UPDATE: VDMA rechnet mit Ende der Talfahrt zur Jahresmitte

20.04.2009

(NEU: Details, Aussagen von Hesse, Wiechers)

HANNOVER (Dow Jones)--Trotz des heftigen Produktionsrückgangs schaut der deutsche Maschinen- und Anlagenbau zu Jahresbeginn optimistisch nach vorn. Ab Jahresmitte werde mit dem Ende der bisherigen Talfahrt bei den Auftragseingängen gerechnet, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Hannes Hesse, am Montag auf der Hannover Messe. Die Produktion lag den Angaben zufolge in den ersten beiden Monaten des Jahres um 23% unter dem Vorjahresniveau.

Aufgrund abgebauter Lager würden spätestens ab Mai im gesamten Maschinenbau wieder niedrigere Minusraten bei den Bestellungen erwartet, sagte Hesse. Außerdem sollten auch die weltweit aufgelegten Konjunkturpakete allmählich greifen und positive Impulse geben, sagte Hesse. In den ersten beiden Monaten des Jahres waren die Aufträge um 45% eingebrochen.

Hesse und VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers begründeten den Optimismus auf der Wirtschaftspressekonferez des Verbandes auch mit der Belebung, die von Kunden in Brasilien, Indien und China ausginge. Zudem rechne man mit einem Ende der "teilweise massiven Stornierungen", sagte Wiechers.

Das Ende der Talfahrt werde dennoch nicht in eine abrupte Gegenbewegung münden, erklärte Hesse weiter. "Das wird keine Blitzerholung werden", sagte der Hauptgeschäftsführer. Er rechne für Ende 2009 mit einer Branchenaktivität, die dem zuletzt vor über zwei Jahren erreichten Niveau entspreche.

Ihre Anfang April nach unten revidierte Produktionsprognose für das laufende Jahr, die einen Einbruch zwischen 10% und 20% vorhersagt, wollten die Verbandsvertreter nicht konkretisieren. "Die Bandbreite bringt unsere Unsicherheit zum Ausdruck", begründete Wiechers die Spanne.

Was ebenso wie der Produktionsrückgang feststeht, ist der Abbau von Stellen. "Es wird nicht in allen Fällen gelingen, die Krise ohne Einschnitte beim Personal zu meistern", sagte Hesse. Fraglich bleibt, wie hoch diese ausfallen werden. Momentan rechnet der VDMA mit einem Abbau von 25.000 Stellen in diesem Jahr. Dies wurde allerdings bereits vorhergesagt, als die Prognose für die Produktion noch auf ein Minus von 7% lautete.

Hesse betonte, dass die Unternehmen zu ihren Belegschaften stünden, weil sie deren Kompetenz für den zu erwartenden Aufschwung nicht riskieren wollten. Der Hauptgeschäftsführer erklärte dazu, entscheidend sei nicht der momentane Einbruch in der Produktion oder bei den Aufträgen, sondern die Perspektive. "Wenn die Krise länger dauert, dann haben wir andere Zahlen", fügte er hinzu.

Um die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung zu überstehen, sei die Versorgung mit Finanzmitteln überlebenswichtig, sagte Hesse. Zwar sähen die Verbandsmitglieder keine breite Kreditklemme, aber bei kleineren Aufträgen und großvolumigen Finanzierungen auf lange Frist gäbe es Probleme. Hesse forderte deshalb die Banken auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Auch sollten Politik und Banken pragmatische Lösungen finden, die trotz der zu erwartenden schlechteren Kreditratings die Versorgung mit Liquidität sicherstellten. Er denke dabei etwa an eine vorübergehende Aussetzung der Basel-II-Richtlinien, die bei schwächeren Ratings strengere Eigenkapitalrücklagen der Banken forderten.

Die Gefahr, dass sich die Branche langfristig auf niedrigere Produktionsmengen einstellen muss, sieht Hesse aber nicht. "Ich glaube nicht, dass große Überkapazitäten wie etwa in der Autoindustrie bestehen", sagte der Verbandsfunktionär. Diese Zuversicht gründe auf dem Technologievorsprung, den die deutschen Unternehmen innehätten. "Wer langfristig wettbewerbsfähig sein will, kommt um die Produkte unserer Unternehmen nicht herum", sagte Hesse.

Voraussetzung dafür ist, dass die Unternehmen die Krise überleben. "Wenn den Unternehmen nicht die Luft ausgeht, dann hängen wir die Konkurrenz ab", prophezeite Hesse mit Blick auf die Zeit nach dem Erreichen der Talsohle.

Im vergangenen Jahr hängten erstmals chinesische Unternehmen den Rest der Welt beim Umsatzvolumen ab. Nach Schätzungen des deutschen Branchenverbandes erzielte China ein Umsatzvolumen von 271 Mrd EUR, gefolgt von Deutschland mit 233 Mrd EUR und den USA mit 231 Mrd EUR.

Weltweit wurden im vergangenen Jahr nach Schätzungen der VDMA-Volkswirte Maschinen und Anlagen für 1,6 Bill EUR hergestellt nach 1,35 Bill EUR im Jahr davor. Derzeit geht der VDMA davon aus, dass die weltweiten Umsätze in diesem Jahr um rund ein Zehntel schrumpfen werden. Für Westeuropa wird ein Minus von 13% und für Japan ein Minus von 25% erwartet. In den USA dürfte die Investitionsflaute zu einem Umsatzrückgang von 15% führen.

Webseite: http://www.vdma.org -Von Martin Rapp; Dow Jones Newswires; +49 (0) 69 29725 104; konjunktur.de@dowjones.com DJG/mmr/kth Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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