesem Bereich unkündbare Beamte sind, sollten ursprünglich 2.500 Bedienstete in einen Beamten-Pool ausgelagert werden. Dies scheiterte am ausbleibenden Kompromiss innnerhalb der Regierung aus SPÖ und ÖVP und ist seit dem Platzen der Koalition vorerst vom Tisch.

Nunmehr versucht die TA in Verhandlungen mit dem Betriebsrat ein Paket zu schnüren, um im laufenden Jahr bis zu 1.000 und 2009 rund 700 Mitarbeiter zum freiwilligen Ausstieg zu bewegen. Unter anderem werde über höhere als die gesetzlichen Abfindungen, ein Vorruhestandsmodell sowie eine Arbeitsstiftung verhandelt.

Neben den personellen Schwierigkeiten steht für die Festnetzsparte auch die Investition in ein Glasfasernetz, das die bestehenden Kupferkabel ersetzen soll, bevor. Hierfür müsse ein dreistelliger Millionenbetrag veranschlagt werden.

Für Erste Bank-Analyst Thomas Unger ist die Situation bei der Telekom Austria schwer einschätzbar. "Ähnlich wie in ganz Europa, verliert auch der Festnetzbereich der Telekom laufend Kunden", sagte Unger. "Der Markt geht infolge dessen von Personalkürzungen aus." Unger bezeichnete den für das laufende und das nächste Jahr zur Diskussion stehenden Abbau von insgesamt rund 1.700 Stellen als möglichen positiven Auslöser für ein Ansteigen des Aktienkurses. "Eine solche Maßnahme könnte den Kurs wieder in Richtung 20,0 EUR bringen", so der Analyst.

Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass vor der vorgezogenen Nationalsratswahl am 28. September entscheidende Weichenstellungen bei der Telekom Austria, die sich noch zu 27,37% in Staatsbesitz befindet, passieren werden. Schließlich wären weitreichende Strukturänderungen bei der TA letzten Endes eine politische Frage.

Die Erste Bank hat für die Telekom Austria laut dem letzten Analysereport ein Kursziel von 17,50 EUR und die Empfehlung Halten.

Webseite: http://www.telekom.at - Von Herbert Dietrichstein, Dow Jones Newswires, +43 (1) 513 6922-13, herbert.dietrichstein@dowjones.com DJG/hed/kla

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